Echtzeit-Strategiespiele sind auf Konsolen traditionell Mangelware. Die Steuerung über einen Controller konnte nie die Nutzerfreundlichkeit von Tastatur und Maus erreichen. Petroglyph Games haben bereits mit „8-Bit Armies“ eine Hommage an Commander and Conquer abgeliefert und bringen nun auch die Fortsetzung „8-Bit Hordes“ auf die PlayStation 4. Ob hier eine echte Alternative für Wohnzimmergeneräle lauert, klären wir in unserem Review.

Der Schneesturm lässt grüßen

Mit dem Nachfolger zu „8-Bit Armies“ orientiert sich Petroglyph Games an Warcraft und verpackt ein klassisches Fantasy-Setting in putziger Klötzchenoptik. In zwei Kampagnen mit insgesamt 24 Missionen kann der Spieler sich entweder auf die Seite der Lichtbringer, ein Konglomerat aus Fantasyvölkern, oder den Totgeschworenen, die hauptsächlich aus Orcs bestehen, stellen. Außer der optischen Inspiration lässt „8-Bit Hordes“ jedoch alle Stärken der Vorlage oder bekannter Strategiespiele außer Acht. Es gibt keine Rahmenhandlung oder Figuren, denen der Spieler folgt und die ihn an den Bildschirm fesselt. Auch auf eine Inszenierung abseits von langweiligen Einleitungstexten wird verzichtet. Im Kontext einer knuffigen, nicht allzu ernsten Klötzchenoptik wäre das Potential für eine humoristische Aufarbeitung von Fantasyklischees gegeben, das jedoch ignoriert wird. 

Ausreichend Inhalt

Auf dem Papier verfügt der Titel über ausreichend Inhalt. Neben den 24 Missionen der Kampagne gibt es zwölf weitere Ko-Op-Missionen und acht Karten für Gefechte gegen andere Spieler. In der Einzelspielerkampagne verfügt jede Mission über drei verschiedene Ziele, die als Schwierigkeitsgrade fungieren. Auf diese Weise kann jeder Spieler sich seine Herausforderung selber suchen. Das Angebot von Aufträgen orientiert sich dabei an Genrestandards. Gebiete zu verteidigen, spezifische Gebäude zu zerstören oder einen bestimmten Zeitraum zu überleben sind nur einige der Ziele. Abgeschlossene Aufgaben erhöhen für alle weiteren Missionen das Startkapital oder die Einheiten, die zu Beginn verfügbar sind. Der Schwierigkeitsgrad dieser Aufgaben variiert, ist jedoch in den meisten Fällen nicht der Rede wert, da die Computergegner selten eine Bedrohung darstellen und sehr passiv agieren. Ohne echte Kampagne motiviert dieses System nur kurze Zeit.

Keine Generäle benötigt

Im Kern ist „8-Bit Hordes“ ein klassiches Strategiespiel. Arbeiter schürfen Gold, das für den Bau von Gebäuden benötigt wird und Höfe erhöhen das Einheitenlimit. Bauwerke gleichen Typs verbessern die Bauzeit der Einheiten und einige fortgeschrittene Bauwerke sorgen für stärkere Einheiten. Wirklich komplex wird es jedoch selten, da sich beide Fraktionen zunächst nur marginal voneinander unterscheiden und keine unterschiedlichen Spielstile geboten werden. Ressourcenmanagement ist nur selten nötig, da die Arbeiter derart viel Gold schürfen, dass man eigentlich nicht pleite gehen kann. Also werden schnell die Gebäude hochgezogen und im Anschluss im Akkord Einheiten produziert. Todesstoß für spannende und taktische Kämpfe ist jedoch die Steuerung.

Funktioniert, jedoch ohne Feinheiten

Eigentlich ist sie optimal auf den Controller angepasst. Über die Schultertasten werden die Baumenüs aufgerufen und bei der Einheitenproduktion weist der Spieler den Einheiten entweder die Kreis, Quadrat oder Dreiecks-Taste zu. Bei einem Knopfdruck auf eine der Tasten werden nun alle Einheiten der jeweiligen Gruppe ausgewählt und kontrolliert. Einzelne Einheiten können nicht gezielt ausgewählt werden - spezifische Einheiten gezielt aus der Masse herausbewegen, Gruppenverbände im Gefecht aufzuteilen oder unterschiedlich zu stationieren wird dadurch unmöglich. Angriffe mit kleineren Gruppenverbänden sind ebenfalls nur eingeschränkt möglich, da nur drei Gruppen gleichzeitig aktiv sein können. Während einer Runde können zwei unterschiedliche Gruppen auch nicht zusammengelegt oder getrennt werden. Ohne Mauszeiger können Einheiten leider nicht über die Minikarte kommandiert werden und bei einem Wechsel zwischen Basis und Truppen muss immer wieder mühsam über das gesamte Feld gefahren werden. Dadurch wird der Spieler in seiner Freiheit massiv eingeschränkt und als Resultat werden einfach nur gigantische Truppenverbände zusammengeworfen und in Richtung der gegnerischen Basis geworfen. Anspruchsvolle Taktikgefechte kommen daher nicht zu Stande. 

Netter Bonus

Der Mehrspielermodus wird dadurch zwar nicht zum Mexican-Standoff zwischen zwei Taktikgenies, aber ein lustiges Kuddelmuddel gegen oder gemeinsam mit Freunden ist im Bereich des Machbaren. Als Fortsetzung von „8-Bit Armies“ ist es ebenfalls möglich, mit Spielern dieser Version ins Gefecht zu ziehen. Spielerisch werden dadurch jedoch nur wenige Akzente gesetzt, denn die Panzer, Kampfhubschrauber oder Infanteriesoldaten haben ähnliche Fähigkeiten und bieten keine neuen Optionen.

Klötzchen braucht das Land

Die kultige „8-Bit Optik“ wurde bereits angesprochen und macht einen ordentlichen Job. Egal ob Oger, Katapulte oder magische Greifen, die eckigen Gegenstücke zu bekannten Fantasy-Kreaturen sehen lustig aus und gefallen. Auch die Hintergrundmusik passt sich diesem Stil an und untermalt das Geschehen passend, auch wenn die Stücke alleinstehend sicherlich in keiner Playlist landen werden. Leider haben die Einheiten keine eigenen Sprüche auf Lager, die bei den großen Vorlagen für besonders viel Unterhaltung gesorgt haben. Einbrüche der Bildrate konnten keine beobachtet werden und insgesamt läuft der Titel fehlerlos.