Das Marvel Cinematic Universe wird als eines der erfolgreichsten Kino-Projekte aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Merkwürdigerweise sieht es in der Spielelandschaft noch spärlich aus, was die berühmten Helden um Captain America und den Hulk angeht. Selbst die bereits erhältlichen Spiele können nicht restlos überzeugen, was möglicherweise auch daran liegt, dass Superkräfte in Spielen zum Alltag gehören und deshalb das Heldengefühl häufig nicht passend vermittelt wird. Nach einer halben Stunde mit „Marvel's Iron Man VR“ lässt sich festhalten, dass diese Tatsache kurz vor dem Fall steht.

I am Iron Man

Glücklicherweise beginnt das Spiel mit einem Tutorial, bevor es an die eigentliche Geschichte geht. In diesem wird auch eine wichtige Tatsache klar gestellt, die damals bei der Enthüllung noch für Verwirrung sorgte: „Iron Man VR“ ist kein Rail Shooter! Stattdessen muss das Spiel mit den Move-Controllern gespielt werden, damit sich der Spieler, der selbst zu Tony Stark wird, überhaupt bewegen kann. Um nach oben zu fliegen, müssen die Controller so gehalten werden, dass die Handflächen des Spielers nach unten gerichtet sind – schließlich befinden sich die Düsen im Iron Man-Anzug genau dort. Um derweil nach vorne zu fliegen, müssen die Hände so ausgerichtet werden, dass die Düsen nach hinten zeigen. Das liest sich in der Anleitung etwas kompliziert, dank der bemerkenswerten Immersion fühlen sich die Bewegungen aber beeindruckend natürlich an. Der Spieler steuert den Anzug genau so, wie man es aus Comics und Filmen kennt.

Auf dem eigenen Grundstück angekommen, geht es an Teil zwei des Tutorials. Natürlich kann Iron Man auch schießen, was dank Zielsymbolen genau so einfach funktioniert, wie es PlayStation VR-Besitzer von diversen Shootern gewohnt sind. Die Waffen können überladen, wer jedoch ein wenig Management einplant, wird kein Problem damit haben. Viel wichtiger ist aber die entscheidendste Design-Entscheidung. Zahlreiche Spiele werden nach dem 180 Grad-Prinzip gestaltet, denn wenn sich der Spieler von der Kamera wegdreht, können die Move Controller nicht erfasst werden. Das sieht bei „Iron Man VR“ anders aus – und lässt sich aktuell nur schwer beurteilen.

Kämpfe in 360 Grad

Bereits im Tutorial muss sich der Spieler umdrehen, um durch Ringe zu fliegen, die die erste Herausforderung darstellen. Das fühlt sich sehr ungewöhnlich an, da die Move-Controller aber immer an der Seite des Körpers gehalten werden und dadurch auch im Blick der Kamera bleiben, funktioniert das Tracking überraschend gut. Dennoch haben wir uns dabei erwischt, immer wieder in die Ausgangsposition zurückzukehren, denn diese fühlt sich am natürlichsten an. Das ist nicht unbedingt Kritik an dem Spiel selbst sondern unterstreicht, dass „Iron Man VR“ mutige Wege geht, deren Stärken hoffentlich im fertigen Spiel offensichtlich werden.

Selbst bei häufiger Nachjustierung - schließlich kann der Spieler in den Hintergrund fliegen und sich anschließend wieder umdrehen - fühlt sich das Fliegen so gut an, wie in bislang noch keinem anderen VR-Spiel. Es ist ein abgedroschenes Klischee, in diesem Fall aber wirklich der beste Weg, das Spiel zu beschreiben: Der Spieler fühlt sich wie Iron Man. Sogar die Einblendungen im Helm wurden gut designed und stören das Spielfeld nicht, geben aber gleichzeitig wichtige Informationen preis, darunter die Lebensanzeige sowie die Ausrichtung.

Tony Stark, Menschenretter

Der zweite Teil der Demo drehte sich um die wohl erste Mission im fertigen Spiel. Hier startet der Spieler als Tony Stark im Flugzeug, bis dieses von Ghost übernommen wird. Es folgt eine atemberaubende Szene, in der der Spieler den Anzug erhält und fortan dem Flugzeug folgt, kleine Schäden repariert und Gegner besiegt. Insbesondere die Dynamik zwischen den simplen Kämpfen und den Freiheiten der Bewegung fühlt sich fantastisch an und macht es zu einer echten Herausforderung, die Übersicht zu behalten. Das ist nicht negativ gemeint, denn man lernt schnell, welche Feinheiten die Systeme bieten und kann diese ausnutzen, um schnell auszuweichen und im Finale Pepper Potts in den Armen zu halten.

Einziges Manko, das hoffentlich in späteren Leveln ausgemerzt wird, ist das Leveldesign. Natürlich macht es in der Situation nur Sinn, über den Wolken zu fliegen, dadurch sieht die Szene aber weitaus weniger beeindruckend aus, als man es sich von einem Superhelden-Spiel wünschen würde. Dabei sehen die Feinde und das Flugzeug großartig aus, vor allem dank vielen Details und fantastischen Effekten. Da die Macher bereits Aufeinandertreffen mit vielen Helden und Schurken der „Iron Man“-Geschichte versprechen, machen wir uns aber wenig Sorgen darüber, dass die Missionen vor allem optisch abwechslungsreich ausfallen.