Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu und Ubisofts Line-Up für die Weihnachtszeit steht nun größtenteils bereits in den Regalen der Läden. Mit dem diesjährigen Ableger der „Assassin's Creed“-Reihe soll die Geschichte rund um die Templer und Assassinen in die nächste Runde gehen. „Assassin's Creed Syndicate“ ist nun knapp vor einer Woche erschienen und versucht überzeugte Fans der Serie ein weiteres Mal an den Bildschirm zu binden.

Die Befreiung von London


Die Geschichte von „Assassin's Creed Syndicate“ handelt im London der Industriellen Revolution. Jacob und Evie Frye, Zwillinge mit englischer Abstammung, stellen gemeinsam die Protagonisten des Titels dar. Die beiden Geschwister sind bereits zu Beginn mit ihren Rollen als Assassinen bestens vertraut und setzen somit das Familienerbe fort. Das London des 19. Jahrhunderts ist durch Korruption und Streitigkeiten in der Regierung stark beeinflusst worden und es ist die Rolle der Assassinen, die Ordnung wiederherzustellen. Crawford Starrick, ein größenwahnsinniger Templer, hat durch seinen Status enorme Macht erlangt und plant durch Erbeuten des Edensplitters die Kontrolle der Stadt zu übernehmen. Evie und Jacob stellen sich ihm selbstverständlich in den Weg und planen, den selbsternannten Befreier von London zu stürzen.

Ein doch nicht so gleiches Zwillingspaar

Mit dem diesjährigen Ableger der Serie führt Ubisoft zwei Hauptcharaktere ein, die sich in ihrer Vorgehensweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwar haben sie ein gemeinsames Ziel, jedoch planen sie dies sehr verschieden anzugehen. Obwohl ihm auch das Schleichen der Assassinen nicht fremd ist, stürzt sich Jacob meist lieber direkt ins Getümmel und klärt seine Angelegenheiten mit den Fäusten. Er möchte die Handlanger von Starrick auf schnellstem Wege konfrontieren und eliminieren. Evie dagegen ist es wichtig, das Tuch von Eden in den Besitz der Assassinen zu bringen, sodass die Templer dadurch geschwächt werden. Mit viel Geschick schleicht sie um ihre Gegner herum und ist zielstrebig, auch ohne offene Kämpfe an ihr Ziel zu kommen. Mit Vergnügen bietet sie überall dort ihre Hilfe an, wo sie benötigt wird, und pflegt dadurch ihre Beziehungen.

Ein frei begehbares London

Auch mit diesem Serientitel ist es Ubisoft gelungen, eine lebendige und große Welt zu erschaffen. London bietet sehr viele Möglichkeiten, um sich durch viel Parkour auszutoben. Bereits mit „Assassin's Creed Unity“ versuchten die Entwickler, lebendige Laufanimationen und logische Sprünge zu erschaffen, jedoch klappte dies für den Anfang nicht sehr gut. Glücklicherweise wurden diese Fehler ausgebessert und das Sprinten durch die Stadt fühlt sich nun wesentlich flüssiger an. Mit einem kleinen Seilwerfer am Handschuh erhält man recht früh in der Geschichte das ultimative Kletter-Werkzeug. Durch bloß eine Taste kann man somit die weitesten Abgründe überqueren oder die höchsten Gebäude erklimmen.

Mit Erfahrung steigt die Kraft

Mit einem abgewandelten Levelsystem sollen Evie und Jacob nach und nach an Stärke gewinnen. Mit dem Abschluss von Missionen oder kleineren Aufgaben erhält man Erfahrungspunkte. Mit je 1000 Punkten kann man einen Fähigkeitspunkt in den dafür vorhergesehenen Baum investieren. Dabei unterteilen sich die drei Bäume in die Gebiete Kampf, Schleichen und Ökonomie. Der Kampf-Baum stärkt die Offensivkraft und lässt neben einem gesunden Schub für die Lebensanzeige auch zahlreiche Erweiterungen für Kombi-Angriffe zu. Der Schleichen-Baum verringert größtenteils die Entdeckungsgefahr, die sich bei lauten Schritten oftmals steigert. Auch können hier Waffenmodifikationen zum Wurfmesser erworben werden, die ein leises Töten oft erleichtern. Ebenso haben die Punkte der Ökonomie ihre Vorteile, denn oft benötigt man bei einer Verfolgungsjagd eine stabile Kutsche, die dem Ansturm der Gegner standhält und diese von der Straße fegt. Das Knacken der Schlösser wird hierdurch ebenso ermöglicht. Die Spitzen der Fähigkeitenbäume bieten zusätzlich einzigartige Skills an, die nur für einen der beiden Assassinen persönlich vorgesehen sind. Beispielsweise kann sich Evie im späteren Spielverlauf bei Stillstand unsichtbar machen und somit ihren Entdeckungsradius mindern. Jacob dagegen steigert durch einen robusten Körper seine Abwehr gegen jeglichen Schaden und hält im Kampf länger aus.

Angriff ist die beste Verteidigung

Das Kampfsystem ist in diesem Jahr sicherlich keine Neuheit, jedoch spielt es sich wesentlich unterhaltsamer als in anderen Teilen der Serie. Oftmals greifen Gegner gleichzeitig an oder schießen aus dem Hintergrund mit einer Waffe auf den Helden. Bei kleineren Gruppen ist dies sicher kein Problem, denn durch die Kreis-Taste kontert man ohne Schwierigkeiten einen Angriff, der mit einem gelben Balken über der Person angekündigt wird. Wird auf den Assassinen gezielt, so blinkt die Dreiecks-Taste über dem eigenen Kopf auf und muss bloß gedrückt werden, um auszuweichen. Mit der Kreuz-Taste lässt sich die Deckung der Gegner durchbrechen, und so ist die Option für einen Kombi-Angriff da. In der Theorie klingt dies recht einfach, jedoch steigert sich die Schwierigkeit mit zunehmendem Level der Gegner. Hat man, wie Jacob es gewohnt ist, gleich ein ganzes Pack an Blighters um sich, so muss im Sekundentakt eine Taste gedrückt werden, um nicht zu sterben. Bringt man einen Gegner an den Rand des Todes, kann der Charakter eine stilvolle Exekution ausführen. Mit mehreren solchen Einheiten können anschauliche Multikills ausgeführt werden, die bis zu vier Gegner gleichzeitig ins Jenseits befördern. Die Waffenwahl unterscheidet sich zwischen einem Messer, einer Faustwaffe und einem kleineren Schwert, das im Gehstock steckt. Je nach Waffe können unterschiedlichste Multikills erreicht werden.

Rooks gegen Blighters

In der Stadt lassen sich mal wieder allerhand Sammelobjekte finden, die sowohl geheime Szenen freischalten als auch für die Stärkung der eigenen Gang verantwortlich sind. Apropos Gang, gleich zu Beginn des Spiels rufen die Geschwister eine Bande mit dem Namen The Rooks ins Leben. Diese sollen die gegnerischen Blighters bei Laune halten und sie aus den Gebieten verdrängen. Jeder Stadtteil ist in kleinere Bezirke untergliedert. Diese beinhalten eine besondere Gang- oder Templermission, die vollendet werden muss, um das Gebiet zu erobern. Dabei müssen entweder gegnerische Anführer unentdeckt entführt, alle Gegner ausgelöscht oder Kinder in einer Fabrik befreit werden. Hat man alle Bezirke eines Stadtteiles befreit, so führt dies zu einem Bandenkrieg. Gewinnt man diesen, so erlischt die Kontrolle der Blighters und nur noch wenige Gegner patrouillieren in diesen Zonen. Bei Abschluss jeder einzelnen Mission steigt die Sympathie für den jeweiligen Auftraggeber und man schaltet dadurch Gegenstände wie Waffen oder Mustervorlagen frei. Diese können dazu genutzt werden, um andere Modifikationen herzustellen oder die eigene Gang zu verstärken. Im Herstellungsmenü können dadurch Zusätze wie Monturen, Waffen oder Gegenstände erstellt werden.

Ikonen der Geschichte


Bereits in vergangenen Teilen der Serie war es eine Besonderheit, wenn man den eigenen Charakter mit Berühmtheiten der Geschichte wie Leonardo da Vinci, Napoleon Bonaparte oder George Washington auf dem Bildschirm stehen sehen konnte. Auch in diesem Jahr erwarten Spieler eine Handvoll Nebencharaktere, die nicht unbekannt sein sollten. Neben Alexander Graham Bell, Florence Nightingale und Charles Dickens haben auch Charles Darwin und Karl Marx einige Aufgaben für die beiden Geschwister übrig. Selbstverständlich darf auch Queen Victoria höchstpersönlich nicht fehlen, die im späteren Spielverlauf auch eine interessante Rolle einnimmt. Nicht nur die bekannten Personen bieten hier genügend Aufgaben für zwischendurch, sondern die Bürger schreien ebenfalls stets um Hilfe. Ob man nun einen Zivilisten vor Schlägern rettet, einen Dieb schnappt oder eine Kutsche entführt, spielt hier keine Rolle, denn alle dieser kleineren Aktionen zählen zu den Massenereignissen dazu. Nach dem Abschluss einer bestimmten Zahl solcher Ereignisse erhält man ein kleines Taschengeld.

Technik

Mit dem Vorgänger „Assassin's Creed Unity“ wurde ein größerer Sprung in puncto Grafik gewagt. Dies wäre damals nicht so schlecht gewesen, wenn das Spiel nicht mit solch vielen Grafik- und Spielfehlern hätte kämpfen müssen. Mit „Syndicate“ wurde dies wesentlich verbessert. Kaum ein grafischer Mängel oder lästiges Einfrieren des Bildschirmes waren während unseres Tests an der Tagesordnung. Dies ermöglicht ein flüssiges Spielgeschehen; man muss sich keine Sorgen machen, dass sich die CD aufhängt, wenn man in eine Menschenmenge tritt. Einzig und allein die langen Ladezeiten können den Spaß etwas trüben, wenn man die Schnellreise-Funktion in Anspruch nimmt. Selbstverständlich kann der Soundtrack auch dieses Mal überzeugen, denn meist spielen zu wichtigen Sequenzen schöne Musikstücke. Auch findet man oftmals Straßenmusiker oder Sängerinnen, die minutenlang liebliche Lieder singen. Die Steuerung wirkt zu Anfang recht überschaulich, und dies bleibt auch so. Eher wird sie mit der Zeit etwas langweiliger, denn man macht sich kaum noch Mühe, hohe Gebäude zu erklimmen oder weite Strecken zu laufen. Ob man dies nun mit dem Seilzug oder einer Kutsche tut, spielt kaum noch eine Rolle. Auch stellt das gewohnte Adlerauge eine überstarke Funktion dar, denn durch einmaliges Tippen auf die L3-Taste offenbaren sich die meisten Informationen, die nötig sind, um das Ziel zu erreichen.