Mitte 2014 haben wir zum letzten Mal unser Scharfschützengewehr aus dem Waffenschrank im Keller geholt und sind nach Afrika gereist, um die Kriegspläne der Nazis zu durchkreuzen. Für den aktuellen Auftrag werden wir nach Italien geschickt. Wie uns der Klimawechsel bekommen ist, wollen wir euch nun in unserer Review erzählen.

Geschichte

1943: US-Geheimagent und Meisterscharfschütze Karl Fairburne hat seinen letzten Auftrag in Afrika gerade abgeschlossen, da wird ihm auch schon eine neue Mission übertragen: An der Seite der Frauen und Männer des italienischen Widerstandes soll er die Vorherrschaft der Nazis im Herzen von Europa beenden, um die Wende im zweiten Weltkrieg zu erreichen.

Nord-Nord-Ost

Mit einem kleinen Schlauchboot erreicht Karl Fairburne die italienische Insel San Celini, auf welcher er seinen ersten Auftrag erledigen muss. Grundsätzlich läuft das Briefing vor einer Mission so ab, dass man zu einem Ort ankommt, dort sein Lager aufschlägt und über die Primärmission in Kenntnis gesetzt wird. Nun unterhält man sich noch mit den ebenfalls anwesenden Frauen und Männern des italienischen Widerstandes und setzt sich zudem noch kurz an das mobile Funkgerät, um über optionale Missionen in Kenntnis gesetzt zu werden. Während die Primärmissionen sich hauptsächlich um die Ermordung einer Zielperson oder Zerstörung einer Kriegswaffe drehen, fallen die Sekundärmissionen etwas kleiner aus. So muss schon einmal ein Munitionslager in die Luft gejagt, ein Friedhof untersucht oder ein Wachposten ausgeschaltet werden, bevor er Alarm schlägt.

Aufklärung 2.0

Sind alle Vorbereitungen getroffen, beginnt man seine Mission. Karl Fairburne befindet sich nun in einem unbekannten Gebiet, die jeweiligen Standorte der Missionen sind auf der Karte eingezeichnet und können wahlweise auch noch markiert werden. Die einfachste und sicherste Form den aktuellen Auftrag anzugehen, ganz gleich ob Primär- oder Sekundärmission, ist nun erst einmal das Auskundschaften des Gebietes mittels Fernglas. Auf diese Weise kann man die Position von Feinden erkennen und anschließend sicher sowie hoffentlich leise aus der Entfernung mit dem Scharfschützengewehr ausschalten. Letzteres allerdings nur, wenn man schon Unterschallmunition in seinem Besitz hat, da die anderen Wachen am jeweiligen Standort den Schuss ansonsten schon hören und sich anschließend auf die Suche nach dem Schützen begeben. In diesen Fällen ist ein Positionswechsel dann die beste Wahl, um schnell unterzutauchen und damit die direkte Konfrontation mit dem Gegner zu vermeiden.

Viele Wege führen nach Rom

Natürlich kann man aber auch versuchen, auf andere Art und Weise zum Ziel zu kommen. Beispielsweise kann man sich an seine Feinde heranschleichen und sie geräuschlos mit dem Messer ausschalten, sie durch Geräusche auf einen aufmerksam machen und in ausgelegte Sprengfallen laufen lassen oder eben in den offenen Kampf mit dem Schnellfeuergewehr gehen. Letzteres ist allerdings in den seltensten Fällen erfolgsversprechend, da der Feind schnell Alarm schlägt und einem die Kugeln dann nur so um die Ohren fliegen. Eine schöne Sache ist die Verwendung der Umwelt, um Feinde auszuschalten. Zum Glück scheint der Feind eine Vorliebe für Gegenstände zu haben, die explodieren können. Überall stehen Fässer mit Benzin und Fahrzeuge herum, die man mit einem gezielten Schuss oder einer gezündeten Ladung Dynamit in die Luft jagen kann, wodurch auch alle in der Nähe befindlichen Feinde das Zeitliche segnen. Egal für welche Vorgehensweise man sich am Ende aber entscheidet, Rückzug ist ein taktisch notwendiges Mittel und Positionswechsel sind notwendig, um nicht in die ewigen Jagdgründe geschickt zu werden. Wer nach einem abgegebenen Schuss schnell genug seine Position wechselt, lässt nur einen Geist an dem Ort zurück, an dem man gesehen wurde beziehungsweise vermutet wird.

Auf Herz, Lunge und Leber

Trotz der zahlreichen Möglichkeiten, eine Mission erfolgreich abzuschließen, stehen die eigenen Fähigkeiten als Scharfschütze aber natürlich immer noch im Mittelpunkt. Wer eine gute Scharfschützenposition gefunden hat, muss die Waffe anlegen, sein Ziel suchen, gegebenenfalls noch heranzoomen, die Luft anhalten und schießen. Wurde das Ziel getroffen und dabei entweder ein menschliches Organ getroffen oder die Explosion einer Maschine sowie eines Fahrzeuges ausgelöst, bekommt man in Slow Motion den Flug der Kugel samt dem Einschlag angezeigt. Bei Fahrzeugen kann man beispielsweise durch einen gezielten Schuss den Tank in die Luft jagen, bei feindlichen Soldaten beispielsweise den Kopf, das Herz, die Leber oder die Lunge treffen. Feindliche Soldaten werden beim Einschlag der Kugel in ihren Körper in einer Röntgensicht dargestellt, um die Folgen des Treffers transparent darzustellen. Nicht tödliche Treffer beziehungsweise tödliche Treffer ohne das Treffen eines Organs oder das Auslösen einer Explosion, wie ein Treffer in die LKW-Tür, werden allerdings nicht in Slow Motion dargestellt.

Wahl der Waffen

Schön sind die vielen Bonusgegenstände, die man bei den Missionen finden und einsammeln kann, zu denen beispielsweise Briefe, Scharfschützenberichte oder Dienstpläne gehören. Zusätzlich gibt es noch missionsspezifische Bonusgegenstände, die man zerstören muss, wie die Steinadler im sonnigen Dorf Bitanti. Zusätzlich gibt es kleine Herausforderungen, die man beispielsweise für das Ausschalten eines Gegners über eine gewisse Entfernung bekommt. Primärmissionen, Sekundärmissionen, Herausforderungen und auch das Ausschalten von Feinden – alles bringt einem Erfahrungspunkte, durch die man aufsteigt, was wiederum dazu führt, dass sich die Fähigkeiten von Karl Fairburne verbessern. So verbessert man beispielsweise die maximale Herzfrequenz, der erlittene Fallschaden nach Stürzen sinkt oder Verbände zur Heilung haben eine bessere Wirkung.

Zwischen den Missionen ist es möglich, seine Ausrüstung zu wechseln beziehungsweise mit dem verdienten Geld neue Waffen zu erwerben, die sich in Bezug auf Schaden, Geschwindigkeit, Ruckstoßdämpfung, Stabilität, maximaler Zoom und Schussfolge, unterscheiden. Das M1903 Springfield-Scharfschützengewehr wird kurzer Hand durch das Carcano M91/41 ersetzt, das Thompson-Maschinengewehr durch ein MKB42 und die Welrod-Pistole durch eine Ludger P08. Alle Waffen können in Bezug in Kategorien, wie Reichweite und Stabilität, noch aufgerüstet werden. Außerdem kann man gegen Geld beispielsweise seine Medizin- und Granatenvorräte für eine Mission erweitern.

Kooperation, Schießstand und Mehrspieler

Ein ganz großer Pluspunkt von „Sniper Elite 4“ ist die Tatsache, dass man die Kampagne nun gemeinsam mit einem Freund online bestreiten kann. Selbiges war bei „Sniper Elite 3: Afrika“ noch nicht der Fall. Da geraten die anderen kooperativen Spielvarianten, wie Überleben, natürlich etwas in den Schatten. Allerdings macht auch diese Last Man Standing-Variante durchaus Spaß. Wem das Ganze allerdings etwas zu schnell geht, der kann sich auch erst einmal zum Schießstand begeben und sich die Grundlagen erläutern lassen sowie sie anschließend ausprobieren.

Abseits der Kampagne und des kooperativen Spielmodus gibt es noch eine Hand voll Spielvarianten für bis zu zwölf Spieler. Am interessantesten fand ich die Spielvariante „Keine Überquerung” in der Team-Variante, bei dem zwei Teams durch einen Graben voneinander getrennt sind und alleine die Fähigkeiten mit den Scharfschützengewehren über Sieg oder Niederlage entscheiden. Bei „König der Entfernung” werden schließlich die Reichweiten der Tötungen zusammen gezählt, weshalb Ausschaltungen aus großer Entfernungen einen zum Sieg bringen als diejenigen aus kurzer Distanz. Auch bei dieser Spielvariante wird zwischen Einzel- und Teamspiel unterschieden. Ergänzt werden die Spielvarianten durch die standardmäßigen Versionen von Deathmatch, Team-Deathmatch und King of the Hill, in diesem Fall über ein Funkgerät, ergänzt.

Technik

Auch wenn ich den Standort Afrika bei „Sniper Elite 3“ ganz erfrischend fand, hatte man sich schon nach wenigen Missionen an der weiten Wüste satt gesehen. Selbiges passiert einem beim Standort Italien nicht: Ganz gleich ob Küstenstädte, Bergregionen oder Wälder. Zwar werden Gebiete geboten, die man schon mal gesehen haben könnte, aber dafür wird Abwechslung groß geschrieben. Tatsächlich scheint das Spiel grafisch einen Schritt nach vorne gemacht zu haben, auch wenn man immer noch darüber Schmunzeln kann, wenn Gegner durch Explosionen wie Dummys durch die Luft geschleudert werden oder ein Verwandtschaftsgrad bei einer ganzen stationierten Armee erkennbar ist. Wesentlich besser sind die Ladezeiten geworden, sowohl zwischen den Missionen als auch nach einem Restart. Akustisch bekommt man so einiges geboten, vor allem wenn einem die Kugeln um die Ohren zischen oder wenn die exzellente deutsche Sprachausgabe zu hören ist.