Remake hier, Remake da. Man kann es schon fast nicht mehr hören. Doch „Wonder Boy: The Dragon's Trap” beweist dank technischer Generalüberholung, dass man sie nicht pauschal verfluchen sollte!

Reingelegt

Was vermutlich nur die wenigsten Spieler von „Wonder Boy: The Dragon's Trap” wissen werden: das Spiel ist eigentlich der dritte Teil der Reihe vom Master System und setzt quasi beim Finale des Vorgängers ein. Als strahlender Held in prächtiger Rüstung steht man kurz vor dem finalen Kampf gegen den Mecha-Drachen, dessen Ableben wieder Ruhe ins Land bringen sollte. Als Spieler schlägt man sich also tatsächlich selbst mit dem scheinbar überstarken Helden - oder anders als im Original wahlweise auch als Heldin - durch das Schloss und erledigt das mechanische Ungetüm. An dieser Stelle kommt dann der Fluch aus dem Untertitel des Spiels zum Tragen: man wird in eine Echse verwandelt, schwach und ohne Ausrüstung, und muss aus dem brennenden Schloss fliehen. Hier beginnt nun das eigentliche Abenteuer, das natürlich darin besteht den Fluch aufzuheben. Woraus das Abenteuer besteht? Natürlich aus weiteren Drachen und weiteren Flüchen!

Klassiker

Man hat es erwartet: „Wonder Boy: The Dragon's Trap” spielt sich wie ein klassischer Plattformer. Man läuft durch abwechslungsreiche Level und muss dabei seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Zum einen bietet das Leveldesign fordernde Passagen, zum anderen gibt es natürlich auch jede Menge unterschiedliche Gegner. Diese sind für sich genommen dem Alter des Spiels entsprechend sehr stupide und daher lassen sich die Bewegungsmuster sehr leicht abschätzen. Was das Spiel dennoch fordernd und damit auch sehr unterhaltsam macht, ist das Zusammenspiel. Unterschiedliche Gegner und auch Fallen und Hindernisse werden stets so platziert, dass man schon überlegt und geschickt vorgehen muss. Auf diese Weise kämpft man sich bis zum Ende eines jeden Levels, wo stets ein neuer Drache wartet. Die weiteren Flüche verwandeln den Helden natürlich in weitere Tiere!

Metroidvania

Auch wenn die Welt zusammenhängend und scheinbar recht offen gestaltet ist und man quasi direkt zu Beginn die Wege zu weiteren Leveln sehen kann, kann man diese erst nach und nach betreten. Grund dafür ist das „Metroidvania”-Prinzip: jede neue Verwandlung bringt neue Fähigkeiten mit sich, die weitere Wege eröffnen. So kann ein zuvor nicht erreichbarer Weg letztendlich doch noch begangen werden. Da die einzelnen Bereiche aber nicht zu groß sind und die Abzweigungen auch meist sehr nah am Eingang eines Bereichs liegen, ist nicht allzu viel Backtracking nötig, doch leider ist die Levelreihenfolge so natürlich linear. Doch Entdeckernaturen werden dennoch belohnt, denn es gibt auch abseits des eigentlichen Weges Schätze und Shops. Auf diese Weise findet man Herzen, die die Lebensenergie erhöhen oder Ausrüstung, die Angriff und Verteidigung stärkt, und natürlich auch noch weitere Gegenstände wie Spezialangriffe oder rettende Heiltränke. Diese netten Elemente, die anderen Genres wie Rollenspiel entliehen sind, waren beim Original vor 30 Jahren noch sehr ungewöhnlich, doch auch heute zünden sie immer noch und motivieren ungemein. So wird man über die eigentlich recht kurze Spielzeit von fünf Stunden hinaus vielleicht noch einen Versuch wagen, da man ja das eine oder andere Geheimnis übersehen haben könnte. Da verzeiht man auch, dass die Steuerung gemäß dem Original etwas träge in Sachen Springen und Beschleunigen funktioniert. Das ist man von heutigen Genre-Vertretern einfach deutlich direkter gewohnt.

Retro

Fans des Originals müssen nicht unbedingt in der sehr schicken HD-Optik spielen, sondern können jederzeit mit einem Button-Druck zwischen dieser und der originalen 8 Bit-Optik wechseln. Dabei haben die Entwickler sich jedoch nicht gänzlich an die Settings der Vorbilds gehalten, sondern sich ein paar lobenswerte Freiheiten genommen. Dies merkt man schon direkt nach dem Start des Spiels. Läuft man im Original an den immer gleichen Burgmauern vorbei, ist man in der modernen Optik auch zeitweise außerhalb unterwegs, überwindet mit runtergelassenen Zugtoren den Burggraben und erfreut sich an jeder Menge dekorativer Objekte wie Rüstungen, Banner, Kerzen und mehr. Dabei bleibt natürlich die Levelstruktur exakt die gleiche. An dieser Stelle kann man nur sagen: besser kann man 8bit nicht in die heutige Zeit verfrachten, wenn man dem Geist des Originals treu bleiben, aber dennoch die heutigen Standards einhalten will!

Effektreich

Damit man noch mehr Retro-Feeling bekommt, darf man noch diverse Einstellungen vornehmen. Scanlines kann man in mehreren Stufen aktivieren, und auch einen Röhrenbildschirm-Modus hat man nicht vergessen. Auch die Ohren können es auf Wunsch Retro haben: sowohl Musik als auch Effekte lassen sich separat in modern oder 8bit wiedergeben. Und selbst die Passwörter wurden nicht vergessen!