Bei der Menge an Metroidvania-Spielen, die heutzutage erscheinen, kann man die Übersicht verlieren. Schwieriger haben es jedoch die Titel selbst, denn herauszustechen ist so schwer wie nie zuvor. Hier kommt „Super Daryl Deluxe“ ins Spiel, das bereits in seinen ersten Minuten unter Beweis stellt, wie verrückt das bevorstehende Abenteuer wird. Ob dieses seltsame Werk auch spielerisch überzeugen kann, haben wir versucht, herauszufinden.

Verrückter geht es nicht

Nach einer recht verwirrenden Einleitung übernimmt der Spieler die Rolle von Daryl, einem neuen Schüler an einer mehr als merkwürdigen Highschool. An dieser verschwinden nämlich Schüler, und die Klassenräume führen dank interdimensionalen Rissen in andere Welten, die bizarrer nicht sein könnten. Daryl verliert zwar nie auch nur ein einziges Wort, wird jedoch in dieses Chaos hineingerissen und hilft fortan Supercomputern, Julius Cäsar und seinen Mitschülern bei allen Problemen.

Die Geschichte genauer zu beschreiben würde den Reiz zunichte machen, denn das Spiel lebt von seinen verrückten Wendungen, unterschiedlichen Welten und einem Humor, bei dem man oftmals nicht weiß, ob man nun lachen soll oder nicht. Eine derart verrückte Welt hat kaum ein Spiel zuvor geboten, und da die Comic-Stile vermischt und sogar mitunter durch reale Objekte oder furchtbar gestaltete 3D-Objekte ergänzt werden, wird man sich definitiv an diverse Szenen erinnern, wenn auch in Albträumen.

Die Schule der paranormalen Ereignisse

Dank der Mischung aus Metroidvania und RPG-Elementen untersucht Daryl die Schule, schaltet immer wieder neue Gebiete frei und nimmt Quests an, die zu völlig neuen Orten führen. Dieser Ablauf funktioniert meist gut, jedoch werden dem Spieler manchmal zu wenige Hinweise gegeben. Es kann durchaus sein, dass man eine Quests verfolgt, obwohl diese zum Zeitpunkt der Annahme noch gar nicht beendet werden kann. Das führt zu verwirrenden Momenten, insbesondere wenn auch die Beschreibungen nicht ausreichen. Glücklicherweise sind die Hauptmissionen deutlicher, denn diese führen Daryl meist in die Klassenzimmer, die in besagte unglaubliche Welten führen, die irgendwie mit dem Thema des Unterrichts verbunden sind.

Ansonsten bleibt „Super Daryl Deluxe“ trotz des unbeschreiblichen Stils sehr traditionell, denn das Abarbeiten des Questlogs, Suchen der Gegenstände und Bekämpfen von Feinden kennt man aus zahlreichen anderen Spielen. Der Mix ist dennoch besonders, denn sogar kleine Rätsel im Point and Click-Stil wollen gelöst werden. Die Dialoge mit den Mitschülern sind oftmals lang, der Humor ist jedoch speziell. Während im Test die lustigen Momente nicht zünden konnten, werden einige Spieler sicherlich die Sprüche mehr genießen. Spätestens die Kulissen werden dann jedoch Reaktionen hervorbringen, ob es Spaß oder Sprachlosigkeit ist lässt sich selbst nach dem Finale nicht einordnen.

Klobig

Das Kampfsystem bietet enormes Potential. Anstatt nämlich wie in anderen Genrevertretern auf den Angriffsknopf einzuhämmern, darf man sich aus einer Vielzahl von Skills sein eigenes Set zusammenbauen. Manchmal nutzt Daryl Schwerter, führt einen Kick aus, wirft seine Brille herum oder lässt Fallen aus dem Boden erscheinen. Die Spieler werden dazu angeregt, möglichst viele Kombinationen auszuprobieren und bestimmte Fähigkeiten werden nie erfordert, sodass man das Loadout ganz seinem eigenen Spielstil anpassen kann.

Obwohl das auf dem Papier gut klingt, ist das Kampfsystem ernüchternd. Trotz toller Angriffe sind diese auch sehr klobig und fühlen sich nicht gut an. Man schlägt eher in die Luft, in der sich Gegner befinden, als wirklich auf diese einzuschlagen. Dadurch sehen die Fähigkeiten zwar gut aus, es fehlt jedoch ein ordentliches Trefferfeedback abseits der herumfliegenden Zahlen. Auch Combos wirken eher abgehackt, da nur verschiedene Animationen starten, diese aber nicht ordentlich ineinander übergehen. Zudem gibt es für jeden Angriff einen Cooldown, der das Kampfsystem strategischer machen soll. Das führt jedoch nur dazu, dass man dieselbe Attacke nicht oft hintereinander nutzt, was flüssigere Combos oder gar auf Timing basierende Angriffe erschwert. Da sich alle Fähigkeiten verbessern lassen, laufen sowieso alle Kämpfe darauf hinaus, dass man möglichst viel hintereinander drückt. Können ist viel zu selten gefragt, da auch die Bosskämpfe nicht zu den Höhepunkten gehören.

Einzigartige Reise

Das Navigieren durch die Welt ist ein weiteres Problem. Die Spieler müssen dank unklarer Questmarker und einer unübersichtlichen Karte oft lange herumirren, um das Ziel zu erreichen. Dafür weiß die Spiellänge zu überzeugen, denn durch die zahlreichen Nebenquests, die stets einen Kontext für simple Aufgaben bieten, kann man gut über 15 Stunden in der Welt verbringen. Man gewöhnt sich auch an das Kampfsystem, das leider zu viel verspricht. Doch genau diese Ecken und Kanten machen das Spiel so besonders, denn man akzeptiert sie im Austausch für eine der verrücktesten Erfahrungen, die die Spielewelt zu bieten hat. Man möchte mehr über die unbeschreiblichen Charaktere erfahren, mehr Orte erforschen und herausfinden, wie die nächste Dimension aussieht. Dieser Drang zum Fortschritt relativiert die negativen Aspekte, was ein regelrechtes Kunststück ist. Die Fehler sind vorhanden, jedoch sind sie nie so gravierend, als dass man den Spaß beenden möchte.

Solide

Optisch braucht keiner versuchen, das Spiel zu beschreiben. Ein ungeschliffener Comic-Stil trifft auf stilsichere Hintergründe, pixelige Objekte und so viel mehr als dass es sich lohnen würde, sie hier aufzulisten. Nichts passt zusammen, und gerade diese Kontraste machen die Welt zu etwas besonderem. Auch die Sprecher leisten ihren Teil, denn die Dialoge werden übertrieben betont, was perfekt zu den Ereignissen passt. Lediglich die Musik enttäuscht trotz Abwechslung, da die Stücke meist zu langweilig sind und im Hintergrund bleiben.