„Until Dawn“ hatte sicherlich nicht die einfachste Entwicklungsgeschichte. Von einem Horror-Spiel in der Ego-Perspektive, bei dem die Taschenlampe im Fokus steht, wurde der Titel zu einer interaktiven Geschichte, die durch die düstere Stimmung sowie den gelungenen Horror-Faktor im vergangenen Jahr zum Hit wurde, den auch wir in höchsten Tönen loben mussten. Als ein VR-Ableger angekündigt wurde, runzelten viele allerdings die Stirn, denn dieser stellte sich als Rail-Shooter in einer Achterbahn heraus. Ob das Experiment einmal mehr gelungen ist, oder den guten Ruf schadet, haben wir für euch in zahlreichen Kreisch-Anfällen herausgefunden.

Willkommen im Vergnügungspark

Wessen Rolle der Spieler übernimmt, wollen wir hier noch nicht verraten, um nichts vom originalen „Until Dawn“ zu verraten. Auf jeden Fall gibt es eine Geschichte, denn das Abenteuer startet in einem Wagen einer Achterbahn, die durch einen verlassenen Vergnügungspark führt. Doch während der Start noch etwas buntes an sich hat, gerät schnell alles außer Kontrolle, und der nette Mann, der zwischen den Leveln mit dem Spieler spricht, ist sicherlich kein Angestellter der Anlage.

Ja, schnell wird klar, dass es sich hierbei nicht um einen echten Park handelt, sondern um einen surrealen Trip, der nichts mit der Realität zu tun hat. Jedes Level fängt Elemente der Umgebungen von „Until Dawn“ ein, weshalb es durch Höhlen, ein Asylum, den schneebedeckten Berg sowie ein Hotel geht. Überall fühlt man sich an die Ereignisse des Spieles erinnert, doch auch eigene Elemente sind zu finden. Die Geschichte macht zwar wenig Sinn, wenn man mit dem Universum nicht vertraut ist, doch vor allem Fans werden sich sehr wohl fühlen.

Schussübungen in VR

Das Geschehen erlebt der Spieler aus der Ego-Perspektive. Die Move-Controller stellen die Hände dar, in denen man die Pistolen hält. Anschließend geht es darum die Gegner zu besiegen, die von komischen Männern über Geisterfrauen bis zu gewissen Monstern reichen. Doch auch abseits der Gegner lassen sich Kisten und andere Gegenstände abschießen, um sowohl Punkte zu sammeln, als auch den Multiplikator hochzuhalten. Vor allem in den weiteren Durchläufen beachtet man das viel mehr und erhält eine Motivation möglichst effektiv Punkte zu sammeln.

Einige besondere Kisten erleichtern das Schießen merklich, denn diese beinhalten weitere Waffen, die man temporär führen kann. Schrotflinten, Maschinenpistolen und weitere Schätze lassen die Wut der Spieler frei und ermöglichen deutlich mehr Action. Zwar ist das Zielen anfangs gar nicht so einfach, doch die Taschenlampen, die auf den Waffen sind, erleichtern das Lernen. Zwar wird man im ersten Durchlauf nur versuchen die Fahrten zu überleben, doch insgesamt vier Schwierigkeitsgerade machen Lust darauf, sie immer wieder zu wiederholen, die Ranglisten zu stürmen und alle Geheimnisse zu entdecken. Zudem gibt es viele alternative Wege, die weitere Überraschungen bereithalten. Doch ganz so actionreich und harmonisch ist das Spiel nicht, ganz im Gegenteil.

Ein Fest für Horror-Fans

Die Atmosphäre, die in „Until Dawn: Rush of Blood“ erzeugt wird, ist sensationell. Die Umgebungen wirken bereits am Anfang sehr schaurig und bizarr. Besonders im ersten Level wird einem dies gezeigt, denn der kleine Ausflug wird schnell durch Schocker aufgepeppt. Egal ob Jumpscares, sich verändernde Räume, blitzschnelle Geister, riesige Spinnen oder riesige Puppen, die den Spieler filmen, es werden so viele grandiose Momente präsentiert, dass man in jeder Sekunde Angst hat, von der nächsten Überraschung gequält zu werden. Dabei sind vor allem die surrealen Elemente gigantisch, denn sie machen einem erst klar, wie extrem Horror in VR sein kann. Und selbst die klassischen Elemente sind beeindruckend, denn das Spiel kann einem vier Mal denselben Jumpscare hintereinander auftischen, und er nutzt sich nie ab.

Doch die Abwechslung sowie die Inszenierung ist das Geheimrezept. Ein Horror-Spiel hat es nicht besonders schwer, den Spieler in VR zu gruseln, doch die Abwechslung macht daraus auch waschechten Spaß. Jedes Level führt eigene Elemente ein, und ist auch optisch abwechslungsreich. Man hat nie das Gefühl, immer dasselbe zu erleben, denn der Aufbau und die Gestaltung sind wirklich beeindruckend geworden. Ebenso bleibt die Langzeitmotivation erhalten, vor allem weil man sich auch bei weiteren Durchläufen öfter erschreckt als man glaubt. Der Körper kommt auch zum Einsatz, wenn man riesigen Kreissägen ausweichen muss. Und jedes Mal wenn es ruhig wird, bereitet man sich schon darauf vor, auf gruselige Art amüsiert zu werden. Das Spiel versucht nie besonders innovativ zu sein und ist gerade deshalb so gut geworden, denn man hat nicht vergessen auch echtes Gameplay einzuwerfen.

Technik

Zwar dürfte man sich in anderen VR-Titeln deutlich mehr mit dem Hauptcharakter verbunden fühlen, dafür taucht man in die Welt von „Until Dawn: Rush of Blood“ wahrlich ein. Denn anstatt mit Details zu sparen, ist wirklich jeder Raum, jeder Gang und jede Abfahrt auch grafisch sehr detailliert und wirkt nicht billig. Zwar hat man manchmal ein wenig zu viel Angst um sich großartig umzuschauen, dafür ist die Atmosphäre allerdings wahnsinnig dicht. Schnell fühlt man sich wirklich in der Achterbahn und wird deshalb umso mehr erschreckt, wenn Geister und Monster vor dem eigenen Wagen erscheinen.

Der Soundtrack ist ebenso gelungen, denn die unheimlich fröhliche Kirmes-Musik wird schnell mit den qualvollen Schreien der Monster vermischt. Besonders in den ruhigen Momenten ist der Einsatz leiser Töne unfassbar beeindruckend und zeigt, wie wichtig der 3D-Ton der PlayStation VR eigentlich ist. Sogar der deutsche Sprecher macht seinen Job gut, auch wenn er mit den Standardeinstellungen etwas zu leise ist. Das Tracking ist ebenso sehr präzise und verzeiht auch mal einen nicht perfekt gezielten Schuss. Alles in allem fühlt man sich also wirklich wie in einer zu realen Geisterbahn und merkt erst beim Absetzen der Brille, was für einen Effekt die audio-visuelle Wahrnehmung auf den Körper haben kann.

Da Virtual Reality einen ganz anderen Effekt auf den Spieler und das Spielgefühl hat, spiegeln wir das auch in unseren Reviews wieder. Dafür haben wir einige Richtlinien (KLICK) veröffentlicht, die euch zeigen, wie wir VR in Zukunft bewerten und worauf wir achten