Bereits vor einigen Wochen ist „Battlefield 1“ erschienen und konnte bereits einiges an Lob einsammeln. Wir haben uns im neuen Jahr einmal etwas Zeit genommen und wollen euch das Spiel in aller Kürze in unserer Review noch einmal vorstellen und verraten, wo Lob gerechtfertigt, aber auch wo Kritik angebracht ist.

Kampagne „Kriegsgeschichten“

Nach dem Fiasko mit der Kampagne von „Battlefield 4“ hat man sich bei DICE und Electronic Arts Gedanken darüber gemacht, wie man die mit jedem Ableger stetig sinkende Qualität der Kampagne stoppen beziehungsweise ins Gegenteil umwandeln kann. Herausgekommen sind sechs Kriegsgeschichten zur Zeit des ersten Weltkrieges, mit einer Dauer von jeweils ein bis zwei Stunden, die mit Ausnahme der zeitlichen Epoche keinen Zusammenhang haben. Der rund fünfzehnminütige Prolog „Stahlgewitter“ führt einen dabei zunächst die Sinnlosigkeit des Krieges vor Augen, indem Soldat für Soldat auf dem Schlachtfeld stirbt. Ganz gleich ob erschossen, in die Luft gesprengt oder verbrannt, die Soldaten sterben im Minutentakt und immer bekommt man am Ende den Namen und ihren Geburts- und Sterbedatum angezeigt.

„Battlefield 1“ beginnt somit mit einem Ausrufezeichen, allerdings wird schon bei der zweiten Kriegsgeschichte deutlich, dass dieses Niveau nicht gehalten werden kann. In „Durch Morast und Blut“ muss man sich als britischer Panzerfahrer auf französischem Territorium durch die feindlichen Stellungen kämpfen. Zwischendurch verlässt man den Panzer immer mal wieder, um potentielle Gefahren für den Mark V zu eliminieren, Ersatzteile zu beschaffen oder den Panzer einfach effizient zu reparieren. Bei „Einflussreiche Freunde“ findet man sich dann die meiste Zeit in einem Kriegsflug wieder. Die Kriegsgeschichte gewinnt von der Geschichte her keinen Blumentopf, allerdings ist sie gut geeignet um die Kunst des Fliegens zu erlernen und wartet mit einem imposanten finalen Kapitel auf. Danach findet man sich als Mitglied der italienischen Schocktruppeneinheit Arditi in den Alpen wieder und wird auf der Suche nach seinem Bruder in die Besonderheiten der entsprechenden Eliteklasse eingewiesen. Wichtige Post führt einen schließlich in „Der Meldegänger“ an die Strände von Gallipoli, mit dem Ziel, die wichtige Information zu übermitteln um die Strände zu erobern. In eine etwas andere Richtung geht zum Abschluss die Kriegsgeschichte „Nichts steht geschrieben“, in der man beziehungsweise frau sich an dem Wüstenfeldzug von Lawrence von Arabien gegen die Osmanen beteiligt.

Auch wenn die Qualität der Kampagne im Vergleich zu „Battlefield 4“ wieder deutlich angestiegen ist und sich irgendwo auf dem Niveau von „Battlefield 3“ wiederfindet, reichen die zusammenhangslosen Kriegsgeschichten einfach nicht aus, um länger als einen Funkenschlag das Interesse der Spieler zu wecken. Am liebsten möchte man hereinrufen, DICE und Electronic Arts sollen sich auf die eigenen Tugenden besinnen und die Kampagne von „Battlefield: Bad Company 1 & 2“ noch einmal spielen. Die Kampagne eignet sich im Endeffekt lediglich als Einstieg ins Spiel und denUmgang mit Waffen und Fahrzeugen. Für jemanden, der bei „Battlefield“ oder „Call of Duty“ gerne die Kampagne spielt, ist das natürlich ernüchternd. Für einen höheren Wiederspielwert sorgen zumindest die Kodex-Herausforderungen, eine Art Nebenmissionen in der Kampagne, und die Feldhandbücher, die einem einen zusätzlichen historischen Kontext vermitteln.

Mehrspieler: Operationen, Eroberung und mehr

Nach dem etwas ernüchternden Start mit der Kampagne, nun allerdings zu dem Bereich, in dem „Battlefield 1“ schon immer seine Stärken hatte: dem Mehrspieler-Part für bis zu 64 Spielerinnen und Spieler. Glanzstück ist in diesem Jahr der Modus „Operationen". Gleich auf mehreren Schlachtfeldern geht es im historischen Kontext um den Sieg, wobei eine Partei immer das Ziel hat, mit einer gewissen Bataillon Standorte zu erobern und diese eine kurze Zeit lang gleichzeitig zu halten, während die andere Partei sie davon abbringen möchte. Ist der Aggressor erfolgreich, wechselt das Spielgeschehen auf die nächste Karte. Sind die Verteidiger dagegen siegreich, bekommen die Angreifer schusskräftige Unterstützung, je nach Operation durch einen Zeppelin, einen Panzerzug oder ein Kriegsschiff. Selbiges kann den Ausgang der Schlacht schon einmal drehen, andererseits sind sie allerdings auch gute Ziele für die verteidigenden Soldaten. Gerade dann, wenn beispielsweise der Zeppelin in Flammen aufgeht, wird das Jubeln der Verteidiger groß sein. Die packende Kriegsatmosphäre bei den Operationen sucht aktuell vergeblich ihresgleichen. So vergehen Schlachten über eine oder zwei Stunden wie im Flug und man fragt sich am Ende wirklich, wo die Zeit geblieben ist. Außerdem ist keine Schlacht wie die andere und immer wieder möchte man sich in die Operationen stürzen.

Aber nicht nur die Operationen sind packend, auch bei den übrigen Spielmodi macht „Battlefield“ alles richtig. Dabei setzt man zunächst mit „Eroberung", „Rush", „Vorherrschaft" und „Team-Deathmatch" auf die bewährten Spielmodi, wobei gerade die Standorteroberungen im Eroberungsmodus jeden Spieler mitreißen dürften. Neu hinzugekommen ist auch der Spielmodus „Kriegstauben“, in dem man einen solchen Vogel finden, einen Befehl „schreiben“ und anschließend abschicken muss. Dabei muss der Kriegstaubenflüsterer unter allen zur Verfügung stehenden Mitteln von seiner Einheit beschützt werden, während die Gegner natürlich versuchen den Abflug der Kriegstaube zu verhindern. Der Spielmodi ist eine nette Ergänzung der Modi-Palette und erinnert etwas an die Capture-the-Flag-Modi aus den First Person Shootern vor zwei oder drei Konsolengenerationen.

Mehrspieler: Karten und Waffen

Der Mehrspielermodus lebt natürlich von grandiosen Karten und davon hat „Battlefield 1“ so einige. Meine beiden persönlichen Favoriten sind der dichte Wald der Argonnen und die Dörfer und Wiesen der Narbe von St.Quentin. Der Wald der Argonnen aufgrund der Tatsache, dass sich im Schutz der Blätter genügend Möglichkeiten ergeben, auch im Nahkampf Erfolge zu erzielen und es zudem eine der wenigen Karten ist, auf der man als Lone Wolf Erfolge für seine Kriegsseite erzielen kann. Die Narbe von St.Quentin aufgrund der Tatsache, dass das Areal groß ist und man trotzdem genügend Häuser hat, um Schutz zu suchen und in der Regel nur durch Zusammenarbeit mit seinem Squad erfolgreich ist. Zudem wird das komplette Gebiet mit der Zeit in Schutt und Asche gelegt. Häuser werden bis auf die Grundmauern niedergerissen, Krater sind überall zu finden und trotzdem ist die Karte nicht unbedingt die beste Wahl für Scharfschützen. Allgemein gilt trotzdem, ganz gleich ob man sich für Sturmsoldat, Sanitäter, Versorger oder Späher entscheidet, gelungene Einzelaktionen führen nur selten zum Sieg, in der Regel bringt eine koordinierte Teamarbeit eher den erhofften Erfolg. Gerade beim Modus „Kriegstauben“ kommt man gar nicht darum herum, dass man sich zusammen rottet, um den Schreiber zu schützen.

„Battlefield 1“ belohnt einen für Teamaktionen besser als noch seine Vorgänger. Heilung und Versorgung der Einheiten, Kill-Hilfen, Munitionsnachschub, Flaggeneroberungen - alles bringt einem Erfahrungspunkte und dadurch steigt man natürlich wieder Erfahrungsstufen auf und schaltete diverse Extras frei, allen voran natürlich neue Waffen und Zubehör. Übrigens lassen DICE und Electronic Arts die Geschichte an dieser Stelle einmal Geschichte sein und haben das Waffenarsenal auch um Waffen erweitert, die zur damaligen Zeit noch nicht existierten. Zusätzliche Erfahrungspunkte kann man übrigens für den Erhalt von Medaillen für bestimmte Leistungen erhalten. Den „Löwenorden" bekommt man beispielsweise für das erfolgreiche Absolvieren von zehn Nahkampf-Kills, fünf Runden mit einem Nahkampf-Kill und drei Nahkampf-Kills mit einem Leben. Zusätzlich kann man sich auch im Mehrspielermodus Kodexeinträge verdienen. Den Kodexeintrag „Der Krieg der Moderne" bekommt man zum Beispiel relativ schnell durch das Erzielen eines Rächer-Kills.

Technik

Dass „Battlefield 1“ mit einer grandiosen Atmosphäre punktet, hatten wir ja bereits beschrieben. Ganz gleich ob die grandiose Welt mit Landschaften wie den italienischen Alpen, dem Himmel über London, mitteleuropäischen Dörfern und den französischen Wäldern oder die wirklich gelungenen Charakter-, Waffen- und Fahrzeugmodelle, alles wirkt wirklich sehr authentisch. Da fallen kleinere Grafikfehler, beispielsweise in den Wäldern der Kriegsgeschichte „Durch Morast und Blut“, kleinere Respawn-Probleme und die langen Ladezeiten natürlich gerade dann auf, auch wenn sie spielerisch keine Auswirkungen haben. Beim Sound gibt es dann allerdings richtig etwas auf die Ohren. Der Schlachtenlärm ist beinah greifbar: Kugeln zischen durch die Luft, Explosionen sind zu hören, von irgendwoher schreit ein Sanitäter, dass er einem ein Medikit zugeworfen hat, während man selbst gerade einen Gegner ins Visier genommen hat. Vorbildlich.