Ich habe „Kingdom Hearts III“ in kürzester Zeit durchgespielt. Zu sehr wollte ich endlich die Auflösungen sehen, auf die ich so viele Jahre gewartet habe, als dass ich mir mit dem Abenteuer hätte Zeit nehmen können. Am Ende hat es Tetsuya Nomura aber einmal mehr geschafft, mehr Fragen als Antworten zu liefern. In dem folgenden Artikel möchte ich deshalb einige Themen ansprechen, die wohl erst in einigen Jahren beleuchtet werden – lasset die Spoiler beginnen!

Die neue Saga hat längst begonnen

Die Geschichte um Xehanort ist vorüber, doch es sieht stark danach aus, als wartet eine noch viel größere Gefahr auf die Hüter des Lichts. Das beweist der Epilog, von dem einige wohl wenig verstanden haben. Spulen wir zurück: „Kingdom Hearts Union Cross“ ist ein Handy-Spiel, das hunderte Jahre vor den Ereignissen der Reihe spielt und die Geschichte von Schlüsselschwertmeistern erzählt, die das sogenannte Lux sammeln. Wieso sie das tun, wird im Film „Kingdom Hearts Back Cover“ erzählt, der die Charaktere einmal mehr beleuchtet, die im großen Schlüsselschwert-Krieg sterben mussten. Lediglich einer der Meister nahm an den Ereignissen nicht teil, der mysteriöse Luxu. Jahrelang rätselten Fans, wer der Mann sein könnte, der ein überaus bekanntes Schlüsselschwert trägt. Die Enthüllung gab es in geheimen Berichten sowie im Epilog: ES IST XIGBAR!

Ich gebe zu, ich bin nach der Enthüllung regelrecht erstarrt. Mit dieser Entwicklung hätte wohl niemand gerechnet, war die Hintergrundgeschichte von Xigbar scheinbar doch schon ein Thema in „Birth by Sleep“. Tatsächlich umgab den Mann stets ein Mysterium, schließlich wusste er überraschend viel und sprach selbst den Satz „May Your Heart Be Your Guiding Key“ aus. Die anschließenden Fragen stapeln sich: Hat Luxu lediglich Xigbars Hülle übernommen? Wusste er von den Ereignissen? Hat er vielleicht sogar Xehanort auf einen vorgefertigten Weg geleitet? Wahrscheinlich, schließlich hat er nur darauf gewartet, dass jemand sein Schlüsselschwert in die Hände bekommt und versucht, Kingdom Hearts zu beschwören. Hier müssen so viele Fragen beantwortet werden, dass man damit ein ganzes Spiel füllen kann. Dabei sind die Fragen, wieso er die alten Meister beschworen hat und was der Master of Masters damit zu tun hat, noch völlig unklar.

Die Meister aus anderen Zeiten

Eine Erklärung der gesamten Geschichte des Handyspieles würde jeglichen Rahmen sprengen, also versuchen wir, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Vor dem Schlüsselschwertkrieg wurde die Organisation Dandelions gegründet, die eine unberührte Realität bereisen sollte, um einen Neuanfang zu wagen. Der Grund dafür lag im kommenden Schlüsselschwertkrieg, der die alte Welt ins Verderben stürzen würde. Auch sollten fünf Meister die Schlüsselschwertkrieger leiten, nämlich Ephemer, Skuld, Ventus, Brain und Lauriam. Einer von ihnen, vermutlich Brain, hat die zuvor erwählte Strelitzia in der alten Realität getötet, um die Pläne von Meisterin Ava, der Gründerin der Dandelions, zu durchkreuzen. Wer uns jetzt noch folgen kann: Wichtig ist vorerst Lauriam. Dieser ist nämlich der Jemand von Marluxia – genauere Erklärungen, wieso Marluxia überhaupt zur Zeit von Sora lebt, bleiben vorerst unbeantwortet. Allerdings lernt er im Handyspiel Elrena kennen, die Jemand von Larxene, und in einer kryptischen Szene deutet Ansem an, dass die beiden, sowie Demyx und Luxord, aufgrund einer Verbindung zum Schlüsselschwert für die Organisation ausgewählt wurden. Marluxia stirbt am Ende von „Kingdom Hearts III“ und sollte als Lauriam seine Erinnerungen zurückerhalten – wird er sich dann auch daran erinnern, dass Strelitzia seine Schwester war?

Alles zu konfus? Sicherlich, die genaue Ausarbeitung der Geschichte sowie Erklärungen benötigen nämlich eine Menge Zeit, der ein Artikel gar nicht gerecht werden kann. Das Mysterium um die vier Bösewichte wird allerdings in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Eine Theorie: Die Dandelions reisten in die Zeit, in der Sora lebt, verloren dadurch allerdings ihre Erinnerungen. Das erklärt, wieso Ventus sich nicht an sein vorheriges Leben erinnern kann ebenso wie die Szene, in der sein Chirithy erst mit Sora über einen alten Freund spricht und später zu ihm zurückkehrt. Ebenso würde das den Grund dafür liefern, wieso Marluxia lacht, bevor er stirbt. Ephemer könnte noch in Form eines Herzens existieren oder sich vor langer Zeit geopfert werden – sein Auftritt in „Kingdom Hearts III“ ist auf jeden Fall von kurzer Dauer. Das einzige Mysterium stellt Skuld da – könnte sie diejenige sein, die Lea und Isa einst vor Xehanort retten wollte? Oder ist ihr Herz jenes, welches Sora in der Final World findet? Und wo ist eigentlich Meisterin Ava? Und was ist mit Brain passiert, der eine starke optische Ähnlichkeit zu Eraqus hat? Wer bislang dachte, er könne die Ereignisse des Filmes sowie des Handy-Spieles ignorieren, wird einen gewaltigen Schock erleben. Zudem müssen die Macher endlich die westliche Version auf den Stand der japanischen bringen. Selbst diejenigen, die viele Stunden darin investiert haben, werden nämlich ohne externe Übersetzungen nicht verstehen, was Marleficent und Pete überhaupt in „Kingdom Hearts III“ tun.

Sora, Riku, Neku und Yozora

Auch abseits der Hintergrundgeschichte steht die Reihe vor einem gigantischen Szenenwechsel, wie das Secret Ending verrät. Sora verschwindet bekanntlich nach dem Kampf gegen Xehanort in Scala ad Caelum – was dieser Ort genau darstellen soll, und wieso Daybreak Town dort vorkommt, überfragt uns momentan noch. Das beweist auch die letzte Szene des Spieles, in der unklar ist, ob er Kairi bereits retten konnte. Fest steht nur, dass er als einziger fehlt, nachdem Xion, Roxas, Terra, Ventus und co. in jeweils herzzerreißenden Szenen gerettet wurden. Kein Spieler mit einer Seele wird wohl die Tränen während Xions Zusammenbruch zurückgehalten haben. Das geheime Ende hat nun eine ganze Reihe an Fragen aufgeworfen, eines stehe allerdings fest: Es geht auf nach Toyko.

Es ist ziemlich deutlich, dass Sora im Toyko von „The World Ends With You“ aufwacht. Wann genau geschieht das? Stirbt er wieder, sodass er Teil des Reaper-Spieles wird? Zumindest dürfte das bereits angedeutete Wiedersehen mit Neku und seinen Freunden feststehen. Viel heftiger dürfte Rikus Auftauchen in der Welt von Verum Rex sein. Diese erinnert so stark an „Final Fantasy Versus XIII“, dass Nomura wohl endlich seinen Traum wahr werden lassen darf. Die Spekulationen über einen DLC sind auf Hochtouren, wir glauben allerdings viel eher, dass der nächste Teil der Reihe in diesen Welten spielen wird. Hauptteil oder Nebenteil? Das steht noch zur Debatte, allerdings wäre es schön, wenn die „Final Fantasy“-Charaktere einen Auftritt feiern könnten, die in „Kingdom Hearts III“ schmerzlich vermisst wurden. Egal, was der Fall sein mag, auf Sora warten noch zahlreiche Abenteuer.

Eine goldene Zukunft

„Kingdom Hearts III“ hat einen Abschluss geliefert, allerdings so viele Fragen offen gelassen, dass die Spekulationen noch vielfältiger sein dürften als jemals zuvor. Zudem wird es interessant sein zu sehen, welches Leben die Charaktere nun führen werden. Zuvor mussten sie meist gerettet werden, nun steht den Welten allerdings ein großes Team zur Verfügung, das wahrscheinlich eine viel größere Rolle einnehmen wird, als Fans derzeit erahnen. Zumindest eines steht fest: Die Welt von „Kingdom Hearts“ wird in den kommenden Jahren komplizierter und vielfältiger als jemals zuvor. Wer gewillt ist, sich mit jedem Teil auseinanderzusetzen, darf sich deshalb auf eine rosige Zukunft freuen. Und natürlich auf ein neues Schachspiel, das Eraqus bereits andeutet.