1993 erschien mit „Day of the Tentacle“ der Nachfolger zum beliebten „Maniac Mansion“ für den PC. Zwar war dies eine Zeit, in der das Genre sein absolutes Hoch erreichte, dennoch war das Spiel dank seiner tollen Rätsel und einem unvergleichlichen Humor etwas ganz Besonderes, und für viele Adventure-Fans bis heute eines der besten Spiele überhaupt. Deshalb war der Jubel laut, als Tim Schafer bekannt gab, dass sein Studio Double Fine an einer Neufassung arbeiten würde. Seit dieser Ankündigung ist nun über ein Jahr vergangen, und das Spiel steht endlich in den Startlöchern. Ob es dabei ein fantastisches Spiel geblieben ist, oder die Überarbeitung mehr schlecht als recht ist, haben wir für euch herausgefunden.

Die verrückteste Zeitreise

Die Geschichte spielt fünf Jahre nach „Maniac Mansion“. Dr. Fred Edison hat mittlerweile die zwei Haustiere Purpur-Tentakel und Grün-Tentakel erschaffen, damit sie ihm bei diversen, verrückten Aufgaben behilflich sein können. Als Purpur-Tentakel jedoch von den giftigen Abwässern trinkt, wachsen ihm zwei Arme, und er spürt das dringende Bedürfnis, die Welt zu erobern. Zwar kann der Doktor die beiden einfangen, will sie jedoch töten. Deshalb erhält der im Vorgänger spielbare Physiker Bernard einen Brief mit der Bitte, die beiden zu retten. Kurzerhand schnappt er sich seine Mitbewohner Laverne, eine Medizinstudentin, und den Heavy Metal-Musiker Hoagie, um zurück in das Anwesen zu fahren.

Dort angekommen befreit er zwar die Tentakel, Purpur-Tentakel kann nun jedoch seinen Plan in die Tat umsetzen. Um zu verhindern, dass er jemals von den Abwässern trinkt, sollen die drei mit einer Zeitmaschine einen Tag zurück reisen, da aber nur ein falscher Diamant verbaut ist, landet Bernard wieder in der Gegenwart, Hoagie 200 Jahre in der Vergangenheit und Laverne 200 Jahre in der Zukunft, wo der bösartige Tantakel bereits die Weltherrschaft übernommen hat.

Verrückt, verrückter, Day of the Tentacle

Natürlich ist die Geschichte bei einem Adventure die halbe Miete, und glücklicherweise ist diese noch immer genauso gut wie damals. Das ist nicht allzu verwunderlich, da sich hier nichts verändert hat, dennoch ist der Humor gut gealtert, und die Charaktere sind weiterhin wahnsinnig charmant. Man möchte mit jedem einzelnen reden und jede Dialogoption durch klicken, nur um über den nächsten Witz zu lachen. Der Spieler wird tatsächlich schon fast damit bombardiert, das passt jedoch dank der allgemein verrückten Geschichte sehr gut. Vor allem die spielbaren Charaktere hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Bernard ist zwar der Kluge, allerdings auch oft genug leichtsinnig, wie er direkt zum Start beweist. Laverne ist hingegen immer etwas durcheinander, während Hoagie den harten Kerl darstellen will, was ihm  nur bedingt gelingt.

Die wahren Ikonen sind aber die Tentakel, allen voran Purpur-Tentakel. Mit einigen der besten Sprüche der Videospielgeschichte und seinem Drang, die gesamte Welt zu erobern, weiß er einer der unterhaltsamsten Bösewichte überhaupt zu sein. Zudem gibt es viele Anspielungen zu „Maniac Mansion“ und seine Charaktere. Glücklicherweise lässt sich deshalb sehr früh auf einem PC das komplette Spiel finden, weshalb man eigentlich zwei Klassiker erhält. Leider wurde „Maniac Mansion“ nicht überarbeitet und verfügt lediglich über englische Texte. Dennoch ist das eine schöne Zeitreise und eines der besten Easter Eggs aller Zeiten. Doch eine gute Geschichte kann schnell zu Nichte gemacht werden, wenn die Rätsel nicht stimmen.

Rätsel durch die Zeit

Doch auch die Rätsel sind wunderbar gelungen. Die drei sind zwar alle in unterschiedlichen Zeiten unterwegs, jedoch bedeutet das nicht, dass sie nicht miteinander agieren können. Denn diverse Handlungen in der Vergangenheit wirken sich auf die anderen Zeiten aus, was zu großartigen Rätseln führt. Zudem können so auch Gegenstände getauscht werden, sodass man immer den Überblick behalten muss. Es ist also nicht möglich, die Zeitstränge nacheinander zu beenden, was dazu führt, dass man eine sehr viel lebendigere Geschichte erlebt. Ebenfalls wirkt kein Rätsel unlösbar, dennoch sind einige sehr schwierige dabei, sodass der Titel eine perfekte Balance erreicht. Das ist in dem Genre sicherlich nicht selbstverständlich, schaut man sich einige unlogische Lösungen in anderen Vertretern an.

Die Interaktions-Möglichkeiten orientieren sich am SCUMM-System. Damals musste der Spieler einen Befehl, wie zum Beispiel „Öffne“ oder „Greife“ auswählen, um dies anschließend mit einem Objekt zu tun. Das alles wurde nun vereinfacht, denn drückt man nun den richtigen Knopf, öffnen sich um das Objekt herum kleine Blasen, die einige mögliche Optionen anbieten. Natürlich sind nicht immer alle richtig, sodass der Schwierigkeitsgrad nicht leidet. Jedoch ist die Steuerung so angenehmer und ein ewig langes hin- und her-klicken wird vermieden.

Alles besser im neuen Gewand?

Wer das Spiel startet, wird direkt die grafische Überarbeitung bemerken. Das ganze Spiel gleicht nun den Konzeptzeichnungen und erhält einen sauberen Comic-Look. Es handelt sich also ganz klar nicht nur um eine grobe Umsetzung, denn die Grafik ist bei weitem besser und dürfte auch in einigen Jahren noch zeitgemäß sein. Nicht mehr ganz so aktuell sind die Animationen, denn diese wurden nicht überarbeitet und wirken deshalb noch genauso hakelig wie zuvor. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn so sieht das Spiel wie ein interaktiver Comic aus, und über Abstürze konnten wir uns auch nicht beklagen. Zudem lassen sich einige Konzeptbilder freischalten, bei denen man dann wirklich sieht, wie nah die aktuelle Umsetzung an den ursprünglichen Planungen ist. Man könne fast behaupten, „Day of the Tentacle“ sei nun optisch das Spiel, das die Entwickler schon damals machen wollten.

Doch neben der überragenden Optik wurde auch die Musik etwas überarbeitet und klingt nun viel klarer. Wer möchte, der kann zudem jederzeit über das Touchpad des Controllers zur alten Version wechseln und sich selbst davon überzeugen, wie extrem die Unterschiede im Vergleich zur neuen Version sind. Zudem gibt es neu eingesprochene Entwicklerkommentare, die beim erneuten Durchspielen viele Einblicke in die Hintergründe geben. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es auch weiterhin, diese wurde jedoch nicht überarbeitet und klingt weiterhin sehr merkwürdig. Glücklicherweise lässt sich die Sprache umstellen, wenn man nicht hören möchte, wie damals Spiele eingesprochen wurden. Die Steuerung ist derweil vorerst ein wenig ungewohnt, man kann sich jedoch schnell daran gewöhnen, sodass nach kurzer Zeit alle Befehle leicht von der Hand gehen.