Eins der wohl beliebtesten Genres auf dem Indie-Markt sind die Rogue-likes. Jetzt hat es vor kurzem mit „Enter the Gungeon” ein weiterer Vertreter der prozeduralen Dungeon Crawler in den PlayStation Store geschafft. Ich hab den Lauf gesäubert, die Munition gezählt und bin in den Gungeon hinabgestiegen. Ob ich mich in den immer wechselnden Dungeons voller Munitionshülsen wohl gefühlt hab, erfahrt ihr in der folgenden Review.

Eine Waffe, die die Vergangenheit tötet

Die Legenden besagen, dass sich im sogenannten Gungeon eine Waffe befindet, welche die Vergangenheit verändern kann. Deshalb begeben sich immer wieder Helden in die Verliese, um die sagenumwobene Waffe zu finden aber bisher konnte niemand den Gungeon bezwingen. Die Geschichte an sich steht nicht wirklich im Vordergrund, wird aber in einem schönen Intro erzählt und auch am Ende von einem der vier Charakteren gibt es eine nette Cutscene zu bestaunen. Die Protagonisten kann man vor jedem Run frei wählen und sie haben kleine Unterschiede im Start-Equipment, die zwar keinen großen Unterschied machen aber schon bestimmen, wie man vor allem anfangs spielen sollte.

Rogue-like trifft auf Bullet-Hell

Wichtiger als die Story ist bei „Enter the Gungeon” das eigentliche Gameplay, das in der heutigen Zeit viele schon kennen sollten, falls man Binding of Isaac oder auch andere Rogue-likes-Dungeon Crawler mal gespielt hat. Man befindet sich in einem Verlies, muss verschiedene Räume durchqueren und zum Voranschreiten alle Gegner sowie die Bosse besiegen. Dabei ist das Spiel in jedem Durchlauf anders und es gibt eine Vielzahl an verschiedenen und teils auch sehr verrückten Waffen, aktiven sowie passiven Gegenstände, die vor allem anfangs immer wieder dazu motivieren, noch eine Runde zu spielen. Die große Besonderheit bei „Enter the Gungeon” ist, dass das typische Gameplay mit einem Bullet-Hell-Shooter verbunden wurde. Dadurch kommt es sehr schnell, dass der Raum mit Kugeln gefüllt wird. Das perfekte Hilfsmittel gegen die einherbrechenden Geschosse ist eine gut platzierte Rolle mit der man durch alle Projektile kommt, ohne Schaden zu nehmen.

Immer ähnlich aufgebaut

So kämpft man sich durch Raum für Raum und Ebene für Ebene. Dabei ist alles immer relativ ähnlich aufgebaut; es gibt zwar unterschiedliche Strukturen aber je nach Ebene und Raumart findet man immer wieder die gleichen Gegner, Puzzle und Extraräume. Dadurch macht sich nach wenigen Durchläufen schon etwas Ernüchterung breit, da man immer weniger Überraschungen erlebt, was das Grundkonzept des Spiels angeht. Dafür setzt „Enter the Gungeon” mehr auf den eigenen Skill anstatt auf Glück. Natürlich machen die erhaltenen Items den Lauf etwas einfacher aber mit genug Konzentration und Können kann man auch mit der Standard-Waffe den Versuch beenden. Dazu kommt, dass mehrfaches Spielen und das Erreichen der verschiedenen Ebenen durch Freischaltbares belohnt wird. Dadurch werden in der Hub-Welt nach und nach Möglichkeiten frei, wie zum Beispiel ein Shop in dem man Items kaufen kann, die ab dem Punkt dann im Gungeon gefunden werden können. Als Währung in der Hub-Welt dienen H-Mon, die von den Bossen nach ihrem Ableben fallen gelassen werden.

Herausfordender Co-op

Wer lieber zu zweit den Gungeon angeht, der darf das auch. Nach einer bestimmten Zeit kann man den Co-op-Modus freischalten bei dem der zweite Spieler die Rolle des Co-op-Kultisten übernimmt. Da dieser potenziell etwas leichter ist, als wenn man alleine spielt, haben die Entwickler einige Systeme eingebaut, die bessere Spieler belohnt. Denn Kisten haben allgemein etwas schlechteren Loot, aber sie tauchen nur dann auf, wenn beide Spieler am Leben sind. Wenn einer gestorben ist, dann taucht anstatt einer normalen Kiste ein Sarg auf, mit dem der verstorbene Spieler wiederbelebt wird. Dadurch bietet auch der Co-op eine angemessene Herausforderung, bei der man sich mit seinem Mitspieler auch schnell mal streitet – egal ob nun um den Loot oder weil schon wieder jemand gestorben ist und man so auf die nächste Kiste verzichten muss.

Typische aber sehr gute Umsetzung

Insgesamt ist „Enter the Gungeon” spielerisch ein zwar typisches Rogue-like, aber das muss nichts schlechtes heißen. Es ist immer wieder spaßig in den Gungeon hinab zu klettern, was allein schon an den knapp 190 Waffen liegt, die die Entwickler eingebaut haben. Denn neben ganz normalen Pistolen oder Schrotflinten haben sie sich ganz besondere Tötungsmaschinen ausgedacht, die ich an dieser Stelle nur ungern verraten möchte, da ein Großteil des Spaßes das Erdecken der Items ausmacht. Ansonsten bringt vor allem die Roll-Mechanik eine ordentliche Portion an Grund-Skill mit sich, wodurch die Lernkurve sich zwar anfangs etwas steil anfühlt, aber durch die intuitiven Systeme angenehm schnell absinkt. Jeder Durchlauf macht wieder Spaß und am Ende ist es meist die eigene Dummheit, die den Versuch beendet.

Überzeugende audiovisuelle Präsentation

Wo das Spiel ausnahmslos überzeugen kann, ist in der audiovisuellen Präsentation. Die Pixel-Optik versprüht einen unbeschreiblichen Charme. Jedes Objekt, jeder Gegner und die Charaktere an sich sind sehr liebevoll animiert und man möchte sie einfach knuddeln – was man tatsächlich sogar machen kann. Das Spielgeschehen kommt zwar bei zu vielen Projektilen auch mal ins Straucheln, aber es stört den Spielfluss nur marginal. Wer auf eine Mischung aus Chiptune, Elektro-Beats und deftigen Klänge steht, die einen mit Adrenalin pumpen, für den wird der famose Soundtrack ein wahrer Ohrenschmaus sein.