Für viele zählen die 80er-Jahre als die glorreichste Zeit der Pop-Kultur und gerade wegen dieser Meinung gab es immer wieder Werke, die das bunte Jahrzehnt parodiert haben. Ganz vorne beim Neon-Augenschmauß war „Far Cry: Blood Dragon”, ein potentieller Aprilscherz, der sich am Ende als wahr herausstellte. Jetzt sind die Blood Dragons weitergezogen und wie auf der E3 plötzlich angekündigt, hat Ubisoft einen Ableger namens „Trials of the Blood Dragon” veröffentlicht. Wir haben uns das Mash-Up mal näher angeschaut und verraten, ob das Bike wieder aus der Garage geholt werden sollte oder besser nicht.

Das Cyber-Kommando ist zurück

Im Gegensatz zu anderen „Trials”-Ablegern bekommt man hier eine stringente Geschichte geboten. Diese spielt neun Jahre nach dem Verschwinden von Rex Colts Frau und dem Ableben des einst gefeierten Action-Held. Mittlerweile sind seine beiden Kinder Slay und Rox in einem militär-fähigen Alter und werden von General Ryback dazu ausgebildet als Cybercommandos den Kommunisten aus dem Vietnam gehörig in den Arsch zu treten. Dafür reist man einmal um die komplette Welt, die gefühlt nur aus Pop-Kultur-Referenzen der letzten 35 Jahre besteht.

„Trials of the Blood Dragon” tut der Rahmen durch eine Geschichte sehr gut, denn auch wenn sie inhaltlich recht flach ausfällt, so sind es die dummen Dialoge, die nur so vor selbstreferentiellen Sprüchen triefen und einen damit bei Laune halten. Auch die gelegentlichen Cutscenes sind voll gepackt mit Referenzen und Einblendungen, wie Haie, die sinnlos mit ihren Augen Laser schießen. So etwas kann einen zwar verwirren, aber Trash-Freunden wird es besonders Spaß bringen. Auch die Welten und Level sind direkte Parodien von „Indiana Jones”, „Starship Troopers”, „Hotline Miami” und vielem, vielem mehr. Wenn man schon jetzt den 80er-Neon-Look, der in den letzten Jahren immer öfters verwendet wurde, nicht mehr sehen kann, dann sollte man „Trials of the Blood Dragon” einfach überspringen.

Gewohnt gutes Fahren

Ansonsten bekommt ma zunächst ein ganz normales „Trials”-Spiel geboten. Man fährt mit den unterschiedlichen Fahrzeugen, wie Motorrad, BMX-Rad, Loren, Spielzeug-Autos und vielem, vielem mehr, über Geschicklichkeits-Parcours. Das funktioniert traditionsgemäß sehr gut und lässt den Spielspaß empor steigen. Für jeden Kurs hat man dieses Mal eine bestimmte Zeit, die rückwärts bis null zählt. Danach kann man zwar den Kurs noch abschließen, aber man wird mit dem schlechtesten Rang bestraft. Nur wer wirklich alles in der kürzesten Zeit schafft, ohne dabei vom Bike zu fallen, der bekommt auch den besten Rang. Das wird zwar nur die wenigsten motivieren, die Levels noch einmal zu spielen, aber trotzdem wird dadurch eine sehr knifflige Herausforderung geboten, da im späteren Verlauf die Kurse genauestens studiert werden müssen.

Schwammig

Erschwert wird diese Herausforderung noch durch die gebotene Abwechslung, denn man hat neben den Fahrzeugen noch ganz andere Gadgets. Die wohl größte Neuerung ist das Run ‘n‘ Gun. In gelegentlichen Szenen steigt man vom Bike ab, um aus der 2D-Perspektive mit der Waffe im Anschlag zu hüpfen, zu laufen und zu schießen. Die Geschwindigkeit dabei ist relativ hoch, aber die schwammigen Sprungmechanismen machen einem das Leben schwer. Dazu kommt ein sehr uninspiriertes Design dieser Passagen, die einen außerdem noch optisch eher langweilen. Genauso schlecht ist übrigens auch die Steuerung mit dem Jetpack, das sich viel zu schwammig steuern lässt, was aber zum Glück nur im späteren Verlauf des Spiels gelegentlich Verwendung findet. Besser funktionieren dann schon die verschiedenen Gadgets, wie Waffen oder ein Haken, mit dem man sich an bestimmten Objekten zum Schwingen festhalten kann.

Kaum Inhalt

Leider nehmen die Passagen ohne Gefährt aber einen großen Teil der Levels ein, weshalb man sich teilweise echt durch das Spiel beißen muss. Was eigentlich recht schade ist, denn alles drum herum fühlt sich gewohnt gut an. Auch die Levelsanzahl ist mit 27 Story-Missionen und ein paar Extra-Levels sehr knapp ausgefallen. User Generated Content, Multiplayer und Online-Anbindung, abseits von Ranglisten, sucht man hier vergebens. Dadurch wird „Trials of the Blood Dragon” bei vielen wohl nur für den kleinen „Trials”-Happen reichen.

Die 80er sind wieder da

Wie schon eingangs erwähnt ist der komplette Stil eine Hommage an die 80er Jahre. Doch nicht nur die Optik sondern auch der Soundtrack, der wieder von der Elektronik-Band Power Glove produziert wurde, bringt einen in die passende Stimmung zum Spiel. Dazu läuft das Spiel auch technisch einwandfrei, weshalb „Trials of the Blood Dragon” wenigstens in diesen Aspekten ohne Einschränkung genossen werden kann.