Zu „Steep” muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Ubisofts neuester Versuch ein Winter-Extremsport-Spiel für eine neue Generation zu erschaffen, ist nach mehreren Testphasen endlich erhältlich. Wir haben uns final noch einmal warme Klamotten angezogen und sind in die digitalen Alpen gereist. Was uns dabei gefallen hat und was nicht, erfahrt ihr in der folgenden Review.

Authentische Alpen als Spielplatz

Wer die Open Beta gespielt hat, der wird den Anfang von „Steep” kennen. Mit einem noch unbekannten Gesicht in der Szene zeigt man zunächst einmal, was in einem steckt. Nach dem ersten gesponserten Event von Red Bull stehen dann auch direkt die gesamten Alpen zur Verfügung. Diese bestehen aus sechs Gebieten, in denen immer ein Berg, wie das Matterhorn oder der Mont Blanc, im Vordergrund stehen. Das einzige Gebiet, das nicht direkt den Alpen nachempfunden ist, ist der Berg der Verdammten. Dies ist auch der einzige Ort, wo die Entwickler zeigen, dass sie nicht nur ernst sein wollen. Denn hier findet man neben einem sehr gut eingebautem Cameo einer anderen Ubisoft-Reihe auch noch andere Kleinigkeiten, die den Berg der Verdammten zu der interessantesten Location machen.

Ansonsten ist die Welt von „Steep” immer relativ gleich gestaltet: Man hat gefühlt fünf verschiedene Arten von Gegenden, wie Felsen, Ortschaften oder Gletscher, und diese sind dann wild auf die Gebiete aufgeteilt. Trotz dem relativ gleichen Aufbau sind die digitalen Alpen eine sehr ansehliche Spielwelt, die gerade in Ruhe mit dem Paraglider schon was meditatives hat, was auch durch die sehr gute Weitsicht erzielt wird. Sowieso sieht das Spiel auf Ferne besser aus als von Nahem. Dann springen einem oft matschige Texturen entgegen, was aber der Authentizität keinen wirklichen Abbruch tut.

Challenges & Berg-Geschichten

Spielerisch hangelt man sich von einer Challenge nach der anderen und versucht möglichst überall Gold zu holen. Die Aufgaben sind unterteilt in die einzelnen Sportarten, wie Wingsuit, Paragliding, Skier und Snowboard, sowie die Kategorien Rennen, Trick-Wettbewerb und einige mehr. Wirkliche Innovationen wird man bei den normalen 111 Challenges nicht finden, aber durch den Schnellstart-Knopf und da man meist nur knapp ein bis zwei Minuten pro Aufgabe braucht, wird man motiviert immer Gold zu erreichen. Auch wenn man immer das Gleiche macht und die Spielgeschwindigkeit im Vergleich zu anderen Titeln wie „SSX” relativ gering ausfällt, ist der digitale Wintersport durch die Spielmechaniken dennoch spaßig.

Auch wenn „Steep” kaum Innovationen wagt, sind die Mountain Stories wohl das interessanteste, was der Titel zu bieten hat. Diese sind ganz unterschiedliche Aufgaben, bei denen man Geschichten erfährt von den Bergen. Manchmal geht es einfach nur darum, den Berg hinunter zu fahren und dabei möglichst die wichtigsten Gegenden zu sehen, und ein anderes Mal muss man bestimmte Orte aufsuchen, wo Fabelwesen oder andere Legenden auf einen warten. Die Geschichten sind zwar insgesamt vielleicht nicht immer die spannendsten, aber gerade dann, wenn Bergsteiger über ihre Nahtod-Erfahrungen sprechen oder man Fabeln hört, wird ordentlich Atmosphäre aufgebaut, wie das Leben in den Bergen aussehen könnte.

Kosmetische Individualisierung

Auch wenn die Aufgaben recht motivierend sind, so gibt es auch mehrere Level-Systeme, die einem an dem Snowboard halten sollen. Neben dem übergreifenden Level, der bei Level 25 endet und schnell erreicht wird, gibt es auch noch sechs Spielstile, die man über Challenges, die man nebenher automatisch löst, auflevelt. Diese Stile belohnen einen, wenn man entweder die Gegend erkundet, viele Tricks macht, so gefährlich wie möglich fährt, neue Wege über Gletscher und Felsen auf den Pisten entdeckt, immer den ersten Platz macht oder sich möglichst viele Knochen bricht. Ein wenig Motivation kommt auch dadurch, dass man für jede Kleinigkeit mit neuen Boards, Kostümen und anderen Individualisierungsmöglichkeiten belohnt wird. Leider bemerkt man aber relativ schnell, dass diese nur kosmetischer Natur sind, weshalb es zwar ganz cool ist, wenn man sich von den anderen Spieler auf der Piste abheben kann, aber wirklich notwendig ist es nicht.

Das Zeitalter des Teilens

Da kommen wir auch zu einem weiteren Punkt. Denn die offene Welt von „Steep” benötigt auch eine stete Internet-Verbindung, da man immer zu jedem Zeitpunkt zufällig mit anderen Spielern gematched wird. Mit diesen kann man dann in eine Gruppe gehen, teilt sich die Entdeckungen und kann zusammen Aufgaben angehen. Auch eigene Challenges kann man anlegen, indem man einfach die letzte Fahrt speichert und nach gewissen Regeln dann mit allen Freunden und Spielern in einer Gruppe teilt. In der heutigen Gesellschaft ist auch das Teilen ein wichtiger Teil, weshalb man auch hier mit einem Replay-Editor in verschiedenen Kamera-Positionen seine besten Tricks oder auch Crashes direkt mit der ganzen Welt teilen kann. Wer an sowas schon bei „Skate” Spaß hatte, der wird sicherlich auch bei „Steep” ein wenig Zeit in die Funktion stecken.

Viel zu kurzlebig

Was „Steep” aber wohl das Genick brechen wird, ist die Kurzlebigkeit des Spiels. Wenn man sich nicht von einer Challenge zur nächsten hangeln möchte, dann ist spätestens nach einer halben Stunde die Luft raus. Zusätzlich ist das Trick-System einfach viel zu simpel geraten. Warum es zum Beispiel gar keine Rails in das Spiel geschafft haben, bleibt mir ein unbeantwortetes Rätsel. Auch die Snowparks haben als Hindernis Half-Pipes, die man kaum richtig verwenden kann, da man gar nicht hoch genug kommt. Das einzige, was man als Hindernisse also hat, sind Felsen, Gletscher, Bäume und Rampen – ein wenig mehr Diversität wäre auch in diesem Bereich schön gewesen. Ein anderer Aspekt, der das auch verdient hätte, ist der Soundtrack, der sehr mager ausgefallen ist und gerade, wenn man sich für eine Richtung entscheidet, viel zu schnell wiederholt.