Ein verrückter König, Völker, die sich bekriegen, finstere Wesen und nur ein Ziel: das Königreich zu regieren. Das ist die Ausgangssituation in „Armello“, dem ersten Spiel des recht frischen Entwicklerstudios League of Geeks. Dieses hat sich entschieden, das rundenbasierte Strategie-Spiel auch auf die PlayStation 4 zu bringen, damit auch Konsolen-Besitzer in den Genuss des Genres kommen können. Ist den Entwicklern das gelungen, oder hätten sie bei der PC-Version bleiben sollen? In unserem Hand-in-Hand-Review verraten wir euch, ob ihr bei dem Vote-to-play gescheiterten Spiel zuschlagen solltet.

Marco: Ich muss gestehen, dass ich nicht der größte Fan von Strategie-Spielen bin. Das liegt aber eigentlich nicht daran, dass ich dem Genre abgeneigt bin, das Problem sind vielmehr die fehlenden Vertreter auf den Konsolen. Hier erscheint relativ wenig, wenn man mal einen Blick auf den PC wagt, wo sich unzählige große sowie kleine Planungs-Titel ins Rampenlicht stürzen. Natürlich ist es aber auch schwierig, Spiele wie „Civilization V“ auf eine PlayStation 4 zu bringen, da einfach die Steuerung hoffnungslos überladen wäre. Gerade deshalb habe ich mich aber besonders auf „Armello“ gefreut, denn vielversprechend sah der Titel auf jeden Fall aus. Welchen Eindruck hattest du denn nach der Einleitung, Nadine?

Nadine: Ich war von der Einleitung optisch total beeindruckt, sie war einfach wunderschön gezeichnet. Aus dem Grund war ich auch schon total gespannt auf das Spiel. Leider musste ich feststellen, dass die Grafik im Spiel ganz anders aussieht. In der Einführung wird dann auch die Geschichte von „Armello“ erzählt. Der Herrscher des Königreichs von „Armello“ ist von einer Krankheit Namens Fäule befallen und wird durch seine Entscheidungen zu einer Gefahr seiner Untertanen. Aus diesem Grund ziehen vier Gesandte aus vier verschiedenen Clans aus, um seinen Platz einzunehmen. Das Ganze lässt sich ganz gut mit Brettspielen vergleichen, von denen ich persönlich auch ein großer Fan bin. Wie gefällt dir die Umsetzung bei „Armello“, Marco?

Marco: Die Geschichte empfand ich nicht wirklich als spannend, doch glücklicherweise diente sie nur als grober Rahmen für das Tutorial, in dem die Grundlagen gut erklärt werden. An jeder Runde von „Armello“ nehmen vier Spieler teil, die alle die Herrschaft über das Königreich übernehmen wollen. Dabei lässt sich das Ziel auf vier verschiedene Arten erreichen. Einmal gilt es, den König im Kampf zu besiegen, was allerdings zu einer großen Herausforderung werden kann, da dieser nicht sonderlich schwach ist. Alternativ kann man sich auch selbst mit der Fäule infizieren, diverse Geistersteine sammeln, die den Fluch brechen, oder möglichst viele Ansehenspunkte erreichen, um beim Krankheitstot des Königs zum Nachfolger ernannt zu werden. Das Spiel selbst erinnert stark an Brettspiele, wie du schon erwähnst. Auf Feldern, die einem „Civilisation“ oder „Die Siedler von Catan“ entsprungen sein könnten, darf sich jeder der acht spielbaren Helden aus vier Fraktionen entsprechend seiner Punkte bewegen. Dabei besitzen die Felder selbst auch Eigenschaften, die sowohl positive als auch negative Folgen haben können. Währenddessen versuchen alle, ihre Aufgaben zu bewältigen, die meist daraus bestehen, auf ein Feld zu gelangen, um eine Belohnung zu erhalten. Wer zudem Würfelglück beweist, erhält noch eine besondere Belohnung, kann allerdings auch Schadenspunkte davontragen. Zudem erhalten die Spieler regelmäßig Karten, die entweder direkt auf dem Feld eingesetzt werden können, um Fallen zu legen oder den eigenen Helden zu verbessern oder in Kämpfen einen Vorteil zu erhalten. In den Gefechten selbst wird gewürfelt, wobei jede Seite der Würfel andere Effekte hat. Einige fügen dem Gegner Schaden zu, andere verteidigen. Je nachdem, was für Werte man sich durch die Aufgaben verdient hat, desto öfter darf der Spieler würfeln, und auch die Lebenspunkte hängen davon ab. Jeder Schritt sollte also gut geplant werden, damit man nicht dauerhaft von den Wachen oder Monstern getötet wird. Doch auch die Mitspieler können ganz schön gemein sein und einige Tode verursachen. Beim Ableben startet der Held übrigens von seinem Startfeld und muss nicht für den Rest der Runde aussetzen. Die Motivation im Einzelspieler ist durch die Ringe gegeben, die unter bestimmten Voraussetzungen freigeschaltet werden können. Jede Fraktion hat vier davon, und sind sie einmal verfügbar, geben sie dem Charakter besondere Boni in den Schlachten. Um das fair zu halten, sind sie im Multiplayer-Modus nicht verfügbar.

Nadine: Was mir bei „Armello“ direkt negativ aufgefallen ist, ist die winzige Schrift. Es ist ein Spiel, in dem man wirklich viel lesen muss, die Spielzüge der Gegner, des Königs und auch die Beschreibungen auf den Spielkarten. Wenn dann auch noch die Schrift so klein ist, dann verdirbt es einem leider total den Spaß. Zudem wurden bei der Übersetzung der Texte vom Englischen ins Deutsche viele Fehler gemacht, was den Lesefluss zusätzlich stört. Ansonsten basiert das Spiel auf ganz viel Glück beim Würfeln und mit den Karten, die man aus drei verschiedenen Stapeln ziehen kann. Dadurch kann man Ausrüstungsgegenstände, Zauber oder auch Schwindeleien erhalten, die man dann in seine Strategie einfließen lassen kann. Etwas schade bei den Kämpfen finde ich, dass man dort wenig großen Einfluss nehmen kann. Es ist zwar möglich, Karten zu verbrennen, die einem im Angriff oder bei der Verteidigung unterstützen, aber hier hätte ich mir doch etwas weniger Zufall und etwas mehr Eigeninitiative gewünscht. Als positiv habe ich allerdings den Online-Mehrspieler-Modus empfunden; hier kann man mit Freunden zusammen oder auch eine Partie mit Fremden spielen. Falls man die benötigten vier Spieler nicht zusammenbekommt, kann man auf computergesteuerte Gegner zurückgreifen. Die Verbindungen waren sehr stabil und es gab auch keine auffälligen Verzögerungen in den einzelnen Runden. Einen lokalen Multiplayer gibt es bei „Armello“ nicht; dieses wäre auch nicht sehr sinnvoll, da jeder Spieler auf dem Fernseher die Karten und Aufgaben seiner Gegner sehen könnte.

Marco: Ich sehe das eigentlich ähnlich. Zwar macht es viel Spaß, seine Züge zu planen, allerdings ist ein wenig zu viel vom Glück abhängig. Das ist zwar keine Ausnahme bei Brettspielen, bei „Armello“ besteht aber immer die Gefahr, dass die komplette Planung zunichte gemacht wird, sollte das Glück nicht auf der Seite des Spielers sein. Zudem können auch die Computergegner nervig sein. In diversen Runden wurde ich immer wieder auf dem Weg zu meinem Ziel angegriffen, ohne etwas dagegen tun zu können, da der Kontrahent einfach stärker war. Dennoch unterhalten die kurzweiligen Runden gut, und obwohl die Motivation bereits nach wenigen Schlachten sinkt, ist „Armello“ für eine Runde zwischendurch gut geeignet. Auch auf der technischen Seite macht das Spiel nicht allzu viel falsch. Die Optik ist liebenswürdig, leider aber nicht allzu detailreich. Die Bildrate hält sich dafür stabil, auch wenn Aussetzer kaum bemerkbar sein würden. Die Steuerung geht nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ebenfalls gut von der Hand, und sogar das Touchpad darf man zum Würfeln benutzen.

Nadine: Die musikalische Untermalung bei „Armello“ ist nett und ruhig, weshalb sie eigentlich kaum auffällt. Es gibt bei den Auseinandersetzungen typische Kampfgeräusche, die aber etwas dumpf klingen. Bei bestimmten Aktionen, wie dem Wechsel zwischen den Tageszeiten oder dem Erreichen eines Ziels, tauchen wiederkehrende Melodien auf, aber keine davon geht so richtig schön ins Ohr. Unterm Strich ist die Vertonung schön, aber es fehlt ihr das gewisse Etwas.