Telltale Games könnte es sich einfach machen. Mit mehreren erfolgreichen Spiele-Reihen konnten sie bei den Kritikern und Spielern punkten, die vier neuesten empfanden viele als bahnbrechend. Dennoch ruht sich das mittlerweile nicht mehr so kleine Studio nicht aus, sondern startet häufig neue Reihen, obwohl ältere noch gar nicht abgeschlossen wurden. Mit „Minecraft: Story Mode“ gehen die Entwickler nun noch einen Schritt weiter und nehmen eine der erfolgreichen Marken der letzten Jahre in Angriff. Ist ihnen das bisher geglückt, oder patzt das Studio? Wir haben es für euch herausgefunden.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. Da bei „Minecraft: Story Mode“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir in diesem Review den Handlungsrahmen, das Gameplay und die Technik ohne Spoiler vorstellen. Danach folgt zu jeder Episode ein kurzes Fazit. Weiterführend gibt es dann einen Link zum ausführlichen Review jeder einzelnen Episode, in der wir dann auf die Handlungsentwicklung und Entscheidungen genauer eingehen. Wir haben uns bemüht, auf Spoiler zu verzichten. Allerdings muss jeder ein Stück weit für sich selbst entscheiden, ob er das Spiel vollkommen ohne Vorwissen angehen möchte.

Mögen die Blöcke mit euch sein!

Eine Geschichte bot das Original nicht, weshalb sich das Studio eine eigene Ausgangssituation aufbauen musste. Die Spieler übernehmen die Rolle von Jesse, wahlweise ein Mann oder eine Frau. Mit seinen Freunden will Jesse ein Ausstellungsobjekt für die MineCon bauen und am liebsten auch gewinnen, sodass das Meisterwerk für alle sichtbar im Fokus der Feier steht. Noch besser zum Hauptgewinn ist ein Treffen mit Gabriel dem Ritter. Dieser ist einer von vier Helden, die einst den gigantischen Ender-Drachen besiegt haben und die Welt retteten. Seitdem ist es still um die Gruppierung geworden, und nur Gabriel reist durch die Orte, um den Fans ganz nahe zu sein. Doch zu einem angenehmen Treffen kommt es nicht, denn ein mysteriöser Mann erschafft eine Kreatur, die droht, die ganze Welt zu verschlingen.

Während der Weg durch verschiedene Biome des Originals verläuft, trifft die Gruppe immer wieder neue Charaktere, deren Schicksal maßgeblich von den Entscheidungen der Spieler abhängt. Besonders auffällig ist da Jesses Hausschwein, das die Comedy-Parts beisteuert. Doch auch die Freunde und Feinde bringen alle eine eigene Persönlichkeit mit, die allerdings zu stereotypisch wirken.

Ein wenig orientierungslos

Während des Spielens weiß der Spieler nie so eindeutig, in welchem Genre er sich gerade befindet. Während „The Walking Dead“ mit Horror-Elementen, vor allem aber sehr viel Drama daher kam, „The Wolf Among Us“ einen klassischen Krimi im Film-Noire-Stil bot und „Tales from the Borderlands“ vor allem durch bissige Comedy überzeugt, bleibt das alles in „Minecraft: Story Mode“ eher verhalten. Das liegt wahrscheinlich an der Zielgruppe, die seit einer sehr langen Zeit erstmals wieder deutlich jünger ist, als bei den vorherigen Abenteuern. Die Komik wirkt deshalb oft aufgesetzt, die dramatischen-Passagen scheinen leider zu seicht und allgemein fehlen noch echte Überraschungen.

Eine bekannte Welt

Obwohl die Geschichte noch ein wenig mehr bieten sollte, ist es vor allem die Welt, die Fans bei Laune hält. Das Studio hat großartige Arbeit geleistet, möglichst viele bekannte Elemente auf eine neue Weise zu verpacken, um ein authentisches Erlebnis zu garantieren. Das fängt schon bei den Objekten an, die alle aus dem Original stammen. Zwar geschieht das Bauen von Objekten durch simples Drücken der richtigen Taste, dennoch sieht das einfach gut aus und wirkt wie ein Zeitraffer-Video. Auch die Anspielungen in der Geschichte, der Nutzen der verschiedenen Blöcke und natürlich die Monster und Items sind immer gut eingebaut: Allein dadurch wird jeder Fan der Vorlage dahin schmelzen. Ansonsten komplettieren die typischen Entscheidungen das Paket, die die Geschichte erneut beeinflussen und personalisieren sollen. Das hat nie wirklich schlecht funktioniert und überzeugt auch hier wieder.

Mehr Spiel als gewohnt

Trotz der klassischen Entscheidungen und dem beschränkten Erkunden der Welt, haben sich einige größere Veränderungen eingeschlichen. Das fängt bereits vor der Episodenauswahl an, denn Jesse kann, wie bereits erwähnt, sowohl ein Mann, als auch eine Frau sein. Für jedes Geschlecht gibt es noch einmal drei verschiedene Variationen, um etwas mehr Vielfalt zu bieten. Doch auch im Spiel selbst fallen zwei Elemente besonders auf. Zum einen wäre dies das Crafting-System, das sich sehr genau an die Vorlage hält. In einigen Situationen erhält Jesse Materialien, die an einer Werkbank verwendet werden können, um Gegenstände zu erschaffen. Wer sich nicht so gut damit auskennt, darf sich auch passende Rezepte anzeigen lassen. Im späteren Verlauf muss der Spieler sogar entscheiden, welche Gegenstände er denn überhaupt bauen möchte, da teilweise mehrere Optionen zur Verfügung stehen.

Erneut eine gelungene Überraschung bietet das Kampfsystem. Während hektische Situationen noch immer über Quick-Time-Events ausgeführt werden, kommt es in regelmäßigen Abständen zu echten Kämpfen. Hier erscheint eine Lebensanzeige, und der Held darf sich sowohl nach vorne und nach hinten bewegen, um eine Mischung aus Angriffen und Verteidigung auszuführen. Sind mehrere Gegner da, muss sogar der passende erst anvisiert werden. Das ist zwar nicht besonders schwer, lockert aber das Geschehen sehr angenehm auf und bietet genügend Möglichkeiten für Variationen, wie zum Beispiel dem Wegschlagen von Feuerbällen, die anschließend den Angreifern Schaden zufügen.

Technik und Sprache

Der erste Schock dürfte bereits im Hauptmenü anstehen. Zum ersten Mal bietet das Entwicklerstudio mit dem Erscheinen der ersten Episode auch gleichzeitig deutsche Untertitel. Hierzulande kritisierten viele Spieler die Lokalisations-Strategie des Studios schon seit mehreren Jahren, und durch die größere Zielgruppe hat das Studio nun endlich reagiert.

Ansonsten dürfte „Minecraft: Story Mode“ wohl die technisch beste Arbeit der Entwickler sein. Keine Ruckler, flüssige Animationen, die direkt aus der Vorlage stammen könnten, und ein angenehmer Soundtrack überzeugen auf ganzer Linie. Nur ab und zu sinkt die Bildrate ein wenig, das fällt allerdings kaum auf. Daneben überzeugen die Sprecher, obwohl einige von ihnen ein wenig zu motivationslos daher kommen.

Fazit zu Episode Eins: „Der Orden des Steines“

Vergleicht man „Minecraft: Story Mode“ mit den ersten Episoden der vergangenen Telltale-Spiele dieser Art, enttäuscht das Abenteuer durch seine belanglose Geschichte, langweiligen Charaktere und spannungslosen Wendungen. Schaut man aber auf die Umsetzung der Welt, die neuen Ideen und der gelungenen Verarbeitung des Ausgangsmaterials, wird deutlich, dass das Studio ein Spiel für „Minecraft“-Fans erschaffen möchte. Diese können auch bereits jetzt zugreifen, alle anderen, vor allem Fans der anderen Telltale-Reihen, sollten allerdings erst noch abwarten.

» Zum ausführlichen Review der ersten Episode

Fazit zu Episode Zwei: „Montage erforderlich“

Es ist schon traurig, dass die zweite Episode noch enttäuschender ist als die vorherige. Das liegt an dem zurückgeschraubten Humor, den vielen fragwürdigen Stellen, der viel zu kurzen Spieldauer und den noch immer viel zu langweiligen Charakteren. Am Ende fühlt es sich so an, als ob die Episode einfach zu schnell auf den Markt geworfen worden sei, denn neben dem mangelhaften Gesamtpaket ist auch die Technik um einiges schlechter geraten. Nun liegen die Erwartungen so weit unten, dass wir hoffen, von der nächsten Episode positiv überrascht zu werden, man darf ja schließlich noch träumen.

» Zum ausführlichen Review der zweiten Episode

Fazit zu Episode Drei: „Am allerletzten Ort“

„Minecraft: Story Mode“ macht endlich Spaß, ist spannend und fühlt sich wie eine Telltale-Geschichte im „Minecraft“-Gewand an. Die Fehler aus der vergangen Episode werden schnell vergessen und die Spieler erleben einige dramatische Wendungen, die man so nicht unbedingt erwarten würde. Zwar erreicht das Spiel noch immer nicht ganz dieselbe Stufe wie die anderen Werke des Studios, dafür rettet die dritte Episode die gesamte Reihe und lässt hoffen, dass die nächsten beiden Folgen auf demselben Niveau bleiben.

» Zum ausführlichen Review der dritten Episode

Fazit zu Episode Vier: „Zwischen Block und Amboss“

Mit der Auflösung der Geschichte des Withersturms bieten die Entwickler von Telltale Games einige Enttäuschungen für die Fans des Studios. Jeder Strang der Geschichte, der etwas mehr Dramatik hätte bieten können, wird einfach mit der Tod des Monsters erklärt und löst sich in Luft aus. Dennoch funktioniert der Titel besonders für „Minecraft“-Fans, denn die tollen Anspielungen und bekannten Elemente fügen sich gut in die vergleichsweise spannungslose Geschichte ein. Wer also gar nicht genug von den Blöcken kriegen kann, darf gerne den Blick wagen. Alle anderen sollten lieber zu den letzten fünf Spielen des Studios greifen, denn diese bieten die deutlich besseren Geschichten.

» Zum ausführlichen Review der vierten Episode

Fazit zu Episode Fünf: „Immer her damit!“

Trotz dem unglaublich dämlichen Bösewicht und einer fragwürdigen Verkaufsstrategie ist die fünfte Folge von „Minecraft: Story Mode“ eine Besserung im Gegensatz zu den bisherigen Episoden. Der Humor kehrt zurück, die Geschichte ist kurzweilig und passt zudem auch in das Universum. Sollten die kommenden drei Episoden, die die Ereignisse nun direkt fortsetzen werden, das Niveau halten, darf man durchaus optimistisch sein, dass die zweite Hälfte weitaus zufriedenstellender ist, als die erste. Jedoch sollte man vorsichtig sein, denn das aktuelle Niveau ist nur gut, und weit von der Qualität anderer Spiele des Studios entfernt.

» Zum ausführlichen Review der fünften Episode