Videospiele wollen auf viele Arten imposant sein. Manch eins erzählt eine epische Geschichte, ein anderes wartet auf entzückte Spielermassen durch gut durchdachte Spiel-Mechaniken und manchmal gibt es Titel, die einfach nur auf die Kacke hauen wollen. Genau zur letzten Kategorie gehört „Just Cause 3”, das selbst Filme des Hollywood-Regisseurs Michael Bay durch seine riesigen Explosionen in den Schatten stellt. Wir sind nach Medici gereist und haben mit allerlei explosiven Mitteln die Insel vor der Unterdrückung bewahrt. Wie schnell sich der Spaß aber abgenutzt hat, erfahrt ihr in der folgenden Review.

Ein Actionheld kehrt zu seiner Heimat zurück

Nach vielen Jahren kehrt Rico Rodriguez, ein mürriger Söldner, der schon einige Diktatoren gestürzt hat, in seinen Heimatort Medici zurück. Der fiktive Inselstaat wird nämlich von Seabstiano Di Ravello mit eiserner Faust totalitär geführt und Rico soll nun die Rebellen zum Sieg gegen ihn führen. Dafür trifft er auf viele bekannte Gesichter und muss erneut das tun, was er am besten kann: Alles zerstören, was ihm in den Weg kommt.

Dass die Geschichte wirklich nur nettes Beiwerk ist, sollte jedem klar sein, der schon einmal „Just Cause” gespielt hat. Spätestens nach den ersten Sequenzen, die teilweise sehr holprig miteinander verbunden sind, schaltet auch der letzte den Kopf aus und genießt das doch oft anspruchslose Action-Feuerwerk. Dazu kommt, dass die Synchronisation schon im Original sehr klischeebehaftet ist und mit vielen stark aufgesetzten Akzenten daherkommt. Deshalb sollte man sich von Anfang an bewusst sein, dass „Just Cause 3” kein ernst zu nehmendes Spiel ist, sondern der Spaß an der kreativen Zerstörung im Vordergrund steht.

Sandbox-Spielereien

Genau das beginnt auch schon bevor man überhaupt in das Spiel starten kann, denn während der Installation kann man auf einer relativ großen Insel schon einmal die verschiedensten Möglichkeiten ausprobieren und die Steuerung erlernen. Dadurch wird der Einstieg in das Spiel zwar erleichtert jedoch macht es auch eine Sache direkt sehr schnell klar: Denn für allzu viel Abwechslung wird in den Grundzügen des Spiels nicht gesorgt.

Kreatives Zerstören

Ist man endlich in das richtige Abenteuer gestartet, dann wird man noch einmal ganz kurz in das Spiel und das wichtigste Ziel eingeführt: Alle Provinzen und die darin befindlichen Städte und Basen von Di Ravellos Unterdrückung befreien. Dafür müssen die immer gleichen Objekte wie Statuen, Radar-Anlagen, Satelliten oder explosive Öl-Tanks, zerstört werden. Das ist anfangs noch sehr motivierend, da man seiner kreativen Zerstörungswut freien Lauf lassen kann. Mithilfe eines Seils können zwei Objekte miteinander verbunden und aneinander gezogen werden. Dadurch ist man zunächst immer wieder am schauen, welche Sachen man wie verbinden kann, damit eine möglichst verheerende Explosion daraus entsteht. Letzten Endes merkt man aber, dass für viele dieser Objekte zumeist ein oder zwei Wege existieren, um sie schneller und effektiver zu zerstören. Dadurch wird man am Ende also eher belohnt, sich dem Objekt schnell zu entledigen, als mehrere Objekte miteinander zu verbinden und sie dann zum explodieren zu bringen. Letzteres ist aber auf jeden Fall eine größere Genugtuung, wenn auf einmal eine halbe Basis in die Luft fliegt.

Rico, eine unbezwingbare Ein-Mann-Armee

Neben der Befreiung der einzelnen Provinzen gibt es natürlich auch Story-Missionen. Diese schaltet man zumeist dadurch frei, dass man eine bestimmte Anzahl an Städten und Basen zerstört. In den Missionen gibt es auch eher gewohnte Kost. Man läuft zu einem aufleuchtenden Punkt, erschießt alle Gegner, zerstört einige Fahrzeuge sowie Hubschrauber und dann wird man wieder mit einer Cutscene belohnt. Dadurch wird spielerisch in den Grundzügen auch hier für wenig Abwechslung gesorgt. Dazu kommt, dass auch das Schießen aus der Third-Person-Perspektive sehr simpel gestaltet ist. Durch die Zielhilfe hat man schnell einen Gegner anvisiert und drückt dann nur noch wild auf der Schusstaste herum, bis der Kontrahent umfällt. Erleichtert wird das Ganze dadurch, dass der Schwierigkeitsgrad sehr sanft ist und man viele Schüsse aushält und als Supersoldat sich schneller regeneriert als es nötig gewesen wäre. Dadurch bekommt man wirklich das Gefühl, mit Rico eine unbezwingbare Ein-Mann-Armee zu spielen.

„Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert”

Aber natürlich ist nicht alles schlecht an „Just Cause 3”, denn trotz der mangelnden Abwechslung, ist es immer wieder eine Freude, einen riesigen Turm zu sehen, wie er durch mehrere Explosionen systematisch einstürzt. Es ist einfach ein zufriedenstellendes Gefühl, wenn die wunderschönen Explosionen für Chaos auf der Basis sorgen. Selten konnte man in einem Spiel so viel Spaß daran haben, einfach für Zerstörung zu sorgen. Sofern man nicht allzu viel Anspruch erwartet, dann wird man am Grund-Spielprinzip stundenlangen Spaß für Zwischendurch haben.

Bewegungsfreiheit

Es gibt jedoch eine Sache, was „Just Cause 3” von ähnlichen Spielen stark abhebt: Die Möglichkeit, sich schnell und wendig durch die Welt zu bewegen. Denn mithilfe des Enterhakens, dem Fallschirm und dem Wingsuit kann Rico innerhalb kurzer Zeit durch eine gesamte Provinz fliegen. Anfangs fühlt sich das noch sehr ungewohnt an und man muss einige Kniffe erst erlernen, um auch sicher mit diesen Gadgets umgehen zu können. Aber danach fliegt man fast schon künstlerisch durch die Welt und hat einfach Freude daran, in einer solchen Geschwindigkeit Medici zu bereisen. Einzig die weit entfernten Inseln sollte man per Boot oder Flugzeug erreichen, da man auf dem offenen Meer schnell im Wasser landet und Rico, wie auf dem Land, eher nur langsam vorankommt.

Auflockernde Challenges

Eine weitere Auflockerung des Gameplays kommt durch die verschiedenen Challenges, die sich wie kleine Minispiele gestalten. Entweder man fährt Rennen, fliegt durch Ringe mit dem Wingsuit, sorgt für viel Zerstörung in kürzester Zeit oder rast mit einer Auto-Bombe in bestimmte Objekte – nur um einige zu nennen. Durch jeden Missionstyp kann man Zahnräder als Belohnung bekommen, die in jeder Kategorie andere Mods für die Ausrüstung freischalten. Deshalb sollte man die Challenges regelmäßig machen, da man so noch einfacher und schneller Di Ravellos Macht in Medici verringern kann. Die Challenges machen Spaß und sind eine nette Abwechslung vom zerstörerischen Alltag, aber es gibt eine Sache, die vor allem dann sauer aufstößt, wenn man mehrere Versuche hintereinander machen muss: die Ladezeiten.

Ladebildschirm: Das Spiel

Denn was man „Just Cause 3” neben der Armut der spielerischen Abwechslung ankreiden muss, sind die unverständlichen Ladezeiten. Manchmal dauern sie nur wenige Sekunden, in der Regel wartet man aber zwischen dreißig Sekunden und einer Minute. Ganz selten kann es aber auch passieren, dass es noch viel länger dauert. Das längste, was wir einmal warten mussten, waren sage und schreibe knapp drei Minuten für eine Challenge, die 35 Sekunden gedauert hat. Das sollte so einfach nicht sein und stört einen im Spielfluss doch enorm. Vielleicht wäre es hier tatsächlich besser gewesen, wenn nicht die komplette Welt auf einmal geladen wird, sondern sie durch kürzere Ladezeiten miteinander verbunden wird. Man kann einfach nur hoffen, dass Avalanche Studios hier mit einigen Patches noch für Abhilfe sorgt.

Bunt und saftig

Die Technik an sich läuft auch nicht immer rund. Vor allem bei vielen Explosionen kommt es oft zu Slowdowns und auch so gibt es immer wieder kleinere Ruckler, die zwar nicht allzu stark stören, aber insgesamt unschön sind. Zudem sind sowohl die Charaktermodelle als auch die Umgebungen an sich eher nur auf einem durchschnittlichen Niveau. Wichtiger ist das Urlaubs-Gefühl und den Charme, den „Just Cause 3” versprüht. Denn durch das immer sonnige Wetter, der sehr bunten Optik sowie den mediterranen Umgebungen und Klängen fühlt man sich wie in einem Italien-Urlaub – nur mit etwas mehr Explosionen. Zudem sind die Sound- aber auch die Grafik-Effekte sehr zufriedenstellend, wenn eine saftige Explosion einen Pfad der Zerstörung hinter sich lässt.