Ein Hotel voller Roboter, kreative Rätsel aus der Ego-Perspektive und eine Geschichte voller Geheimnisse: genau das möchte „The Spectrum Retreat“ bieten. Die einzelnen Ziele sind zwar durchaus gelungen, ein großes Problem hindert allerdings die volle Entfaltung des Potentials. Was genau wir damit meinen, erfahrt ihr im Test.

Kein Luxus

Als namenloser Protagonist wacht der Spieler in einem Hotelzimmer auf. Kurz darauf wird er von einem Roboter begrüßt und es lässt sich erahnen, dass der Aufenthalt kein kurzer ist. Wieso aber befinden sich keine anderen Gäste im Hotel, und wieso sieht man gar nicht, wie sich die Roboter bewegen? Antworten gibt es von der Unbekannten Cooper, die über ein Telefon spricht und deutlich mehr über den Hauptcharakter weiß, als er selbst. Fortan muss das Hotel erforscht werden, wobei Enthüllungen über Cooper sowie einige Flashbacks Stück für Stück auflösen, wen der Spieler kontrolliert und in was für einer Welt er sich befindet.

Die Präsentation der Geschichte ist sehr atmosphärisch gelungen und saugt den Spieler ein. Die aufgeworfenen Fragen interessieren und es fällt schwer, den Controller zur Seite zu legen, bis sich das Mysterium aufgelöst hat. Den wichtigsten Anker stellt Cooper dar, die fantastisch synchronisiert wurde und lange Zeit über geheimnisvoll bleibt. Mal kann der Spieler Hintergrundgeräusche wahrnehmen, mal muss sie ein Gespräch plötzlich abbrechen. All das wird wunderbar verpackt und ergibt eine exzellente erste Hälfte des Spieles.

Köpfchen gefragt

Die zweite Hälfte stellt das eigentliche Gameplay dar. Ziel ist es nämlich, auf das Dach des Hotels zu kommen. Um eine Etage höher zu gelangen, müssen jedoch eine Reihe von Rätsel-Räumen bestritten werden. Das Prinzip ist einfach, denn mit einem geheimnisvollen Gerät kann bestimmten Blöcken die Farbe entzogen werden. Da es zahlreiche Beschränkungen gibt, die der Spieler nur mit der passenden Farbe durchqueren kann, ist das richtige handhaben dieser Mechanik das Zentrum jeder Herausforderung. Was aber, wenn Farben überschrieben werden? Was, wenn man eine Plattform einer bestimmten Farbe betreten will, allerdings durchfällt? Jede Ebene, bestehend aus mehreren Leveln, führt neue Elemente und Mechaniken ein, sodass das simple Prinzip stets ausgeweitet wird. Im späteren Verlauf gibt es sogar eine weitere Fähigkeit, für genug Abwechslung ist also gesorgt.

Die Rätsel werden natürlich immer schwieriger und während die erste Ansammlung noch einfach erscheint, erhöht sich der Schwierigkeitsgrad im weiteren Verlauf. Glücklicherweise bleiben die Puzzles stets übersichtlich, sobald man sich umgeschaut hat und frustrieren nicht. Die Balance zwischen langsamer Einführung neuer Konzepte sowie fordern der Spieler ist wunderbar gelungen. Natürlich gibt es einige Kopfnüsse, das Erfolgsgefühl für das Bewältigen ist dafür umso größer. 

Zwei Seiten zweier Medaillen

Das Hotel beeindruckt durch seine Authentizität. Die besonderen Räumlichkeiten könnten genau so in einem Luxus-Hotel vorkommen – nicht aber die Flure, die sich auf den späteren Ebenen durchaus verändern. Zudem muss man für den Zugang zu den Rätsel-Abschnitten Codes suchen, die einen Kapitel für Kapitel durch das Hotel jagen. Hier kommt es zu einigen nervigen Backtracking-Momenten, die deutlich schöner hätten gelöst werden müssen. Dafür bleibt es jeden Morgen aufs Neue spannend, was sich wohl verändert – denn der Spieler ist in einer Art Zeitschleife gefangen, die Fortschritte bleiben aber erhalten.

Viel schlimmer ist wohl der größte Kritikpunkt an „The Spectrum Retreat“, nämlich die Zusammensetzung der einzelnen Elemente. Anfangs könnte man fast meinen, einen Walking Simulator zu spielen, die Testkammern wirken allerdings wie eine andere Welt. Das ist nicht unbedingt positiv gemeint, denn Cooper kann dort nicht mit dem Spieler sprechen und bis auf einige Flashbacks wirkt die Hälfte, in der echtes Gameplay vorhanden ist, wie ein separates Erlebnis, das nichts mit dem großen Ganzen zu tun hat. Zu gleichen Stücken funktioniert das auch andersherum, denn bei der eigentlichen Geschichte sowie der Erkundung des Hotels würde man nie auf die Idee kommen, wie das eigentliche Spielprinzip der Rätsel ablaufen könnte. Zudem wird das Erkunden in die Länge gezogen, weshalb der Großteil wohl mehr Spaß an den Herausforderungen als am Herumlaufen haben wird. Das ist schade, denn es entsteht kein Spielfluss und wer nur eine Hälfte interessant findet, muss sich durch die andere geradezu quälen.

Gutes Paket

Die technische Umsetzung ist solide. Die Grafik sieht in den Testkammern gut aus, das Hotel wirkt allerdings manchmal verschwommen, und das Anti-Aliasing hätte effektiver sein können. Dafür sind die Sprecher sehr gut, wobei die Musik eher im Hintergrund dümpelt anstatt gerade in den Rätselräumen für die passende Atmosphäre zu sorgen. Ansonsten sind keine Probleme im Test aufgetreten, weder was die Bildrate, noch Bugs angeht.