Nach dem Ende von „The Mooseman“, oder auch „Elchmensch“, saß ich mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf vor dem TV. Was wollte mir dieses Spiel, dieses Werk eigentlich sagen? Das war nicht unbedingt lobenswert gemeint, denn ein dunkles Gefühl machte sich breit und ich dachte, ich hätte Zeit verschwendet. Erst dann fiel mir auf, dass ein technisch nicht unwichtiger Schnitzer dafür verantwortlich war. Was genau ich damit meine, und ob das den Titel im Nachhinein besser macht als gedacht, verraten euch die folgenden Zeilen.

Einsamer Elch

Worum geht es also in „The Mooseman“? Das wird man erst verstehen, wenn das Optionsmenü aufgesucht und manuell auf eine verständliche Sprache gestellt wird. Die Vertonung ist nämlich ausschließlich auf Russisch, die Standardsprache für die Texte allerdings auch. Ändert man diese nicht, wird man vor fremden Schriftzeichen stehen und vielleicht gar nicht wissen, dass hier eine vage Geschichte erzählt wird. Wieso das Spiel nicht, wie fast alle anderen Spiele auch, die Systemsprache erkennt, bleibt ein Rätsel – vor allem, da es sogar eine deutsche Übersetzung gibt. Selbst dann bleibt die Geschichte recht konfus und wer sich nicht mit den Mythen beschäftigen möchte, braucht das Spiel gar nicht erst starten.

Dass „The Mooseman“ ein technisch merkwürdiges Paket ist, wird auch ansonsten im Menü klar. Mit dem Touchpad des DualShock 4 lässt sich nämlich ein Maus-Cursor steuern, mit dem das Auswählen der Menüpunkte nicht nur kompliziert wird. Das Interface fängt an, verwirrt gleich mehrere Punkte als aktiv anzusehen, zumindest zeigen das die entsprechenden Indikatoren an. Das beeinflusst das Spielerlebnis nicht, zeugt aber davon, dass hier unsaubere Arbeit geleistet wurde – und das beweist auch die Kernmechanik.

Eine Richtung

Im Grunde handelt es sich bei dem Spiel um einen Walking Simulator mit einigen wenigen Rätseln. Hauptmechanik ist das Wechseln zwischen zwei Welten per Knopfdruck, was für das Voranschreiten überaus wichtig ist. Die Dimensionen unterscheiden sich optisch zwar nicht stark voneinander, dafür gibt es Hindernisse sowie benötigte Plattformen nicht jederzeit in beiden, weshalb ein häufiges Wechseln erfordert wird. Die damit verbundenen Rätsel sind nie besonders knackig und werden keinen Spieler am Fortschritt hindern. Dafür unterhält die rund einstündige Reise durchaus, auch wenn nicht jeder Abschnitt viel Spaß bereitet.

Das Spiel ist relativ ungenau, was die Eingaben angeht. Das wird deutlich, sobald der Hauptcharakter ein schützendes Licht erhält, das Feinde abwehrt. Manchmal kann man dieses blitzschnell nachladen, manchmal reagiert es nur verzögert und ein Tod ist wahrscheinlich. Zudem gibt es eine Passage, in der der Spieler sich vor einem riesigen Monster verstecken muss. Die damit verbundene Mechanik ist zwar interessant und soll deshalb hier nicht verraten werden, da es jedoch kaum Hinweise dafür gibt, wann man geschützt ist, sind mehrere Tode nahezu unausweichlich, was eine gute Idee komplett ins Aus befördert.

Künstlerische Probleme

Kommen wir zurück zur Technik, denn diese bleibt einmal mehr eigenartig. Per Kreuz-Knopf wechselt der Spieler zwischen den Dimensionen, soweit, so gut. Pausiert er aber das Spiel, kann er nicht mit der Kreis-Taste ins Spiel zurückkehren, sondern muss „Continue“ auswählen, ebenfalls mit Kreuz. Anstatt nur das Menü zu verlassen, wechselt der Hauptcharakter allerdings auch zwischen den Welten – je nachdem, wo man gerade steht, resultiert also eine Rückkehr ins Spiel in einem unnötigen Tod. Die Rücksetzpunkte sind gut verteilt, ärgerlich sind solche unsauberen Portierungsprobleme aber definitiv.

Ansonsten wird der grafische Stil die Spieler spalten. Einerseits ist der minimalistische Stil mit wenigen Farben durchaus interessant, und insbesondere gegen Ende gibt es beeindruckende Landschaften. Auch das Design einiger Feinde ist sehr detailliert und fügt sich in die malerischen Umgebungen ein. Leider gilt das nicht für alle Ortschaften, und manchmal gibt es nur wenig interessantes zu sehen, weshalb man sich umso mehr darüber freut, in die abwechslungsreicheren Gebiete einzuziehen. 

Sammeln auf unlogisch

Eigentlich sind die Rätsel sehr einfach, zumindest, wenn es um das Abschließen des Spieles geht. Die Macher haben allerdings noch diverse Artefakte versteckt, und das auf extrem ärgerliche Art. Manchmal müssen optionale Wege beschreitet werden, was akzeptabel ist, manchmal müssen aber abstruse Rätsel gelöst werden. Diese zu erkennen ist bereits schwierig, das Ausführen allerdings ohne entsprechende Hilfe nahezu unmöglich. Selbst wenn man weiß, welche Tastenkombination der Spieler an bestimmten Orten drücken muss, werden diese nicht immer richtig erkannt, da die Animationen sehr langsam ablaufen. Drückt man zu langsam, werden die Aktionen ebenfalls nicht erkannt. Da die Rätsel so kryptisch gehalten sind ist deshalb oft unklar, ob die Lösung doch eine andere ist als gedacht, oder ob sie einfach nicht erkannt wird.

Besonders

Um das Spiel auch zu loben soll das Setting erwähnt werden. Die finno-urgischen Völker stehen nämlich im Fokus, und diverse mythologische Geschichten sowie Elemente der Kultur wurden kunstvoll in den Ablauf eingebaut. Wer zudem die optionalen Texte liest, wird noch viel mehr erfahren. Schade ist lediglich, dass diese Informationen nicht stärker in den eigentlichen Ablauf eingebunden wurden und sich nur losgelöst von der eigentlichen Handlung lesen lassen.