Häufig werden Spiele, die vor einigen Jahren eine sehr spezielle Fangemeinde hatten, lediglich in leicht überarbeiteter Form für neue Konsolen veröffentlicht. Nicht aber „Catherine“, das über die Jahre wie ein guter Wein gereift ist und auch heute noch durch seine Mischung aus Dating-Simulation und Rätselspiel begeistert. Das Entwicklerteam hat das Spiel nun vollständig überarbeitet, neue Spielmodi hinzugefügt und die Geschichte durch eine dritte Beziehung erweitert. Wieso der Titel dadurch noch besser wird, verrät unser Test.

Vincent im Unglück

Vincent könnte eigentlich ein schönes Leben haben. Schließlich hat er einen sicheren Job und ist seit langer Zeit in einer Beziehung mit seiner Freundin Katherine. Dennoch fürchtet er sich vor weiteren Schritten und möchte lieber seine Abende damit verbringen, sich in der Bar Stray Sheep mit seinen Freunden zu betrinken. Nach einer besonders durstigen Nacht findet er sich am nächsten Morgen mit Catherine im Bett – man beachte das „C“. Diese ist jünger und deutlich freizügiger als seine Freundin und sorgt schnell für völliges Chaos in Vincents Leben.

Mit dieser Prämisse verbringt der Spieler als Vincent die Tage in der Bar. Dabei kann er sich mit den anderen Gästen unterhalten, unter die sich einige verrückte Gestalten gemischt haben. Da wäre nicht nur ein verzweifelter Journalist, sondern auch zwei alte Damen, die zu den wohl unheimlichsten gehören, die es je in Videospielen gab. Die Entscheidungen des Spielers in den zahlreichen Dialogen sowie Textnachrichten sind derweil überaus wichtig, da sie ein Meter beeinflussen, das anzeigt, wie gut oder böse sich Vincent verhält. Das entscheidet über den Verlauf der Geschichte – und auch über die Herzensdame.

G'schichten aus dem Stray Sheep

Diese Einlagen sind überaus unterhaltsam, da die Texte durchweg unterhaltsam geschrieben sind. Das beginnt bei den Bargeschichten und kann auch auf der Toilette enden. Zudem bleibt die Geschichte interessant, da das Geheimnis rund um Vincents Albträume sich durch das gesamte Abenteuer zieht. Doch auch die Frage der Liebe bleibt stets im Zentrum, während beide Damen ebenso einige Geheimnisse vor Vincent verbergen. Von bodenständigen Endsequenzen über völlig verrückte Wendungen – die zahlreichen Anime-Sequenzen verdeutlichen mehrfach, dass sich das Spiel zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt.

Neu dabei ist ein dritter Charakter, den Vincent daten kann. Dabei handelt es sich um die Figur Rin, die sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern kann und fortan nicht nur in der Bar arbeitet, sondern neben Vincent einzieht. Die dadurch hinzugefügten Szenen sowie Dialoge können die tolle Qualität des ursprünglichen Spieles noch weiter aufwerten, und auch in Sachen Verrücktheit werden neue Hochs erreicht. Blutige Szenen sind dabei noch normal, denn spätestens am Ende dieser Route wird man mit offenem Mund dasitzen und sich fragen, wie durchgedreht ein Spiel sein kann. Durch die sich stark verändernde Geschichte lohnt es sich natürlich, gleich mehrfach die schlimmste Woche in Vincents Leben zu beeinflussen. Gleichzeitig zeigt sich der Protagonist von einer viel bodenständigeren Seite, verhält sich weniger egoistisch und beweist, dass er doch ein gutes Herz besitzt.

Ein toller Albtraum

Die Geschichte überzeugt ebenso wie die Spielelemente am Abend, doch nachts entpuppt sich „Catherine: Full Body“ als faszinierendes Puzzle-Spiel, das bis heute seinesgleichen sucht. Ziel ist es, Blöcke zu verschieben, um die Level zu meistern und die oberste Plattform zu erreichen. Dafür kann Vincent Blöcke sowohl ziehen als auch schieben sowie Treppen und andere Konstruktionen bauen, um voranzuschreiten. Da diese sogar schweben können, wenn sie eine Kante berühren, und Vincent sich an ihnen entlanghangeln kann, ergeben sich zahlreiche Strategien, die das eigentlich simple Konzept extrem komplex gestalten. Insbesondere auf den höheren Schwierigkeitsstufen verzweifelt man regelrecht an dem Zeitdruck, während es auch passende Modi für Novizen gibt, die sich Zeit lassen und häufig Züge zurücksetzen wollen.

Damit genug Vielfalt geboten wird, gibt es natürlich zahlreiche verschiedene Formen von Blöcken. Einige sind schwerer, andere werden zerstört und auch unbewegliche Objekte können den Fortschritt erschweren. Glücklicherweise kann Vincent immer wieder diverse Items finden, die die Umgebung beeinflussen und somit in brenzligen Situationen Abhilfe verschaffen. Die Rätsel-Level bleiben fordernd und komplex, gleichzeitig werden die Mechaniken durch gute und ausführliche Tutorials erläutert, sodass die Lernkurve stets angenehm bleibt.

Verführerisch!

In Sachen Präsentation ist wohl nur „Persona 5“ stylischer als „Catherine“. Die Anime-Sequenzen sind hochwertig geraten, während auch die Ingame-Grafik sich sehen lassen kann. Die Charakterdesigns sind einprägend und haben zudem noch einen zweiten Nutzen. Einige bekannte Kleidungsstücke sieht Vincent nämlich auch in der Nacht, denn weitere Besucher der Bar müssen die Albtraum-Türme erklimmen. Dabei sehen sie allerdings wie Schafe aus – ja, Schafe. Die Designs der Level sind ebenfalls erstklassig gelungen, insbesondere in Hinblick auf die Boss-Gegner. Doch auch die Menüs gehen wunderbar ineinander über und sind dennoch übersichtlich gestaltet.

Hinzu kommt ein sehr atmosphärischer Soundtrack, während die englische Synchronisation schlichtweg tadellos ist. Die Sprecher könnten nicht besser gewählt sein und verkörpern ihre Charaktere perfekt, während die Einleitung regelrecht Gänsehaut erzeugt. Natürlich gibt es keinerlei Performance-Probleme, denn ein optisches Upgrade im Vergleich zur vorherigen Version ist nicht sichtbar.

Passender Umfang

Durch die erweiterte Geschichte gibt es gleich fünf neue Enden, die zugleich die größten Neuerungen darstellen. Spielerisch gibt es nun eine Remix-Option, in der einige Blöcke miteinander verbunden sind, was die Level noch komplexer gestaltet, manchmal aber auch einfacher. Zudem gibt es einen besonders einfachen Schwierigkeitsgrad, in dem Vincent nicht sterben und sogar Rätsel überspringen kann, während dank Autoplay die kniffligen Passagen gelöst werden. Zudem gibt es nun noch mehr Level in der Geschichte, sowie für die Modi Babel und Colosseum. In Babel können zwei Spieler zufällig generierte Türme erklimmen, während letzteres in drei Runden ausgetragen wird und darauf abzielt, das Ziel schneller zu erreichen als der Gegner. Zudem gibt es nun auch Online-Kämpfe, die gewohnt ablaufen, aber insbesondere diejenigen reizen werden, die die Ranglisten erobern wollen. Zudem gibt es einen Gastauftritt der Phantom Thieves aus „Persona 5“, inklusive passender Dialoge.