Während Telltale Games seine Adventure-Spiele in Episoden-Form mittlerweile auf die unterschiedlichen Lizenzen ausgeweitet hat, um der Spielegemeinschaft genügend Futter zu geben, hat man auf Konkurrenzprodukte bislang vergeblich gewartet. Seit kurzem hat sich das allerdings geändert, da A Crowd of Monsters die ersten beiden Episoden von „Blues and Bullets“ im PlayStation Store veröffentlicht haben, die wir euch nun vorstellen möchten.

Achtung: veränderte Review-Struktur! 

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. Da bei „Blues and Bullets“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir in diesem Review den Handlungsrahmen, das Gameplay und die Technik ohne Spoiler vorstellen. Danach folgt zu jeder Episode ein kurzes Fazit. Weiterführend gibt es dann einen Link zum ausführlichen Review jeder einzelnen Episode, in der wir dann auf die Handlungsentwicklung und Entscheidungen genauer eingehen. Wir haben uns bemüht, auf Spoiler zu verzichten. Allerdings muss jeder ein Stück weit für sich selbst entscheiden, ob er das Spiel vollkommen ohne Vorwissen angehen möchte.

Geschichte

Eliot Ness, einst Anführer der Unbestechlichen, die den berühmten Al Capone hinter Gittern gebracht haben, betreibt seit seiner Pensionierung das kleine Dinner Blues and Bullets. Von seinem alten Leben ist, außer einigen alten Zeitungsausschnitten, die über die Verhaftung von Al Capone berichteten, und seiner Verantwortung gegenüber der mittlerweile erwachsenen Tochter eines verstorbenen Kollegen, nicht viel übrig geblieben. Trotzdem ist das Blues and Bullets, gerade für Polizisten, immer noch ein beliebter Ort, um in Santa Esperanza essen zu gehen. Sein Ruhestand endet allerdings mit der Einladung eines alten Feindes, der ihn mit einem Auftrag betraut, den er einfach nicht ablehnen kann.

Suche nach vermissten Kindern

Grundsätzlich dreht sich bei „Blues and Bullets“ alles um die Suche nach vermissten Kindern. Eliot Ness begibt sich zusammen mit seinem etwas zwielichtigen Begleiter Milot auf die Suche nach einem vermissten Mädchen, was ihn auf die Spur eines alten, ungelösten Falls bringt, den er noch abschließen möchte. Dabei wird man Stück für Stück von seiner berühmten Vergangenheit erfahren. Zudem lernt man nach und nach die Personen kennen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben und immer noch spielen. Dabei wandelt man zwar auf den Spuren der bekannten Adventures aus dem Hause Telltale Games, lässt allerdings jede Menge eigene Ideen einfließen. So wird man beispielsweise 20 Jahre in die Vergangenheit katapultiert, in der sich Eliot mit Waffengewalt Einlass auf das Anwesen von Al Capone verschafft oder in einem Mordfall eigene Ermittlungen anstellt, indem der Tatort nach Hinweisen abgesucht und diese so kombiniert werden, dass sie ein Gesamtbild der Tat ergeben. „Blues and Bullets“ geht damit einen Schritt, den man sich auch in dem einen oder anderen Adventure des Marktführers gewünscht hätte.

Saft oder Whiskey, Leben oder Tod

Trotzdem bleiben die Dialoge und die getroffenen Entscheidungen natürlich ausschlaggebend für den Verlauf der Geschichte, seien es kleinere Entscheidungen, wie die Wahl zwischen Saft und Whiskey, oder größere, wie die Wahl, ob man alleine oder zusammen aus einem Kerker fliehen möchte. Auch die bekannten Quick Time-Events bleiben nicht aus, immerhin sind die Nachforschungen von Elliot alles andere als ungefährlich. Schön gemacht ist die Tatsache, dass man sich auch wirklich alle besonderen Ereignisse der Umgebung angucken sollte: Vom Blick aus dem Fenster über die Wurfkünste eines Messerwerfers bis hin zu Hinweisen zu einem Mord. Alles wird mit einem roten Auge angezeigt, wenn man nah genug dran ist. Wer einmal etwas verpasst hat, kann später die Szenen noch einmal wiederholen, da die Episoden in unterschiedlichen Szenen unterteilt sind, was notwendig ist, wenn man die Platintrophäe des Spiels haben möchte. Da die Gespräche zudem vor Ironie nur so strotzen, wandelt das Spiel in beiden Aspekten erfreulicherweise in diesen Punkten auf den Spuren von „The Wolf Among Us“.

Technik

Das Film-Noir-Ambiente verleiht „Blues and Bullets“ einen ganz eigenen Charme. Somit hat man tatsächlich das Gefühl, den Detektiv eines alten Krimis selbst zu steuern, um den Fall zu lösen. Durch die rote Farbe in den schwarz-weiß Schauplätzen wird dieses Gefühl noch verstärkt. So hat Elliot immer eine rote Krawatte an, aber auch Wasserhydranten, Werbeschilder oder das Blut auf dem Boden werden in rot dargestellt. Kleinere grafische Schwächen, wie die Darstellung des Gartens hinter dem Fenster in der Villa von Al Capone, und den einen oder anderen Fehler, wie der wie auf Schienen hereinfliegende Hafenarbeiter im Gabelstapler, ignoriert man da gerne. Die Musik trumpft gerade im Pro- und Epilog auf, ansonsten können die englischen Sprecher samt deutschen Bildschirmtexten durchweg überzeugen.

Fazit zu Episode Eins: „Das Ende des Friedens“

Die erste Episode „Das Ende des Friedens” strotzt nur so von Ideen, die A Crowd of Monsters hat einfließen lassen. Herausstechend dabei ist vor allem die Mordermittlung, mit der Suche nach Hinweisen und die logische Kombination zu Fakten, die der Recherchearbeit aus den letzten beiden „Sherlock Holmes“-Abenteuern für PlayStation 3 und 4 ähnelt. „Das Ende des Friedens” trumpft zudem mit mehreren Höhepunkten in der Geschichte, was bislang lediglich „The Wolf Among Us“ vergleichsweise geschafft hat. Die Frage bleibt, ob „Blues and Bullets“ die Ideenvielfalt und die Dichte in der Geschichte bei den nächsten Episoden halten kann.

» Zur ausführlichen Review der ersten Episode

Fazit zu Episode Zwei: „Stich ins Bienennest“

Die zweite Episode „Stich ins Bienennest“ steht ganz eindeutig im Schatten der ersten Episode. Die Spielelemente sind zwar weiterhin sehr gut gesetzt, werden im Fall der Feuergefechte aber überstrapaziert, so dass die zusätzlichen Elemente, wie die Entwaffnung des Feindes mit dem Flammenwerfer, ein wenig im Gesamteindruck untergehen. Zudem lebt die zweite Episode eher von beiläufigen Fakten und zieht erst am Ende der Episode storymässig wieder an. Trotzdem bleibt bei dieser Episode der Eindruck, dass die Geschichte zwischendurch durch Platzhalter, wie der Traumpassage, in die Länge gezogen werden musste, um die fünf Kapitel zu füllen. 

» Zur ausführlichen Review der zweiten Episode