Kickstarter, wer kennt es heute nicht? Eine Plattform, auf der jeder seine Idee präsentieren kann, um anschließend um Spenden zu bitten. Unzählige Spiele, Geräte und andere Projekte wurden in den letzten Jahren auf diese Art erfolgreich finanziert. Anfang 2012 sahen auch die kreativen Köpfe von Double Fine die Chance, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Über 3 Millionen Dollar nahm das Studio während der Kampagne ein, und es war das erste Projekt, das innerhalb von 24 Stunden über eine Million Dollar sammeln konnte. Nach über drei Jahren erscheint nun „Broken Age“, wobei der erste Akt bereits im letzten Jahr für PC-Spieler zugänglich gemacht wurde. Können die hohen Erwartungen erfüllt werden, oder erwartet uns hier eine bittere Enttäuschung?


Spoiler überall!

In diesem Review versuchen wir, möglichst wenig über die eigentliche Geschichte zu verraten, da sie von ihren Überraschungen lebt. Dennoch muss vor allem diese bewertet werden, weshalb einige Aspekte aus der ersten Stunde aufgegriffen werden müssen. Wer sich also ohne Vorwissen in das Abenteuer stürzen will, sollte sich das Weiterlesen gut überlegen.

Zwei Welten, zwei Helden, zwei Geschichten

Eigentlich erwarten den Spieler in „Broken Age“ zwei Geschichten. Auf der einen Seite wäre da Shay. Der Teenager lebt allein auf einem Raumschiff, wo ihn sein Bordcomputer verwöhnt. Dieser stellt sich nämlich als Shays Mutter vor, und beschützt den Jungen vor allen Gefahren. Das bedeutet aber auch, dass er sich auf Dauer langweilt. Seine Aufgaben sind inszeniert, und sogar seine Freunde sind nur aus Stoff. Das alles ändert sich aber, als er einem blinden Passagier begegnet, der sein Leben für immer verändert.

Auf der anderen Seite finden wir Vella, die sich ebenfalls nicht über ihr Leben freuen kann. Zwar lebt sie mit ihrer liebevollen Familie in einem Bäckersdorf, allerdings soll sie schon bald sterben. Alle vierzehn Jahre wandert nämlich das riesige Monster Mog Chothra von Dorf zu Dorf. Damit die Ortschaften nicht zerstört werden, veranstalten die Bewohner Maidenmähler, auf denen junge Mädchen vom Ungeheuer gefressen werden. Zwar empfinden diese das als große Ehre, Vella will ihr Schicksal allerdings ändern. Als sie sich entscheidet, mit der Tradition zu brechen, beginnt eine Reise ins Ungewisse.

Es lebe der Humor!

Beide Geschichten fühlen sich anfangs komplett unterschiedlich an. Obwohl sich gewisse Gemeinsamkeiten finden lassen, sind die Helden so einzigartig, dass man sich schlecht entscheiden kann, welche einem besser gefällt. Hinzu kommen einige Wendungen, die wohl kaum ein Spieler voraussehen kann. Abschließend wären da noch die liebevollen Charaktere, die einige unvergessliche Dialoge versprechen. Sei es eine Sekte, ein sprechender Baum oder das eigene Inventar. Während des gesamten Abenteuers findet sich der Spieler in neuen Situationen wieder, in denen er sich vor Lachen kaum halten kann. Umso enttäuschender kann jedoch auch das Ende sein. Dort macht sich nämlich das Gefühl breit, dass die Entwickler das Spiel unter Zeitdruck fertigstellen mussten, weshalb einige Aspekte ein wenig verloren wirken. Dennoch wird der Spieler bis zum Schluss wunderbar unterhalten.

Klassischer geht’s nicht

Spielerisch erwartet den Spieler ein Point and Click-Adventure in seiner reinsten Form. Mit dem rechten Stick steuert er einen Cursor, der sich verändert, wenn er über ein Objekt fährt, mit dem die Helden interagieren können. Daraufhin wird entweder etwas über den Gegenstand erzählt, oder er wird aufgehoben und im Inventar verstaut. Von dort aus können die Objekte erneut ausgewählt und mit der Umwelt kombiniert werden, um diverse Rätsel zu lösen. Wem das zu viel Arbeit ist, der darf auch den rechten Stick verwenden, um den Cursor von Objekt zu Objekt springen zu lassen. Wer auf Sonys Handheld spielt, kann auch die bequeme Touch-Steuerung nutzen. Dann wird einfach alles angetippt, was nicht nur schneller, sondern auch einfacher ist. Das alles benötigt zwar eine Einarbeitungszeit, nach einigen Anläufen funktioniert das allerdings erstaunlich gut.

Neben der Geschichte sind natürlich die Rätsel das Herzstück des Spiels. Nachdem im Januar des vergangenen Jahres bereits der erste Akt erschienen ist, beschwerten sich viele Fans darüber, dass die Aufgaben zu einfach gewesen sind. Tatsächlich sind sie anfangs nicht allzu schwer, in der zweiten Hälfte ändert sich das jedoch. Gerade gegen Ende wird man mit willkürlichem Kombinieren nicht weiter kommen, sodass bei jeder Mechanik erst einmal die Logik hinterfragt werden muss. Ist der Spieler mal komplett am Verzweifeln, lohnt es sich, mit allen Charakteren zu sprechen. Neben den tollen Dialogen geben diese nämlich auch einige Tipps, die durchaus helfen können. Am Ende dürften sich die Spieler über die Rätsel freuen, denn der Anstieg im Schwierigkeitsgrad verläuft fließend, und hinter jeder Aufgabe steckt eine Idee, die gefunden werden will. Außerdem kann der Spieler jederzeit zwischen den beiden Charakteren wechseln, sodass ein Rätsel das Weiterkommen meistens nicht sofort verhindert.

Eine technische Katastrophe

Leider leistet sich „Broken Age“ auf der PlayStation Vita zu viele technische Patzer. Zwar sehen die handgezeichneten Kulissen wunderschön aus und verbreiten einen Charme, der nur selten in Videospielen zu finden ist und auch der Soundtrack könnte atmosphärischer kaum sein aber dennoch erleben Spieler hier ein Desaster. Das liegt vor allem an den Ladezeiten. Diese können beim häufigen Szenenwechsel bis zu zwanzig Sekunden dauern. Das ist schon eine Zumutung, wenn mehrere Gebiete durchquert werden müssen. Dann kann schon ein kurzer Weg zur Geduldsprobe werden. Gerade bei Rätseln, die über mehrere Bildschirme verteilt gelöst werden müssen, kann dem Spieler schnell die Lust verloren gehen.

Erwähnenswert ist ebenso die Synchronisation. Zur Auswahl stehen die deutschen sowie englischen Sprecher, und die Untertitel lassen sich in fünf Sprachen anzeigen. Obwohl die deutsche Synchronisation besser geworden ist, als man vermuten mag, kann die englische Version vor allem durch ihre Sprecher überzeugen. Shay wird nämlich von niemand anderen als Elijah Wood gesprochen, und auch Jack Black hat seine Stimme für das Abenteuer geliehen. Aber auch in diesem Bereich enttäuscht die PlayStation Vita in vollen Zügen. Es kommt nämlich in einem bestimmten Raum zu unerträglichen Tonfehlern. Der Soundtrack wird dort durch ein merkwürdiges Knacken ersetzt, und die Stimmen der Sprecher setzen viel zu spät ein und enden mitten im Satz. Um diese Szenen spielbar zu machen, sollte der Ton abgestellt werden, was natürlich überaus ärgerlich ist. Gepaart mit regelmäßigen Abstürzen ist die Katastrophe perfekt. Hoffentlich erscheint in Zukunft ein Patch, der diese schwerwiegenden Probleme aus der Welt schafft. Zum Glück ist dank Cross-Buy auch die PlayStation 4-Version mit an Bord, und durch die Cross-Save-Funktion können so die nahezu unspielbaren Stellen überbrückt werden.