Wenn man Videospieler nach bekannten Reihen fragt, die seit Jahren mit jeder neuen Veröffentlichung noch relevant sind, dann wird man sehr oft den Prügelspiel-Giganten „Street Fighter” hören. Jetzt kehrte diese mit „Street Fighter V” zurück und wieder einmal sind die Fans gespannt, ob die etwas andere Veröffentlichungspolitik zünden wird. Wir haben uns Runde für Runde verprügelt und herausgefunden, was es mit dem Titel auf sich hat.

Mager

Wenn man sich das Hauptmenü einmal anschaut, dann merkt man, dass einiges an Modi fehlt, die man sonst immer in Prügelspielen sieht – kein Arcade, kein Score Attack, kein Time Attack. Zurück bleiben nur Online-Matches, lokale Kämpfe, eine Geschichte zu jedem Charakter, Survival und Training. Beschäftigen wir uns zunächst einmal mit dem Einzelspieler-Inhalt.

Wie viele sicherlich schon mitbekommen haben, ist dieser doch sehr schmal ausgefallen. Die kurzen Geschichten bilden einen ganz netten Rahmen für die einzelnen Charaktere, die stilistisch auch mit schönen, gezeichneten Standbildern aufwarten. Spielerisch hingegen sind sie ein Witz: In einem Best-of-One muss man gegen zwei bis drei Gegner kämpfen, die von der Schwierigkeit her sehr niedrig angesetzt sind. Zudem startet man mit einer vollen V-Trigger- und Critical Arts-Leiste, wodurch die Kämpfe sehr einfach werden. Nach knapp fünf Minuten hat man eine Geschichte durch, weshalb man lediglich zwischen ein bis zwei Stunden braucht, bis man die gesamte Geschichte durchgespielt hat. Im Juni erscheint noch einmal eine Cinematic Story-Erweiterung, die dann wahrscheinlich spielerisch nicht allzu viel verbessert, dafür aber hoffentlich durch eine spaßige Geschichte überzeugen kann.

Kaum etwas für Gelegenheits-Kämpfer

Wer ansonsten noch gerne im Einzelspieler ein wenig trainiert, ohne auf die guten aber doch meist zähen Trainings-Modi zurück greifen zu wollen, der wird mit dem Survival nur bedingt glücklich. In vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden muss man sich gegen eine Vielzahl an Gegnern nacheinander behaupten und mit den erspielten Punkten Items kaufen, die die Energie wieder auffüllen, mehr Schaden bringen oder noch andere Boni. Insgesamt ist Survival aber definitiv eine sehr gute Herausforderung, die vor allem auf den höheren Stufen für einiges an Nervenkitzel sorgen kann. Aber am Ende des Tages mangelt es bei „Street Fighter V” einfach an genug Modi, um Casual-Spieler am Ball zu halten, die nicht so oft kompetitiv online spielen oder den Anspruch haben, immer besser zu werden. Immerhin sind die Challenges im kommenden März-Update mit inbegriffen, die dann hoffentlich dafür sorgen, dass man täglich eine Motivation bekommt, das Spiel auch mal offline zu spielen und andere Charaktere sowie ihre Combos zu erlernen.

Lange Wartezeiten

Damit wären wir auch schon beim Multiplayer, der natürlich lokal wie immer perfekt funktioniert. Hier stehen keinerlei Hürden im Weg, die den Spaß bremsen könnten und man kann sich wunderbar auf die Kauleisten hauen. Auch einige Wochen nach dem Launch funktioniert leider der Online-Modus immer noch nicht optimal. Während man in den Kämpfen bis auf einige Bugs durch PC-Spieler fast lagfrei spielen kann, ist die Wartezeit zwischen den Fights fast unerträglich. Immer noch dauert es oft mehrere Minuten bis man einen neuen Herausforderer gefunden hat. Das kostet extrem viel Zeit und Nerven, wenn man einfach nur mal kurz einige Kämpfe bestreiten möchte. Da dies aber derzeit die einzige Möglichkeit ist, alleine sehr viel Zeit mit „Street Fighter V” zu verbringen, dann kann man verstehen, dass sich schnell Ernüchterung breit macht.

Gutes Gameplay als Grundgerüst

Wenn man an dieser Stelle jetzt aufhören würde, dann würde das Spiel doch sehr negativ in Erinnerung bleiben. Aber genau an dem Punkt, wo es zünden muss, knallt „Street Fighter V” so richtig. Denn das Grundgerüst auf dem alles basiert – das Gameplay – kann man kaum meckern. Die Kämpfe fühlen sich schnell sowie dynamisch an und man merkt sofort, welchen Fehler man gemacht hat. Dazu kommen die neuen Systeme V-Trigger, V-Skill und V-Reversal, die sich perfekt in das Kampfgeschehen einbinden und sowohl für Neulinge direkt verständlich sind aber auch Profis genug Tiefgang bieten, um neue Taktiken zu entwickeln. Sehr wichtig ist natürlich auch das Balancing. Hier gibt es wie immer noch einiges, woran man arbeiten kann, aber schon jetzt zeichnet sich ein gutes Gleichgewicht ab, wodurch man auch online nicht immer nur auf die gleichen Charaktere trifft.

Ein Spiel als Service

Sowieso muss man „Street Fighter V” als etwas anderes als ein fertiges Spiel sehen, das im Laden steht und ab dem Punkt bis auf Patches nicht erweitert wird. Es ist viel mehr ein Service für Prügelspiel-Enthusiasten, die vor allem kompetitiv zeigen wollen, was sie drauf haben. Dazu wird es hoffentlich durch die stetigen Updates genug Anreize geben, das Spiel auch nach und nach immer öfters einzulegen. Das System rund um Fight Money wird zudem erst ab dem zweiten oder dritten Charakter relevant, da man zuvor sehr viel davon verdient und schon nach kurzer Zeit mindestens die gewollte Menge für den ersten Kämpfer erreicht hat. Wie es in Zukunft aussieht, kann man jetzt noch nicht genau sagen, jedoch hat Capcom spielerisch ein brilliantes Grundgerüst erschaffen, das nun über die nächsten Jahre hinweg vollendet werden muss.

Bunte Optik, genialer Soundtrack, kleine Technik-Fehler

Optisch kann das Spiel durch einen sehr bunten, comichaften Stil punkten, der eine lebendige Szenerie auf den Bildschirm zaubert. Aber leider läuft dort auch einiges nicht ganz so rund, wie man es aus dem Vorgänger gewohnt war. Die Element im Hintergrund fallen mit ihren kurzen Animationszyklen und einer Framerate von 30FPS sehr stark auf. Dazu kommt es, dass sogar das Spielgeschehen manchmal auch für einige wenige Frames ins Straucheln gerät – ein No-Go im Prügelspiel-Genre. Dagegen witzig können die ganzen Clipping-Fehler der Haare und Accessoires der Kämpfer sein, was vor allem im Auswahlbildschirm auffällt. Über den Soundtrack ist dafür jeder Zweifel erhaben. Egal ob die Musik im Menü, die Tracks der Stages oder auch die Songs der Charaktere: Alles hört sich einfach phänomenal an und gibt dem Spiel genau die richtige Untermalung.