„Minecraft: Story Mode“ hat vielen Fans ihr blindes Vertrauen in Telltale Games genommen. Nach einem etwas holprigen Einstieg, enttäuschte die zweite Episode sehr und bot bei weitem nicht das, was mit der Marke möglich ist. Nun ist schon länger die dritte Episode verfügbar, und viele Spieler haben ihre Erwartungen heruntergeschraubt. Kann das Abenteuer nun doch noch in eine interessante Richtung geleitet werden, oder ist die Hoffnung schon verloren? Wir haben erneut Jesse und seine Freunde begleitet und es herausgefunden.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket aus Handlung, Gameplay und Technik ab. Da bei „Minecraft: Story Mode“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Handlungsinhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zu Gameplay und Technik sowie eine Gesamtbewertung der Staffel nach aktuellem Stand findet sich hingegen unter folgendem Link.

» Zum gesamten Review der Staffel

Da bei „Minecraft: Story Mode“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses ausführliche Review Spoiler enthält und wichtige Ereignisse der Handlung vorgreift.

Am allerletzten Ort

Das Abenteuer beginnt genau dort, wo die vorherige Episode beendet wurde. Ivor entkommt zwar mit Leichtigkeit, die Gruppe findet aber einen Weg aus ihrem Gefängnis und versucht weiterhin, Soren zu finden. Sie finden sich aber schnell in einer riesigen Maschine wieder, die Monster in Materialien verwandelt, ohne dass sie jemand steuern muss. Das dürfte „Minecraft“-Spielern bekannt vorkommen, die Größe der Konstruktion ist allerdings schon beeindruckend. Da die Helden noch ein wenig länger am Leben bleiben wollen, ist der Rückweg offensichtlich die Lösung, wären da nicht die explosiven Creeper, die den Weg blockieren. Es folgt eine kurze Szene mit dem langweiligen Kampfsystem, das erneut Ernüchterung hervorruft. Als Jesse jedoch das Amulett fallen lässt, beginnt eine hektische Action-Sequenz, bei der der Spieler zwar nur Knöpfe drücken muss, dafür das Geschehen endlich spannend ist. Diese gesamte Szene macht einfach nur Spaß, ist schön mit anzusehen und versorgt die Spieler sogar mit einigen gelungenen Witzen. Genau so muss eine Episode eingeleitet werden, die seine Spieler wieder von dem Abenteuer überzeugen möchte.

Wie eine andere Welt

Die Monster lassen sich leider nicht so schnell abschütteln, wie ursprünglich geplant, weshalb die Gruppe durch ein Endportal springt, das wie der letzte Ausweg scheint. Dort angekommen werden sie allerdings von Endermen überrascht. Die furchterregenden Monster jagen in „Minecraft“ die Spieler nach einem Augenkontakt und können sogar durch Türen und Wände gelangen. Mit den Augen auf dem Boden gerichtet lassen wir Lukas die Gruppe leiten, der vom weinerlichen Sympathieträger zum zickigen Möchtegern-Anführer mutiert. Dieser ist es auch, der Petras, beziehungsweise Gabriels Verhalten seltsam findet. Im anschließenden Raum aus Wolle dürfen die Spieler nun entscheiden, ob sie Lukas über die Situation aufklären oder Petras Wille berücksichtigen. Allzu große Auswirkungen hat das zwar vorerst nicht, trotzdem ist die moralische Wirkung der Entscheidung alles andere als gering. Dennoch ist Lukas wie ausgewechselt und fühlt sich wie ein anderer Charakter an, der grundsätzlich schlecht gelaunt ist. Der gesamte Enthusiasmus, etwas Gutes zu tun und anderen zu helfen, geht verloren. Das wirkt deplatziert und erscheint eher wie eine nachträgliche Entscheidung der Entwickler, in welche Richtung Lukas sich entwickeln soll. Nach dem wohl leichtesten Schalter-Rätsel aller Zeiten geht es in Sorens Forschungseinrichtung.

Einmal Enderman sein

Dank diverser Ton-Aufnahmen finden Jesse und Olivia heraus, dass Soren das Verhalten der Endermen erforscht und diese sogar trainieren will. Also durchsucht der Spieler den Raum und findet diverse Blöcke, sowie eine Anleitung für einen Gegenstand. Durch die Fenster können die beiden zudem die großen schwarzen Wesen beobachten und schließen daraus, dass das ehemalige Mitglied des Ordens sich verkleidet hat und unter diesen wandert. Genau dasselbe tut Jesse auch und baut zwischen den Monstern etwas, um den Architekten zu sich zu locken. Dadurch erregt er aber nicht nur Sorens Aufmerksamkeit, sondern auch die der anderen Endermen und muss von der lebenden Legende gerettet werden. Dieser ist ein echtes Highlight für die Gruppe, denn mit verrückten Sprüchen und einer kleinen musikalischen Einlage für die Kreaturen bietet er einen merkwürdigen Humor, der bei uns direkt zünden konnte. Doch durch das Eingreifen in den Lebensraum der schwarzen Monster befreien sie sich aus ihrer Gefangenschaft und jagen die Gruppe. Erneut ist es Jesse, der die Situation in einer spannenden Sequenz durch die vorherigen Orte rettet und die Schwäche der Endermen, Wasser, zu seinem Vorteil nutzt. Es ist einfach schön zu sehen, dass die einzelnen Szenen sehr viel spannender, abwechslungsreicher und unterhaltsamer sind, als in den beiden vorherigen Episoden zusammen. Zwar entkommt die Gruppe etwas zu leicht, wenn man bedenkt, wie stark die Endermen in der Vorlage sind, dennoch macht es einfach Spaß, mit der Gruppe zu fliehen. Der gesamte Ton wird sehr viel düsterer und die Dramatik funktioniert immer besser, zugleich bleibt jedoch eine gewisse Leichtigkeit erhalten, die alle Altersgruppen anspricht.

Die Bombe aller Bomben

Vor der endgültigen Flucht fällt Soren ein, dass er seine Formidibombe erstmal selbst bauen muss, weshalb es auf Materialsuche geht. Viel spannender als die Suche sind allerdings die Gespräche mit den Charakteren. Bis auf Olivia wirken alle ziemlich depressiv und das erste Mal kann man ihnen wirklich glauben, dass sie einfach nur Angst haben. Da das Ende nun geflutet wurde, reisen die Endermen ebenfalls in die normale Welt, weshalb die Gruppe flieht und wieder an die Oberfläche gelangt, wo Ellegaard und Magnus bereits auf sie warten. Soren ist zwar schüchtern, da er glaubt, seine ehemaligen Kameraden würden ihn nicht mögen. Doch viel Zeit für persönliche Diskussionen gibt es nicht, da der Withersturm bereits vor ihnen steht. Was folgt, ist die bisher mit Abstand beste Szene der Reihe. Der Plan für die Vernichtung ist nämlich alles andere als sicher. Jemand muss sich in die Nähe der Bedrohung begeben, dort die Bombe bauen und sie zum Monster werfen. Diese explodiert allerdings wenige Sekunden nach der Herstellung, weshalb sich der Auserwählte in Lebensgefahr begibt. Keiner der ehemaligen Helden erklärt sich dazu bereit, weshalb Jesse sich als neuer Held beweisen möchte. Die Vorbereitung wird mit einem Angebot von Ellegaard und Magnus abgeschlossen, die Jesse ihre Rüstungen anbieten. Wir entscheiden uns hier für Ellegaard, da wir mit ihr viel mehr erlebt haben und sie allgemein sympathischer wirkt. Die Zurückhaltung der Legenden, die Petra mit einem wütenden Kommentar bestraft, macht erneut Neugierig, was vor vielen Jahren tatsächlich passiert ist.

Der erste letzte Kampf

Die Aktion ist erneut wunderbar hektisch, dramatisch und spannend. Nach dem ersten Versuch wird Jesse selbst vom Withersturm erfasst und kann in letzter Sekunde doch noch die Bombe bauen und das Ungeheuer vernichten. Die gesamte Szene ist spielerisch zwar erneut nicht anspruchsvoll, bietet dafür aber visuell alles, was sich „Minecraft“-Fans wünschen können. Schneller als gedacht ist das Monster nun in seine Einzelteile zerlegt, doch merkwürdigerweise sind Soren und Ellegaard nicht bei der Gruppe. Zwar finden sie diese schnell, allerdings liegt Ellegaard im Sterben und kann nicht mehr viel machen als zu verlangen, dass Jesse alle Opfer rettet. Die Szene kommt zwar nicht an die traurigsten Momente von „The Walking Dead“ heran, ist allerdings dennoch beeindruckend. Wir hätten nicht gedacht, dass uns das Spiel emotional noch so stark erreichen würde und damit eine Szene bietet, die tatsächlich in Erinnerung bleibt. Wer Magnus Rüstung an sich nimmt, wird ihn hier in Soren Armen wiederfinden. Jesse vergeudet jedoch keine Zeit und sucht nach Leuten, die vom Monster eingeklemmt wurden. Scheinbar sind alle eingesogenen Menschen noch am Leben, doch als Jesse den Kommandoblock erreicht, baut sich das Monster wieder auf und scheint noch stärker als zuvor. Glücklicherweise wird er von Gabriel gerettet, der zwar dringend benötigt wird, jedoch nicht mehr weiß, wer er ist. Damit endet die Episode auf einem dramatischen Höhepunkt und kann erstmals wirklich Vorfreude zur nächsten Folge aufbauen.

Unsere Meinung

Mit der dritten Episode sind die Entwickler endlich da angekommen, wo sie schon in der ersten Folge hätten sein müssen. Tolle Action-Momente ersetzen das langweilige Kampfsystem, das nur noch spärlich eingesetzt wird. Auch die Geschichte erlebt einige spannende Wendungen, wie der Tod eines Helden, die Wiedergeburt des Withersturms und dem Auftauchen von Gabriel, beziehungsweise Petra. Das ganze wird durch einige nette Witze und spannende Szenen noch stärker aufgewertet und zeigt endlich, dass Telltale Games auch eine tolle Geschichte in der Welt von „Minecraft“ aufbauen kann. Lediglich Lukas wirkte unpassend, da sich sein Charakter schlagartig verändert hat, und Olivia und Axel verkommen zu bedeutungslosen Unterstützern. Auch Ruben kann in dieser Episode nicht wirklich überzeugen, jedoch war der Fokus auf andere Charaktere dringend nötig, um die Katastrophe aus der vergangenen Episode wett zu machen.