Wer auf der PS Vita sich für Visual Novels entscheidet, der bekommt mit „Steins;Gate”, „Danganronpa” und „Virtue’s Last Reward” drei sehr kompetente Vertreter des Genres geboten. Diese können durch eine spannende und mysteriöse Geschichte überzeugen, bieten dafür aber wenige Romanzen. Genau das wollte Idea Factory International vor einigen Monaten mit „Amnesia: Memories” ändern. Wir haben ein wenig verspätet unsere Erinnerungen verloren und wollen euch im Folgenden von unseren Dates berichten, die am Ende des Tages nicht ganz ohne Mystery-Einschlag ausgekommen sind.

Ein Mädchen ohne Erinnerungen

Die Geschichte beginnt damit, dass der weibliche Protagonist umkippt und seitdem in ihrem Körper ein Geist namens Orion lebt, der aus Versehen mit ihr kollidiert ist. Das wäre nur halb so schlimm, wenn dadurch nicht die Erinnerungen an bestimmte Ereignisse verloren gegangen wären. Da auch Orion nicht weiß, aus welcher möglichen Realität die Protagonistin kommt, gibt es zunächst vier Welten aus denen man auswählen kann, in denen sich die Ausgangssituationen stark unterscheiden und auch die Beziehungen zu den einzelnen Charakteren deutlich anders sind. In der Rolle des Mädchens muss man nun also versuchen, herauszufinden, was in der Vergangenheit geschehen und wie der aktuelle Stand in der jeweiligen Welt ist.

Die Geschichte an sich lässt zunächst darauf vermuten, dass es noch einige Twists gibt, die von übernatürlicher Natur sind. Jedoch bleibt das Spiel immer sehr geerdet und hat nur wirklich selten etwas mysteriöses an sich. Vor allem der Anfang einer jeden Welt ist immer sehr trocken und zieht sich etwas in die Länge. Sobald aber so langsam die Einführung durch ist, nimmt auch die Geschwindigkeit sowie die Brisanz der Dialoge zu. Dazu kommen verschiedene Endings, die man durch die Dialog-Optionen beeinflussen kann, wodurch man jede Welt bis zu drei Mal durchlesen kann, um wirklich alles zu sehen. Dabei ist oft nicht ersichtlich, welche Option nun zu was für einem Ending führen kann aber genau das macht es auch so spannend, die Welten noch einmal anzugehen.

Zum Glück gibt es dafür eine Skip-Funktion, wodurch man entweder den gesamten Text oder den, den man schon einmal gelesen hat, einfach überspringen kann. Dadurch wird dann auch der Anfang einer jeden Welt ein wenig erträglicher. Zudem wird auch angezeigt, welche Dialog-Option man schon einmal gesehen hat, was es einfacher macht, die verschiedenen Endings zu erreichen. Ansonsten gibt es keinerlei Möglichkeit, irgendetwas im Spiel abseits vom Lesen von Dialog zu machen. Dadurch ist „Amnesia: Memories” einer der wohl klassischsten Visual Novels, die man auf der PS Vita finden kann.

Minispiele als kurzweilige Abwechslung

Für ein wenig Abwechslung könnten die Minispiele sorgen, die zwar nicht in die Geschichte eingebunden sind, aber vom Hauptmenü aus angewählt werden können. Die beiden Spiele Schere, Stein, Papier und Air-Hockey sind sehr simpel gehalten und bieten kurzweiligen Spaß für wenige Minuten. Immerhin wird man mit einigen Trophäen belohnt, wenn man alle Gegner in beiden Minispielen besiegt hat. Aber für mehr als das, taugen sie eher nicht.

Schwache Charaktere

Ein weiterer ganz wichtiger Punkt bei Visual Novels sind die Dialoge und Charaktere. Vor allem zu Beginn ist die Protagonistin immer still und man bekommt ihre Gefühlswelt nur dadurch mit, dass Orion sie für den Spieler ausspricht. Sowieso sind auch alle anderen Charaktere und Dialoge nur ein Vehikel, um den Plot voranzutreiben. Kaum eins der Gespräche fühlt sich wirklich natürlich an, sondern immer nur davon getrieben, dass etwas gesagt werden muss, was zu einem Ereignis in der Geschichte führt. Dazu kommt, dass man eigentlich jeden Charakter in eine Kategorie einteilen kann, die man zusätzlich auch schon oft besser ausgeführt gesehen hat. Leider muss man deshalb sagen, dass „Amnesia: Memories” bei einem der wohl wichtigsten Punkte etwas flach ausfällt.

Wie von Hand gezeichnet

Schöner wird es bei der Betrachtung der Artworks. Sowohl die Hintergründe, die Charaktere oder auch die 2D-CG-Bilder sind sehr nett anzusehen und haben ihren ganz eigenen Charme. Dazu kommt eine passende japanische Synchro, die nichts zu wünschen übrig lässt. Idea Factory hat im Gegensatz zu sonst aber, wahrscheinlich aufgrund des doch sehr kleinen Marktes, auf eine englische Synchronisation verzichtet. Auch die Sounds sowie die Tracks sind passend genug, um den Plot auch durch die Kopfhörer zu unterstützen.