Sportsimulationen sind ein Thema für sich. Jedes Jahr erscheinen neue Ableger, die häufig kleinere Neuerungen bringen, während die Monetarisierungsmodelle häufig kritisiert werden. Außen vor bleibt meist die „F1“-Reihe, die sich in den vergangenen Jahren zu einer der erfolgreichsten Sport-Reihen hochgemausert hat. „F1 2021“ ist besonders interessant, denn dabei handelt es sich um den ersten Teil, der vor EA herausgegeben wurde. Ob dieser Wechsel etwas an der Qualität ändert, verraten wir im Test.

Jung gegen Alt

Die wohl interessanteste Neuerung wird für viele Spieler den Einstieg darstellen: Breaking Point. Dabei handelt es sich um einen waschechten Story-Modus mit neuen und bekannten Gesichtern, inklusive zahlreiche Zwischensequenzen, Email-Korrespondenzen und weiteren Extras. Protagonist ist Aiden Jackson, der aufgrund seiner starken Leistung in der Formel 2 den Aufstieg schafft. Das sorgt aber für viel Drama-Potential, denn sein Teamkollege ist der erfahrene Casper Ackermann, der überhaupt nicht begeistert davon ist, dass er plötzlich die Nummer zwei im Team darstellt. Und dann wäre da noch Devon Butler, der unsympathischer nicht sein könnte und jede Möglichkeit ausnutzt, dem Protagonisten das Leben schwer zu machen.

Nein, einen Oscar, oder gar den Game Award für die beste Handlung, wird „F1 2021“ nicht gewinnen. Das muss sie aber auch nicht, denn das Melodrama ist schlichtweg unterhaltsam, bietet spannende Wendungen und auch die Charaktere, so eindimensional sie auch sind, beweisen ihr Charisma. Am Ende ist man regelrecht traurig, dass nach knapp fünf Stunden der Spaß vorbei ist, denn die Zwischensequenzen sehen gut aus und der Ablauf, in dem nur ausgewählte Rennen unter bestimmten Szenarios gefahren werden, motiviert. Am Ende bleibt ein starker Einstieg, der auf den eigentlichen Kern vorbereitet.

Zurück auf der Strecke

Der Kern des Spieles bleibt selbstverständlich das Fahren selbst. Hier beweist der Titel seinen Simulationscharakter, denn wer jegliche Hilfen ausstellt, muss nicht nur selber schalten, sondern auch seinen Fahrzeugstand im Auge behalten, das richtige Tempo finden, DRS einplanen, das Regelwerk auf jedem Meter im Hinterkopf behalten und den Streckenzustand beobachten und sich dementsprechend anpassen. Die Macher haben alle Elemente nahezu perfekt umgesetzt, um dem Spieler das Gefühl zu geben, tatsächlich einen Boliden zu steuern und die gefährlichen Rennen zu bestreiten.

Sind wir aber mal ehrlich: Die meisten Formel 1-Fans wollen einfach nur die Rennen genießen und Punkte sammeln. Deshalb gibt es zahlreiche Hilfsmodi, hin bis zu einem gesonderten für diejenigen, die lediglich lenken und Gas geben wollen. Auch das ist extrem gut gelungen und somit ist das Spiel einmal mehr wirklich für jeden Formel 1-Fan geeignet. Dass zudem offizielle Grafiken und Einblendungen genutzt werden, perfektioniert das Gefühl. Lediglich die Fahrerplatzierungen wirken manchmal chaotisch, doch verrückter als in der aktuellen Saison kann es kaum werden.

Besser zu zweit?

Das Herzstück für Solisten bildet der Karriere-Modus - theoretisch zumindest. Hier können Saisons mit einem eigenen Fahrer absolviert werden, was spaßig ist, aber kaum Neuerungen zum bereits sehr starken Vorgänger bietet. Das ist ehrlicherweise genug, dennoch bleiben wir gespannt, ob das Team irgendwann auch stärkere Innovationen einbinden kann. Zumindest wurden viele Abläufe in Bezug auf die Fahrzeugverbesserung übersichtlicher gestaltet, das Übungsprogramm lässt Schwachstellen entdecken und auch ansonsten wird all das geboten, was man an kleinen Rundumverbesserungen erwartet.

Das eigentliche Highlight ist aber die kooperative Karriere. Es ist endlich möglich, dieselbe Saison gemeinsam mit einem weiteren Spielenden zu erleben, und dabei nicht nur das Team an die Spitze zu führen, sondern auch den Konkurrenzkampf über eine ganze Saison hinweg zu klären. All das funktioniert wunderbar und sorgt vielleicht für die beste Langzeitmotivation der Reihe. Wer dann noch nicht genug hat, darf sich ein eigenes 11. Team basteln und sich darüber freuen, dass nun die Forschung in Form von neuen Autoteilen sehr viel übersichtlicher gestaltet wurde. Ansonsten gibt es aber auch in MyTeam nur wenige Neuerungen, was angesichts der starken Vorgänger aber verzeihbar ist.

Sehr kurz gekommen

Auch wenn der Sprung nicht gigantisch ist, „F1 2021“ ist das optisch schönste Spiel der Reihe. Die zahlreichen Details, die Streckeneffekte und auch der wuchtige Sound geben einem ein so fantastisches Gefühl, dass man sich fragt, wohin die Reise noch gehen kann. Diesmal wurden auch endlich die Schadensmodelle realistisch gestaltet, insbesondere an den Rädern sieht man, in welchem Zustand sich das Fahrzeug befindet.

Der größte Pluspunkt sind aber die Ladezeiten. Dauerte es im Vorgänger auf PlayStation 4 noch teilweise über drei Minuten vom Spielstart ins Rennen, geht das nun in nur 30 Sekunden, und sogar nur 10 Sekunden, wenn man das Spiel über die Activity Card startet. Das haptische Feedback des Controllers macht da den Rest und dürfte für einige sogar zu intensiv sein, weshalb sich die Stärke im Menü jederzeit regeln lässt.