Strategiespiele und die Menscheitsgeschichte gehören zusammen wie Weihnachten und grausige Pullover. Egal ob die Grabenkämpfe der Weltkriege, Eroberungszüge des römischen Imperiums oder Napoleons Weg zum Kaiserthron: Die flächendeckenden und gewalttätigen Konflikte dienten bereits Bürostuhl-Generälen als Spielplatz für heimische Feldzüge. RecoTechnology schickt den Spieler in „Numantia“ in die wenig bekannten Iberischen Kriege auf die Seite der namensgebenden Kelten gegen die römischen Invasoren. Ob sich interessierte Spieler diesem Feldzug anschließen sollten, klären wir in diesem Review.

Geschichte zum Anfassen

„Numantia“ hat sich eine Randnotiz der Weltgeschichte herausgepickt und erzählt die römische Belagerung der Stadt Numantia unter dem jüngeren Scipio in getrennten Kampagnen aus zwei Perspektiven. Auf der einen Seite treibt man mit Scipio als Hauptfigur die römischen Einheiten voran, während man auf der anderen Seite den Einwohnern Numantias unter ihrem Feldherren Rhetrogenes und seinen Söhnen beisteht. Auch wenn der Eindruck erweckt wird, sich an die historischen Fakten zu halten, sollte nicht der Fehler begangen werden, das Spiel mit einer Lehrstunde in Geschichte gleichzusetzen. Die Eckdaten der Erzählung mögen mit der Geschichte übereinstimmen, die restliche Erzählung ist jedoch Fiktion und nimmt sich bei den Handlungen der dargestellten Figuren einige Freiheiten. In einer Mischung aus Diplomatie, Intrigen, Heldentum und Mythologie erzählt „Numantia“ eine Geschichte, die sich trotz des Ansatzes in bekannten Gefilden bewegt und ohne Überraschungen aufwarten kann. Die Inszenierung der Geschichte ist jedoch eine Enttäuschung, da in schmucklosen Comicsequenzen mit gewöhnungsbedürftigem Zeichenstil sowie unvertonten Textboxen viel von der Atmosphäre verloren geht. Auch möchten die gezeichneten Sequenzen nicht ganz zu dem realistischen Setting passen.

Sechsecke, die die Welt bedeuten

„Numantias“ grundlegendes Gameplay schickt den Spieler in rundenbasierende Strategieschlachten über Hexagonfelder. Genretypisch hat man eine Auswahl an verschiedenen Einheitentypen mit speziellen Fähigkeiten, die aufgrund Effektivität gegen spezielle Gegnertypen kombiniert werden müssen. Ergänzt wird das Portfolio an Kriegern durch Heldeneinheiten, die besonders stark zuschlagen. Dieses System ist aus diversen Genretiteln bekannt und obwohl es auch in „Numantia“ ordentlich funktioniert, versäumt der Entwickler die Chance, dem Ganzen eine eigenen Note hinzuzufügen. Neben der Schlacht muss der Feldherr seine Truppenstärke und die Versorgung der Armee sicherstellen. Der Schwierigkeitsgrad ist ordentlich und erfordert eine sinnvolle Kombination der Truppen sowie geschicktes Vorgehen.

Über den Siedlungsbildschirm verwaltet der Spieler seine Truppen, rekrutiert weitere Streitkräfte unter Einbezug der Ressourcen Nahrung und Silber, die es für abgeschlossene Missionen zugeteilt gibt, oder erwirbt Ausrüstung für die Heldeneinheiten. Dieser Aspekt sticht nicht sonderlich hervor, da er sich an Genrestandards orientiert, ohne eigene Impulse zu setzen. Über Entscheidungen zwischen den Gefechten wird das Ressourcenmanagement weiter ins Spiel getragen. Richtet man als Zeichen an die Invasoren römische Gefangene hin oder tauscht sie für nötiges Silber ein? Überfällt man eine römische Vorhut im Schutz der Nacht oder wartet man ihre Bewegungen ab, riskiert jedoch mögliche Verstärkung? Solche Entscheidungen verleihen der Kampagne mehr Intensität und fügen sich positiv in das Gesamtbild ein. Zusammenfassend bildet das Gameplay ein solides Grundgerüst für den Ausflug in die Antike.

Technik

Auch wenn die Geschichte durch ihre blasse Inszenierung und ihren uninspirierten Verlauf keine Begeisterungsstürme entfacht, könnte das Gameplay zumindest als Happen zwischen den großen Blockbustern im Genre für Spaß Sorgen. Der technische Zustand des Spiels verhindert jedoch, dass „Numantia“ empfohlen werden kann. Optisch bleibt das Spiel weit hinter den Möglichkeiten der Konsole zurück. Die Karten sind detailarme, flache Hexagonfelder mit einigen unansehnlichen „Umgebungsdetails“. Die Schlachtfelder schaffen es dadurch nicht, eine Atmosphäre aufzubauen.

Gleiches gilt für die Einheitenmodelle, die keinen hohen Detailgrad aufweisen können und unter der grobkörnigen Optik leiden, was schade ist, denn von der Grundausrichtung wäre ein der Zeit angemessener Stil getroffen worden. Das Sounddesign reiht sich in die dürftige Qualität ein und kann weder zur Stimmung der Gefechte beitragen, noch die Handlungen der eigenen Truppen während der Schlacht glaubhaft untermalen. Von technischer Seite kann das antike Schlachtfeld nicht in das heimische Wohnzimmer transportiert werden. Peinlich ist besonders eine fehlerhafte Übersetzung der Bildschirmtexte, die zum Teil das Verständnis erschwert und zusammen mit den angesprochenen Faktoren den Anschein erweckt, dass dem Spiel in diesen Bereichen mehr Aufwand gut getan hätte.

Der Sargnagel für den Spielspaß ist jedoch das Resultat einer schwammigen Steuerung in Kombination mit unkomfortabler Kameraführung. Geringe Verzögerungen nach Eingaben vermitteln zu jeder Zeit das Gefühl, nicht die uneingeschränkte Kontrolle über das Geschehen in der Hand zu haben. Auch die Menüführung gestaltet sich nicht reibungslos und bremst den Spielfluss gelegentlich aus. Dieses Gefühl überträgt sich auf die Kameraführung, die unnötig überladen ist und hakelig von der Hand geht, sodass man die Kamera permanent nachjustieren muss. Die vollständige Übersicht ist trotz eines statischen Kampfgeschehen nicht immer gegeben. Besonders auf der Konsole ist ein solches Defizit für ein Strategiespiel ein gravierendes Problem.