Während in der vergangenen Konsolengeneration die HD-Upgrades recht umstritten waren, da sie lediglich das Bild verschärften, hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Zahlreiche Entwickler setzen darauf, alte Klassiker optisch völlig zu erneuern, damit sie den aktuellen technischen Möglichkeiten gerecht werden. Da spielerisch stets nur wenig angepasst wird, zeigt sich durch diese Methode, welche Spiele zu den zeitlosen Klassikern gehören. Genau dieser Frage muss sich auch „MediEvil“ stellen – und polarisiert dabei gewaltig.

Dunkle Magie

Der glorreiche Sir Daniel Fortesque ist der größte Held von Gallowmere. Schließlich hat er den bösen Zauberer Zarok besiegt und somit das Königreich gerettet. Allerdings starb er dabei den Heldentod, so schreiben es die Geschichtsbücher. Als der Zauberer 100 Jahre später zurückkehrt und für ewige Dunkelheit sorgen will, wird der glorreiche Ritter wiedererweckt – der gar nicht weiß, wieso seine Gruft so riesig ist. In Wirklichkeit ist Daniel nämlich als erster in der Schlacht gestorben, sodass sich die gesamte Legende als Lüge entpuppt. Das soll ihn aber nicht daran hindern, den Bösewicht endgültig zu schlagen und somit seinem Ruf gerecht zu werden.

Die Prämisse ist überaus interessant und sorgt für eine gehörige Portion Humor. Das liegt insbesondere an der Halle der Helden, die Daniel immer wieder besucht. Dort erhält er von den Geistern ehemaliger Helden mächtige Waffen, darf sich aber entsprechende Kommentare anhören, da sie die Wahrheit der Geschichte kennen. Auch die lebenden Freunde und Feinde garantieren schwarzen Humor, der gleichzeitig nicht zu zynisch daherkommt und somit einen guten Mix hervorbringt. Doch auch Fortesque selbst entpuppt sich als charmanter Protagonist, dessen Körpersprache unbezahlbar ist.

Wie neu

Wer das Spiel damals verpasst hat, wird auf den ersten Blick den Ursprung gar nicht erkennen. Die Überarbeitung ist extrem hochwertig geraten und überzeugt durch bildschöne Orte, fantastische Charaktermodelle und lebendige Animationen. Hier wird definitiv die Qualität geboten, die Toys for Bob und Vicarious Visions in den letzten Jahren bewiesen haben. Durch den allgemein düsteren Stil wird „MediEvil“ aber einzigartig, und erinnert mehr an Tim Burtons Klassiker als an typisch bunte Animationsfilme.

Gleichzeitig wurde dem erstklassigen Soundtrack endlich die moderne Aufbereitung gegeben, die er verdient hat. Das Abenteuer wird stark begleitet, und auch die deutschen Sprecher leisten einen ausgezeichneten Job. Die Ladezeiten sind ebenfalls sehr kurz, während sehr wenige Einbrüche in der ansonsten stabilen Bildrate zu keinem Zeitpunkt stören. Dasselbe gilt für die Kamera, die zwar nicht perfekt geraten ist, allerdings besser das Geschehen verfolgt als im Original. Genau so muss ein Remaster aussehen und sich anhören!

Wirklich zeitlos?

Wie bereits eingangs erwähnt, hat sich am eigentlichen Spiel nahezu nichts getan. Der Spieler läuft durch die Level, besiegt zahlreiche Feinde, entdeckt geheime Bereiche und löst überraschend interessante Rätsel, um neue Areale freizuschalten und Boss-Gegner zu besiegen. Das macht allen voran durch die vielfältigen Level Spaß, die regelmäßig versteckte Bereiche denjenigen offenbaren, die jeden Winkel durchforsten. Zudem ist auch der Schwierigkeitsgrad nicht zu niedrig geraten: Wer keine grünen Flaschen mehr besitzt, muss das Level von vorne beginnen. Das klingt frustrierend, ist im Test aber nur einmal aufgetreten. Zudem ist der zweite Durchlauf viel schneller und dabei neue Bereiche zu entdecken, ist definitiv motivierend. Auch die Rätsel können überzeugen, denn obwohl sie keine Kopfnüsse darstellen, sind die Lösungen durchaus kreativ geraten.

Ewig kontrovers wird das Kampfsystem bleiben. Es gibt nämlich kein Trefferfeedback, sodass Sir Daniel mit seinem Schwert und anderen Waffen durch die Feinde fuchtelt und auch schnell getroffen wird, wenn der Spieler nicht aufpasst. Zwar gibt es Schilder, die eignen sich aber nur für Fernangriffe, ansonsten muss man stets in Bewegung bleiben. Viele schreien nach einem Ausweich-Knopf, doch die Situation stets zu beobachten und nicht einfach in die nächste Konfrontation zu laufen, entpuppt sich als schöne Abwechslung zum Genre-Standard. Zudem gibt es zahlreiche Waffen, die sich sehr unterschiedlich führen und allesamt über einen sekundären Angriff verfügen. Haben wir schon erwähnt, dass sich der Held seinen eigenen Arm rausreißen kann, um damit Zombies zu verprügeln? Das ist auch notwendig, denn wer die besten Belohnungen möchte, muss zahlreiche Feinde besiegen, um einen Kelch zu ergattern.

Nicht nur klassisch!

„MediEvil“ ist kein langes Spiel und wird die meisten für knapp sechs Stunden beanspruchen. Glücklicherweise gibt es Gründe, das Abenteuer zu wiederholen, in Form von verlorenen Seelen. Diese gab es zuvor nicht und entpuppen sich als Nebenaufgaben. Der Twist dabei: Die Lösung der Rätsel lässt sich jeweils in einem anderen Level finden, sodass man diese aufsuchen muss, um die 100% zu erreichen. Klingt nach viel Arbeit, durch den schnelleren Ablauf sorgt das aber für zusätzliche Unterhaltung.

Angestaubte Knochen

Das Kampfsystem ist kontrovers, doch viele ärgern sich über das Speichersystem. Es kann nämlich gut sein, dass Sir Daniel bei einem Boss stirbt, woraufhin es an den Anfang des Levels geht. Wem das passiert, der hat einen guten Grund sich zu ärgern, da einige Level durchaus eine halbe Stunde beanspruchen können, wenn man jeden Winkel durchforstet. Da selbst die gesammelten Gegenstände nicht gespeichert werden, kann das zum klassischen Frust sorgen. Im Test haben wir diese Tatsache als motivierende Herausforderung gesehen, vor allem weil der eigene Spielstil deutlich vorsichtiger wird. Dennoch hätte zumindest ein gesonderter Modus hinzugefügt werden müssen, um das Spiel auf den heutigen Stand zu bringen.

Eine dicke Enttäuschung bleiben leider die Bosse, die die meisten Überarbeitungen erfordert hätten. Kaum ein Kampf ist interessant gestaltet und besteht meist darauf, die Schwachstelle zu finden und immer wieder darauf einzuschlagen. Die Kämpfe ziehen sich viel zu lang, sind nur selten imposant inszeniert und manchmal sogar eine spielerische Katastrophe. Es macht keinen Spaß, immer wieder auf bestimmte Gegner zu warten, anstatt sie direkt anzugreifen oder ihnen auszuweichen.