Passend zur gruseligen Jahreszeit geht endlich auch im Westen die beliebte Visual Novel-Reihe „Corpse Party” weiter. Denn jetzt erschien für die PS Vita der Abschluss der „Heavenly Host”-Trilogie. Fans haben wahrscheinlich sowieso schon zugegriffen, aber wir wollen euch trotzdem verraten, ob der Grusel per Text uns überzeugen konnte.

Vorsicht, Spoiler!

Als Abschluss einer Trilogie ist es natürlich ratsam, vor „Blood Drive” auch die Vorgänger gespielt zu haben. Wer es nicht getan hat, der bekommt direkt am Anfang mit einer kurzen Wiederholung des Endings von „Book of Shadows” zumindest einen kleinen Überblick. Aber ganz so einfach ist der Einstieg durch die verschiedenen Namen, Organisationen und sonstigen Ereignissen, die im Spiel nicht mehr erklärt werden, nicht. Nach und nach schaltet man aber in jedem Kapitel Erläuterungen frei, die man sich im Hauptmenü durchlesen kann. Dadurch können auch Neueinsteiger zumindest mit weniger Einschränkungen die Geschichte verstehen.

Rückkehr ins Nirvana

Wie schon geschrieben setzt „Blood Drive” genau dort an, wo „Book of Shadows” und „Blood Covered” aufgehört haben. Nach dem Zwischenfall in der Shinozaki-Villa lag Ayumi Shinozaki im Krankenhaus und kann nun nach mehreren Monaten wieder in den Alltag zurückkehren. Natürlich ist sie noch von den Ereignissen, die sie mitunter zu verschulden hat, geplagt. Doch auch in der normalen Welt zurück findet sie keine Ruhe, denn es scheint, als würde das Nirvana über die Heavenly Host-Grundschule hinausgehen und langsam auch die Wirklichkeit heimsuchen. Deshalb muss Ayumi wieder einmal ins Nirvana, das die Form der Grundschule angenommen hat, und dort dem Spuk endlich ein Ende bereiten.

Textueller Horror und visueller Schmarrn

Wieder einmal bekommt man hier den typischen Garn gesponnen für gruseligen Japan-Horror. Auch wenn alles ganz süß und, wie man so schön sagt, kawaii aussieht, wird hier eine sehr düstere Geschichte erzählt. Wer schon die Vorgänger kennt, der wird sich natürlich endlich wieder über ein Wiedersehen mit all den Charakteren freuen. Präsentiert wird der ganze Spaß dieses Mal nicht nur mit schönen CG-Artworks und 2D-Charakter-Portraits sondern auch 3D-Chibi-Figuren in recht kargen Umgebungen. Vor allem letzteres zieht manche Szenen ins Lächerliche, da sie den Horror- und Ekel-Faktor etwas herunterspielen. Wenn es dann aber wieder zu einem Artwork wechselt, könnte sich einem schon einmal der Magen umdrehen. „Corpse Party: Blood Drive” ist also mal wieder nichts für jemanden mit schwachen Nerven.

Linear und simpel

Spielerisch hingegen gibt es anspruchsvollere Visual Novels, wie zum Beispiel „Danganronpa", aber das ist in dem Genre sowieso nur Nebensache. Im Grunde teilt sich das Gameplay in zwei Abschnitte ein. Zunächst wären das einmal die puren Textwände, die ganz linear voranschreiten und keinerlei Dialog-Möglichkeiten bieten. Dann gibt es auch noch Situationen, in denen man sich bewegen kann. Diese sind zumeist mit simplen Puzzle-Abschnitten oder Verfolgungsjagden im Nirvana verbunden. Denn immer mal wieder wird man von Geistern verfolgt und muss diesen ausweichen sowie gleichzeitig aufpassen, nicht in eine der vielen Fallen zu laufen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass man nur eine bestimmte Ausdauer hat, die genauso wie die Leben an sich, nicht angezeigt wird. Deshalb kann es gefährlich werden, vor Geistern wegzulaufen, was auch ein wenig mit der hakligen Steuerung zu tun hat.

Der wahre Horror

Im Laufe der Zeit bekommt man auch ein Inventar dazu, doch das bringt ein weiteres Problem mit sich, das sich nach und nach verschlimmert. Denn jedes Menü und jeder neue Raum muss ständig geladen werden, weshalb man im Verlauf des Spiels sehr oft den immer wieder gleichen Ladebildschirm sehen wird. Das nervt schon sehr, wenn man bedenkt, dass einige der Rätsel auf viel Trial and Error basieren und es auch nie genau klar ist, wo man als nächstes hin muss. Das ist eigentlich der wahre Horror hinter „Corpse Party: Blood Drive”.

Unausgereifte Technik

Ansonsten ist auch die Technik alles andere als tadellos. Sobald es in die 3D-Ansicht wechselt und wenige Effekte, wie das Licht der Taschenlampe, dazukommen, sinkt die Framerate merklich. Ansonsten ist der schon angesprochene Chibi-Look alles andere als nützlich. Denn egal wie verstörend der Text auch ist, das Geschehen auf dem Bildschirm verhindert es, wirklich in die Geschichte hinabzutauchen. Ein Lichtblick für die Ohren hingegen ist der sehr stimmige Soundtrack, der für eine passende Gruselatmosphäre sorgt.