Eigentlich liest sich die Beschreibung von „The Flame in the Flood“ genau so, wie viele andere Indie-Spiele der letzten Jahre. Alleine und ohne Hilfe durchstreift man eine Welt voller Gefahren, während man versuchen muss, so lange wie möglich zu überleben. Ja, wirklich interessant ist das Grundkonzept nicht mehr, und dennoch wird man dem Spiel nicht gerecht, wenn man es hiernach abstempelt. Denn unter der Fassade verbirgt sich ein liebevolles Abenteuer, das den Spieler ständig durch die Welt hetzt und dabei unglaublich viel Spaß macht. Wieso der Titel uns so gefesselt hat, erfahrt ihr im Test.

Eine Reise mit wenig Hoffnung

Wer das Spiel beginnt, sollte sich zuerst an den Story-Modus wagen. Hier geht es um eine junge Frau namens Scout, die von einem auswählbaren Hund begleitet wird. Hat man die kleine Startinsel einmal genau erforscht und die grundlegendsten Mechaniken begriffen, erfährt man von einem Radio, das ein schwaches Signal empfängt. Um dieses zu verstärken, muss man durch die Welt reisen, doch das entpuppt sich früh als deutlich schwieriger, als man denken würde. Denn die ganze Welt ist überflutet, und nur kleine Bereiche sind trocken geblieben. Mit einem spärlichen Floß muss man den Fluss entlang fahren, und zwischendurch an diversen Inseln andocken. Dabei gilt stets das Prinzip: es gibt kein Zurück.

Wer sich jedoch eine epische Geschichte erhofft, sollte die Erwartungen zurückschrauben. Im Endeffekt geht es nämlich um den Survival-Aspekt, also sammelt man Gegenstände, kombiniert diese zu besseren Objekten und spricht gelegentlich mit NPCs, die sich auf den Inseln befinden. Das Ende ist zwar in Ordnung, aber natürlich nichts, was einen vor den Bildschirm fesselt. Dafür stimmt die Atmosphäre, denn man fühlt sich oft einsam und unter Druck gesetzt, was das ganze Szenario erst authentisch macht. Es ist eine Welt, in der man niemals leben wollen würde, die man jedoch trotzdem erforschen will und die viele Überraschungen bereithält. Dabei steht die Gefahr jedes Mal an oberste Stelle, und obwohl die Depression noch lange nicht so gut wie in „This War of Mine“ eingefangen werden kann, kann man die Verzweiflung durchaus gut nachvollziehen.

Überleben in der Wasserwelt

Der eigentliche Star ist jedoch der Endlos-Modus. Hier bedeutet der Tod ebenso wie im Story-Modus das Ende der Geschichte, jedoch gibt es kein klares Ziel und man muss so weit kommen, wie möglich. Hier wird allerdings immer wieder eine neue Konstellation aus Inseln und Items zusammengewürfelt, sodass man sich auf ein waschechtes Rogue-like freuen darf. Doch damit kommt auch die Herausforderung, denn wichtige Items sind eine echte Rarität, zudem kann man nicht wirklich viele davon bei sich tragen. Deshalb muss man immer überlegen, ob man etwas überhaupt in das Inventar aufnehmen soll, denn in dem Menü wird die Zeit nicht angehalten und die Hunger, Durst, Temperatur und Müdigkeits-Anzeigen füllen sich weiter, während man Crafting betreibt oder schaut, was man wegwerfen soll.

Das bedeutet aber auch, dass man ständig unter Stress steht. Kleine Symbole an den Inseln geben zwar an, was man ungefähr dort findet, jedoch muss man sich schnell entscheiden, denn ist man einmal vorbei, kann man nicht zurückkehren. Zudem gibt es viele weitere Gefahren, durch die Scout krank werden oder sich verletzen kann. Kommt eine Entzündung dazu, wird es schwierig zu überleben. Auch auf dem Floß muss man Entscheidungen treffen, denn kleinere Inseln haben wertvolle Items inne, doch erfordern meist riskante Manöver, um sie zu erreichen. Ist das Floß zerstört, geht es ebenfalls von Vorne wieder los. Man ist also ständig unter Druck, was Survival-Fans eine Menge Spaß bereitet. Egal ob Tiere, die man fangen kann, Busse, in denen man schlafen kann oder Regen, der Scout unterkühlen kann, es gibt immer Sachen zu tun und Gefahren, die dem Spieler das Leben schwer machen. Man hat nie Zeit, sondern muss ständig weiter, was einen angenehmen Fluss erzeugt. Zwar stirbt man gerade in den ersten Stunden häufig, da man einige Items allerdings auch seinem Hund geben kann, der diese auch bei einem Neustart noch bei sich trägt, kann man durchaus vorausplanen.

Alles andere als perfekt

Ganz ohne Probleme kommt der Titel jedoch nicht einher. Zum einen wäre da ein etwas umstrittener Punkt, denn anstatt unzählige Möglichkeiten zu bieten, geht es hier ums schlichte Überleben. Den einen mag das zu wenig sein, andere werden jedoch diesen Fokus genießen. Schlimmer wird es da schon beim Inventar-Managing, denn man hat wirklich sehr wenige Plätze, und obwohl man sich zusätzliche Beutel basteln kann, nervt es gerade anfangs, ständig alles durchzusortieren, obwohl man gar nicht weiß, was denn nun nützlich und was eher nebensächlich ist.

Auch die Menüs sind nicht die übersichtlichsten, was dazu führt, dass man ständig gewisse Gegenstände sucht und zu viel Zeit verliert. Das steht zu offensichtlich im Kontrast mit der eigentlich gelungenen Dynamik und verlangsamt den Ablauf unschön. Auch hat man irgendwann einfach alles entdeckt, weshalb man nicht endlos lange Spaß daran haben kann, neue Gefahren zu erblicken und Überraschungen zu erleben. Dafür gibt es Entwickler-Kommentare, die ein erneutes Durchspielen der Story rechtfertigen.

Technik

Optisch kann das Spiel auf ganzer Linie überzeugen. Die Inseln überzeugen durch einen ganz besonderen Artstyle, der richtig malerisch daherkommt. Auf der Fluss sieht wunderbar aus, und zusammen mit vielen kleinen Effekten wird die Atmosphäre perfekt eingefangen. Die Bildrate spielt zwar nicht immer konstant mit, stört aber nie in wichtigen Situationen. Ebenso ist die Steuerung intuitiv und nervt nie. Der Soundtrack ist stellenweise überragend mit zahlreichen Ohrwürmern, hält sich aber auch in den Situationen dezent zurück, in denen er nicht angebracht werde. Hier kann der Titel also wirklich punkten und die Liebe zum Detail verdeutlichen.