Es gibt bereits jetzt eine große Vielfalt unter den VR-Spielen, doch große Action-Adventures werden noch vermisst. Hier soll „Immortal Legacy: The Jade Cipher“ die Lücke schließen und wird nicht selten mit „Uncharted“ vergleichen. Wieso das Spiel aber ganz andere Wege geht, und was für fundamentale Fehler sich die Entwickler geleistet haben, verraten wir im Test.

Irgendwas mit Artefakten

Die Handlung von „Immortal Legacy: The Jade Cipher“ ist gähnend langweilig, wobei sie anfangs noch eine große Rolle spielt. Es geht um eine alte Legende, ein Artefakt, den Tod der Mutter des Protagonisten – selbst nach dem Finale fällt es schwer zu begreifen, worum es überhaupt ging. Die Charaktere überzeugen da schon mehr, denn von einer coolen Kämpferin über eine aufgedrehte Streamerin bis hin zu Cyborgs ist hier deutlich mehr vertreten, als man anfangs denken würde. Dennoch verliert man zu schnell das Interesse an den Geschehnissen, und da das Ende eher auf eine Fortsetzung deutet als Antworten zu liefern, sollte man seine Erwartungen extrem niedrig halten.

Actionreiches Abenteuer

Glücklicherweise ist das Gameplay in der ersten Stunde deutlich spannender. Der Spieler läuft nämlich durch ein Gebirge und trifft dabei ständig auf menschliche Gegner, die es mit den zahlreichen Waffen zu erschießen gilt. Die Auswahl ist zwar nicht gigantisch, doch jede einzelne Waffe lässt sich gut führen und somit wird es sehr unterhaltsam, möglichst viele Kopfschüsse auszuteilen. Das Zielen ist durch einen Laser deutlich einfacher als in vielen anderen VR-Spielen, demnach sollte man keine allzu große Herausforderung erwarten.

Ansonsten läuft und klettert der Held durch die Kulissen, was zwar simpel, dafür aber sehr spaßig umgesetzt wurde. Lediglich die langen Laufwege, auf denen nichts passiert, stoßen ebenso sauer auf wie das elend langsame Lauftempo. Derweil ist der Ablauf auch recht linear, und obwohl es Notizen und Sammelgegenstände gibt, enden die wenigen Abzweigungen stets schnell.

Furchterregendes Höhlensystem

Nachdem übernatürliche Elemente eingeführt wurden, ändert sich die Ausrichtung des Spieles komplett. Plötzlich landet der Held nämlich in einem Höhlensystem, in dem keine Menschen, sondern Monster herumwandern. „Immortal Legacy“ wird ab diesem Zeitpunkt durchaus zu einem Horror-Spiel, wobei die Action Adventure-Wurzeln nicht vergessen werden. Dank einer Taschenlampe kommt ordentlich Atmosphäre auf, wenn die Jumpscares einsetzen oder schon alleine die Geräusche ein unwohles Gefühl auslösen. Auch die Rätsel sind gut umgesetzt, obwohl sie recht einfach gehalten sind. An dieser Stelle soll nichts verraten werden, doch dank toller visueller Effekte sind selbst die simplen Herausforderungen beeindruckend.

Katastrophale Steuerung

Das Spiel selbst ist also definitiv ein starker Trip, leider verhindert die furchtbare Steuerung, dass das komplette Potential entfaltet werden kann. „Immortal Legacy“ benötigt zwingend zwei Move-Controller, auf denen der mittlere Knopf gedrückt werden muss, damit sich der Spieler bewegt. Zwar kann man das beschleunigen, doch das Bewegungstempo ist viel zu langsam und dürfte bei einigen für Übelkeit sorgen. Das ist auch bei den flüssigen Drehungen nicht anders, weshalb man hier die voreingestellten Stufen nutzen sollte. Leider sind die Tasten so belegt, dass es schwierig wird, sich in hitzigen Situationen zu bewegen, vor allem wenn man noch die entsprechenden Knöpfe nutzt, um zur Seite zu gehen. Auch das Verwalten des Inventars ist deshalb nicht einfach, obwohl es überaus wichtig ist, die richtigen Gegenstände schnell auswählen zu können.

Das benötigt definitiv eine Eingewöhnungszeit, doch bis zum Finale werden die meisten Spieler noch falsche Knöpfe drücken, wenn die actionreicheren Sequenzen einsetzen. Wieso man sich hier nicht die guten Design-Entscheidungen der Konkurrenz angeschaut hat oder mehr Optionen bietet, bleibt ein Rätsel. Leider reiß einen die nicht intuitive Steuerung ständig aus der Action heraus und darf auch einige Tode verantworten. All das erfordert Geduld – in einem Spiel, in dem genau das nicht geboten werden soll.

Beeindruckende VR Welt

Dafür ist die optische Gestaltung wunderbar. Bereits der Start im Flugzeug sieht grandios aus, und auch die Gebirgslandschaft weiß zu überzeugen. Ja, einige Texturen sind matschig und Feldbrocken sind nicht die abwechslungsreichsten Aussichten, dennoch macht das Spiel dank beeindruckender Wetter-Effekte sowie realistischen Animationen viel her. Besonders atmosphärisch wird es dann in der dunklen Höhle, in der die starken Lichteffekte umso mehr punkten. „Immortal Legacy“ bietet definitiv viel fürs Auge, und die durchweg flüssige Bildrate unterstützt das. Einzig die Arme stören, denn es sieht durchweg so aus, als würden sie aus dem Hals kommen.

Der Soundtrack ist leider oftmals zu dominant und will öfter einfach nur laut sein, statt die Szenen passend zu untermalen. Die Synchronsprecher sind hingegen gut, wobei die Lippensynchronität aufgrund der Tatsache, dass das Studio aus China kommt, fast nie passt. Dafür darf man sich aber über Doug Cockle freuen, der englischen Stimme von Geralt aus „The Witcher 3: Wild Hunt“.