Metroidvanias und Rogue-likes sind eigentlich zwei Genre-Bezeichnungen, die kein wirkliches Genre sind und sich gegenseitig normalerweise ausschließen. Das Gegenteil beweist nun aber„Dead Cells“ , das nun endlich für Konsolen erscheint, nachdem sich PC-Spieler bereits im Early Access austoben durften. Warum das Spiel so gut ist, zeigt die folgende Review.

Eine Insel im ständigen Wechsel

„Dead Cells“ ist in seinen Grund-Gameplay-Elementen ein Action-Jump ‘n‘ Run mit Metroidvania und Rogue-like-Einschlägen. Es nimmt sich aber auch einen Aspekt heraus, den man eher aus den Souls-Spielen kennt. Denn es gibt eine Geschichte sowie eine Welt, die einen ganz bestimmten Hintergrund erzählen, jedoch weist das Spiel zu keiner Sekunde darauf hin. Durch versteckte Räume, bestimmte Statuen und Schriften an den Wänden, kann man sich nach und nach das Schicksal dieser Welt aber auch des eigenen Charakters zusammen reimen. Dabei geht es um den Spieler-Charakter, der ein Gefangener auf der Insel ist, die ein lebender Organismus ist. Dadurch wird dann auch erklärt, warum sich jedes Mal die Orte ändern, wenn der Charakter stirbt. Warum man dort fest hängt und was es mit der Seuche namens „Malaise“ auf sich hat, muss man als Spieler selbst herausfinden.

Gelungen

Im Vordergrund steht aber ganz klar das Gameplay, das wirklich gelungen ist. Die grundlegenden Mechaniken eines Action-Jump ‘n‘ Runs funktionieren sehr gut und der Charakter lässt sich immer präzise steuern. Wenn man also einen Fehler macht, dann ist man es eigentlich immer selbst Schuld. Dazu kommt dann der Metroidvania-Ansatz durch den man permanente Fähigkeiten durch vorgegebene Bosse bekommt, wodurch neue Orte, in diesem Fall Biome genannt, freigeschaltet werden. Der Spieler kann dabei fast immer frei entscheiden, wo er als nächstes hin möchte, da es in einem Level mehrere Ausgänge gibt, die dann auch verschiedene Bosse auslösen.

Dieser Ablauf macht aber in „Dead Cells“ wirklich Spaß, denn trotz der Rogue-like-Elemente hat man dadurch Elemente, die gleich bleiben und einen gerade bei den ersten Durchläufen ordentlich motiviert. Es bringt ordentlich Spielspaß, wenn man weiß, dass die neue Fähigkeit einen komplett neue Orte und Geheimnisse aufdecken lässt, die den nächsten Durchlauf komplett anders machen können. Leider gibt es von diesen Fähigkeiten gerade einmal nur vier Stück, wodurch man es relativ schnell schaffen kann, alles zu bekommen. Zusätzlich haben viele Level auch noch spezielle Aufgaben, die man einmal machen muss, um ein vorgegebenes Item zu bekommen. Wieder ein Element, das dazu motiviert, auch wirklich jeden Ort zu bereisen. Danach nimmt der Metroidvania-Teil des Spiels doch deutlich ab und man läuft relativ sicher durch die Räume und wird trotz den zufälligen Strukturen nur noch selten davon überrascht, was auf einen wartet.

Wie aus einem Guss

Aber im Herzen ist „Dead Cells“ ein Rogue-like und genau das zeigt es auch mit Bravur. Obwohl die Orte immer identisch sind und man nicht von der Reihenfolge überrascht wird, können sich Durchläufe auch außerhalb der zufällig produzierten Räume voneinander abheben. Das liegt vor allem an der schier enormen Auswahl an Nahkampf- und Fernkampfwaffen, verschiedenen Fallen, Granaten und vielem mehr, die zudem immer andere Effekte haben, die ebenfalls absolut zahlreich sind. Durch die Zellen, die man zufällig als Loot von den Gegnern bekommt, kann man permanent neue Waffen, Fertigkeiten und Mutationen freischalten. Letztere verstärken einen mit passiven Kräften und ebenfalls am Ende eines Levels kann jeweils eine von maximal drei ausgewählt werden. Insgesamt ergibt sich hier einfach ein Rogue-like im Action-Jump ‘n‘ Run-Gewand, das lange motivieren kann und einen immer etwas neues freischalten lässt. Das ist zumindest so lange der Fall, bis man das Spiel einmal komplett durchgespielt hat. Man behält zwar alles und kann auch immer noch mehr finden aber für jedes Durchspielen wird man bis zu vier Mal lediglich mit einem schwereren Modus belohnt, die aber allesamt nicht mehr ganz so motivieren können, wie zu Beginn, wenn man sich langsam an das Spiel und seine Systeme herantastet. Trotzdem ist der Titel ein absolutes Vorzeigebeispiel, wie man die verschiedenen Elemente und Mechaniken passend miteinander verbindet.

Technischer Schluckauf

„Dead Cells” bietet einen wunderbaren 2,5D-Stil mit detailreichen Animationen und Umgebungen. Die Optik in jedem der Biome ist wirklich einzigartig und lässt die gesamte Insel greifbar wirken. Dazu kommt ein wunderschöner Soundtrack mit klar wieder erkennbaren Klängen, die einem im Kopf bleiben. Ein bisschen Verbesserungswürdig sind da nur die Framerate-Probleme. Immer wieder kommt das Spiel kurz ins Stocken, bleibt stehen und lässt das gesamte Geschehen springen. Dadurch kann manchmal sogar der gesamte Durchlauf negativ beeinflusst werden, was ein No-Go ist. Auch kleinere und einen größeren Bug, der mal einen Durchlauf zerstört hat, waren leider an der Tagesordnung – wenn auch in Grenzen.