Die Zeit der amerikanischen Prohibition der 20er und 30er-Jahren liegt nun bereits fast 100 Jahre zurück. Eine Periode der amerikanischen Geschichte, in welcher der illegale Handel mit Alkohol blühte und die Polizei fest in der Hand der Mafia war. Was sich als optimale Zeitepoche für jedes x-beliebige Videospiel anbietet, ist bei „Blues and Bullets“ nur die Vorgeschichte, denn die Handlung des in Episodenform aufgebauten Adventures spielt einige Jahre nach dem Ende der amerikanischen Prohibition. 

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Blues and Bullets“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der Staffel

Da bei „Blues and Bullets“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Geschichte

Eliot Ness, einst Anführer der Unbestechlichen, die den berühmten Al Capone hinter Gittern gebracht haben, betreibt seit seiner Pensionierung das kleine Dinner Blues and Bullets. Von seinem alten Leben ist, außer einigen alten Zeitungsausschnitten, die über die Verhaftung von Al Capone berichteten, und seiner Verantwortung gegenüber der mittlerweile erwachsenen Tochter eines verstorbenen Kollegen, nicht viel übrig geblieben. Trotzdem ist das Blues and Bullets, gerade für Polizisten, immer noch ein beliebter Ort, um in Santa Esperanza essen zu gehen. Sein Ruhestand endet allerdings mit der Einladung eines alten Feindes, der ihn mit einem Auftrag betraut, den er einfach nicht ablehnen kann.

Prolog

Die erste Episode beginnt direkt mit einem höchst verstörenden Moment: Tief unter der Erde existiert ein dunkler Kerker, in dessen Zellen sich mehrere Kinder befinden. Den Gemütszustand der Kinder als ängstlich zu beschreiben, würde den Kern nicht einmal annähernd treffen. Sie sind in hohem Maße verstört, teilweise haben sie sich ganz in eine eigene Welt zurückgezogen. Bewacht werden sie von einer großen Gestalt mit einem Tierkopf. Fluchtversuche sind scheinbar aussichtslos, trotzdem versucht es ein junges Mädchen in einem unbeobachteten Moment. Allerdings schafft sie es nur sich in einem Kellerschrank zu verstecken, als...

Das Ende des Friedens

...die Kamera umschwenkt und wir uns im Blues and Bullets befinden. Eliot Ness steht hinter dem Tresen und bedient seine, teils freundlichen, teils unfreundlichen Gäste. Seine Spezialität ist Blaubeerkuchen. Nach einigen kurzen Gesprächen, in denen man die Tochter Alice seines verstorbenen Kollegen und ihren Chef kennenlernt, beides übrigens Polizisten, erscheint ein junger Mann mit einem Küchenmesser. Eliot bemerkt ihn rechtzeitig und wir entscheiden uns mit Geduld und Nachsicht auf ihn einzureden, um ihn von einer Dummheit abzubringen. Der junge Mann verlässt daraufhin das Blues and Bullets und wir bleiben mit dem Gefühl zurück, ein Leben vielleicht in die richtigen Bahnen gelenkt zu haben. Einen kurzen Augenblick später betritt ein weiterer Mann das Diner, legt eine Patronenhülse auf den Tresen und bittet Eliot mitzukommen.

Zurück in der Vergangenheit

Und wieder schwenkt die Kamera um, diesmal allerdings zwanzig Jahre in der Zeit zurück. Es ist Weihnachten und Eliot steht, sturzbetrunken, vor der Villa von Al Capone. Gewaltsam verschafft er sich Eintritt auf das Grundstück. Nun heißt es, aus der Deckung zu spähen und die Mafiosi einen nach dem anderen mit der Kanone beziehungsweise der Maschinenpistole auszuschalten, wodurch das Spielkonzept durch einige Rail Gun-Elemente erweitert wird. In der Villa stehen wir schließlich Al Capone gegenüber. Aber natürlich wird Eliot den Mafia-Boss nicht erschießen. Stattdessen konfrontieren wir ihn mit der Wahrheit, halten seinem Sohn eine Moralpredigt und lassen die Patronenhülse aus einem alten Fall in der Villa zurück.

Zurück in die Zukunft

Zurück im Dinner schließt Eliot sein Restaurant und folgt dem Mann, der sich selbst Milot nennt, zu dessen Wagen. An diesem Punkt ein kurzes Beispiel für den Witz der teilweise in den Dialogen steckt: Eliot spricht den Mann kurz vor der Abfahrt noch einmal an, dass er ihn irgendwoher kennen würde. Der Mann antwortet Eliot mit dem Hinweis, dass dem so sei, schließlich haben sie sich gerade schon im Dinner getroffen. Die Fahrt führt zu einer Seilbahnstation. Diese bringt einen zu einem Zeppelin-Hotel in den Wolken, indem Eliot zunächst die Aussicht genießt und sich dann zum Zimmer von Al Capone begibt. An diesem Punkt wieder ein kurzes Beispiel dafür, das sich „Blues and Bullets“ nicht ganz so ernst nimmt: Eliot trifft im chinesischen Garten des Hotels auf einen Messerwerfer. Da Eliot ihn allerdings bei seinem Auftritt ablenkt, läuft der letzte Wurf nicht ganz so wie geplant. Im Zimmer von Al Capone steht man schließlich einem sichtlich gealterten Mann gegenüber. Geld hat er zwar noch genug, aber seine Macht ist nahezu erloschen. Eliot erfährt, dass Al Capone eine Enkeltochter hat, die auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Da er mangels Vertrauen keinen seiner verbliebenen Männer einschalten kann, bittet er Eliot um Hilfe, da dieser Capone’s Sohn damals eine Moralpredigt gehalten hat. Wir nehmen den Auftrag an und verlassen das Hotel in den Wolken.

Ermittlungen in einem Mordfall

Abends sitzt Eliot in seinem Sessel als das Telefon klingelt. Am anderen Ende ist Alice mit Informationen zu einer Person, bei der er seine Suche beginnen kann. Wir entscheiden uns, sie erstmal nicht vollständig in den Fall einzuweihen. Am nächsten Tag begibt man sich mit Milot zu dem Haus eines alten Mafiosi. Gewaltsam verschaffen sich Eliot und Milot Zutritt zu dem Haus und finden den toten Hausherren aufgespießt und ohne Hände, Augen und Zähne in der Diele. Nun muss Eliot mit seinen Ermittlungen beginnen – Wie kam der Täter in die Wohnung? Gab es einen Zeugen? Welches Motiv steckt hinter der Tat? – Eliot durchsucht das Haus und setzt Hinweis für Hinweis in den richtigen Zusammenhang. Selbiges muss man in Form von Bildern machen. In der über das Haus erreichbaren Garage findet man beispielsweise ein Cabrio mit dem Nummernschild aus Vermont, in der Küche ein zweites Glas – Hinweise auf einen Zeugen. So setzt man das Puzzle nach und nach zusammen und findet mit der Hilfe von Milot den Zeugen, der sich in einem Raum im Haus eingeschlossen hat. Da es sich bei diesem um einen gesuchten Vergewaltiger und Mörder handelt, schlägt Eliot ihn kurzer Hand zusammen, befragt ihn anschließend, nimmt dessen Koffer mit Bargeld und verfrachtet ihn dann in den Kofferraum des Autos in der Garage.

Zurück im Diner trifft Eliot auf Delphine, die Witwe eines verstorbenen Kollegen. Irgendetwas scheint Eliot für sie zu empfinden, allerdings wird das nicht deutlich, da Milot eintritt und das Gespräch unterbricht. Gemeinsam machen sich die beiden Männer auf den Weg zum Hafen, wo man den Waffen- und Menschenhändler Ivankov, die Kontaktperson des im Kofferraum gelassenen Verbrechers Burke, treffen möchte, weil sie vielleicht neue Informationen im Fall der verschwundenen Enkelin von Al Capone hat. Am Hafen angekommen wird man damit konfrontiert, dass das Treffen auf einem U-Boot stattfinden soll.

Epilog

Nach einem kurzen Song ist man zurück in den Kellergewölben. Das junge Mädchen steht mehreren Gestalten mit Tierköpfen gegenüber. Für seinen Fluchtversuch soll es bestraft werden. Die Bestrafung richtet sich zum einen nach a) der Art der Tat – Wir hatten damals versucht gemeinsam mit dem Jungen zu fliehen – und einer Reihe von Entweder-Oder-Entscheidungen – Wir wählen den Teddy-Bär anstatt der Puppe, das braune anstatt das blonde Haar und das Symbol auf der rechten anstatt auf der linken Hand des Jungen. Das Urteil der Gestalten: Dem Jungen wird vor unseren Augen mit einer Machete die rechte Hand...

Unsere Meinung

A Crowd of Monsters hat mit der ersten Episode von „Blues and Bullets“ direkt ein Zeichen gesetzt. Mit den Feuergefechten im Garten von Al Capones Villa und der Ermittlungen im Mordfall des ermordeten Mafiosi schafft man zwei Fortschritte im Spielkonzept, die man sich von den Telltale Games-Spielen aktuell wünschen würde. Pro- und Epilog sind zudem sehr verstörend, da durch sie nicht erkennbar ist, in welche Richtung sich der Fall um den pensionierten Polizisten Eliot Ness entwickeln wird. Besonders schön ist, dass die Vergangenheit von Eliot erst nach und nach ans Licht kommt. So hat man noch keine Ahnung warum Eliot versprochen hat auf die Tochter seines verstorbenen Kollegen aufzupassen, welche Art der Beziehung er zu Delphine hat und schon gar nicht, ob man Milot doch irgendwoher kennt. Viele Fragen bleiben somit offen und man kann sich gar nicht entziehen auch die anderen vier Episoden nach deren Erscheinen zu kaufen.