Die Fangemeinde hätte nicht glücklicher sein können als bekannt wurde, dass Takeyasu Sawaki nicht nur an einem neuen Spiel arbeitet, sondern dieses auch inhaltlich am Geheimtipp „El Shaddai“ angelehnt sein soll. Zwar gibt es unzählige Dungeon Crawler-Spiele auf dem Markt, es kommt allerdings auf die Unterschiede an. Leider sucht man diese bei „The Lost Child“ mit der Lupe, was in einem enttäuschenden Trip resultiert. 

Viel zu zäh

Obwohl sich das Gameplay an Dungeon Crawlern orientiert, wirkt „The Lost Child“ wie ein Visual Novel. Hauptcharakter Hayato ist Journalist in Shibuya und wird von seinem Boss immer wieder zu paranormalen Ereignissen geschickt. Als er eine Reihe von Suizid-Vorfällen nachgehen soll, trifft er auf eine mysteriöse Frau. Kurz darauf beginnen verrückte Ereignisse, die ihn mit Engeln und Dämonen in Kontakt bringen. 

In der Geschichte steckt Potential, das nicht genutzt wird. Die Ereignisse und Wendungen wirken abgehackt und gehen weder logisch noch dynamisch ineinander über. Hinzu kommen zahlreiche Klischees, die zu langweiligen Dialogen führen. Das wird so schlimm, dass man die Zeilen einfach wegdrücken möchte. Zwar gibt es einige spannende Momente, insbesondere der Hauptcharakter bleibt jedoch flach und spricht kaum, abseits von einigen belanglosen Entscheidungen. Es sind eher die von der Bibel inspirierten Charaktere, die das Feld aufmischen. Insgesamt kann die Prämisse leider nicht halten, was sie verspricht.

Ideenlosigkeit

Ebenso lange wie in Gesprächen wird der Spieler sich in den Dungeons aufhalten. Diese bieten regelmäßig eigene Mechaniken und kleine Rätsel, die das Geschehen auflockern. Das langweilige Design entpuppt sich dennoch als Stimmungstöter. Die Umgebungen sind hässlich und bieten kaum Details. Optische Abwechslung innerhalb eines Dungeons gibt es nie und bereits nach wenigen Minuten hat man sich satt gesehen. Auch der Aufbau ist immer gleich, weshalb es gar die Funktion gibt, sich um Spiel automatisch zu einem bestimmten Punkt bringen zu lassen. Die Rätsel sind ebenfalls viel zu simpel gehalten und nerven, da sie den sowieso schon eintönigen Ablauf unterbrechen, ohne einen Mehrwert zu bieten. Hier wurde definitiv nichts getan, um den Spieler zu fordern und man freut sich jedes Mal, wenn endlich die Kämpfe beginnen.

Schnapp sie dir alle!

Das Kampfsystem bietet die genretypischen Optionen, was sich an Hayato zeigt. Er nutzt lediglich die Gegenstände, die er beim Erkunden findet um auf die Monster einzuschlagen. Viel interessanter ist seine eigentliche Waffe namens Gangour. Feuert er diese auf Dämonen ab kann er sie reinigen, damit sie für das eigene Team kämpfen. Das klappt nicht immer, kann jedoch zu interessanten Gruppenkonstellationen führen. Die Burst-Leiste macht die Mechanik noch spannender und zeigt an, wie wahrscheinlich es ist, die Feinde auf die eigene Seite zu ziehen. Richtet der Spieler zu viel Schaden aus, stirbt der Dämon, ist die Leiste jedoch zu niedrig scheitert der Versuch. Schnell ist das Ziel nicht mehr alle Feinde zu besiegen, sondern seine Kollektion an Dämonen zu komplettieren. 

Beim Fangen hört die Arbeit nicht auf. Die Monster werden nur stärker, wenn der Spieler Karma-Punkte in sie investiert. Dieses ergattert man nicht ausschließlich durch die Kämpfe, sondern auch über die Dialog-Optionen, die somit abseits der Geschichte eine wichtige Bedeutung erhalten. Es gibt sogar drei verschiedene Arten von Karma und der Spieler muss herausfinden, welches Monster mit welcher Art am effektivsten stärker wird. Ist das Maximallevel erreicht, können sie entwickelt werden und durch die neue Form noch mächtiger werden. Die Kämpfe werden zudem nicht unwichtig, da Dämonen dort zufällig Fähigkeiten erhalten. All diese Systeme funktionieren gut miteinander und retten „The Lost Child“ davor, zu einem langweiligen Trip zu werden.

Kleines Budget

Wie bereits erwähnt sind die Dungeons hässlich. Das restliche Paket ist nur bedingt besser, denn die Anime-Charaktere sind alles andere als einzigartig. Selbst das Monster-Design findet keine eigene Identität und sieht aus wie eine Mischung aus Bekanntem, das nicht gut zusammenpasst. Animationen gibt es kaum, und technische Probleme sind nicht aufgetreten. Das ändert nichts daran, dass man dem Spiel sein geringes Budget anmerkt. Selbst der Soundtrack ordnet sich nur im Mittelfeld ein und bleibt nicht in Erinnerung.