Der nächste Mitstreiter betritt den Virtual Reality-Ring: Gerade hat Valve sein eigenes VR-Headset angekündigt. Damit sind sie in guter Gesellschaft: Oculus, Sony, Samsung und Razor gehen bereits den gleichen Weg. Doch wie viel Virtual Reality braucht der Unterhaltungselektronik liebende Mensch eigentlich?

Trends

Noch vor wenigen Jahren war „3D“ das Buzzword, bei dem jeder Unterhaltungselektronik-Fan groß aufgehorcht hat. In den Kinos konnte man relativ günstig erste Erfahrungen damit machen, der Nintendo 3DS brachte Videospiele massentauglich in die dritte Dimension, und mittlerweile bekommt man auch schon passende Fernseher hinterher geworden. Doch die ganz große Nummer ist es nicht geworden. Nun schickt sich der nächste Trend an, der erfolgreichere Wege gehen soll. Mit den Virtual Reality-Headsets wollen Valve, Oculus, Sony, Samsung und Razor das ganz große Geld machen. Doch hier stellt sich die Frage: Wollen die Kunden auch das ganz große Geld in diese Geräte stecken?

Modellschau

Die ganz große Frage zu Beginn wird sein, mit welchem Gerät man eigentlich in die virtuellen Welten abtauchen will. Entscheidet man sich – warum auch immer – für sein Samsung Smartphone, gibt es dazu das passende VR-Gerät, vor das man einfach nur das passende Handy klemmen muss. Bei den Konsolenspielern werden vorerst nur die PlayStation 4-Besitzer dank Project Morpheus in den Genuss kommen. Für den PC ist die Auswahl natürlich am größten: Valve lässt sich von HTC das „Vive“ bauen, Oculus schickt das hauseigene „Oculus Rift“ ins Rennen und Razer bastelt auch selbst am OSVR.

Das überarbeitete Modell von Project Morpheus

Qual der Wahl

Der geneigte Videospieler hat daheim zwischen ein und drei aktuellen Heimkonsolen und/oder einen spieletauglichen PC. Er hat also bereits jede Menge Geld investiert, um eine Grundlage für sein Hobby zu haben. Dazu kommen dann natürlich noch die Spiele. Bei vielen davon kann er sich entscheiden, für welche Plattform er sie sich kauft. Doch natürlich gibt es auch exklusive Titel. Und hier wird nun bei den VR-Headsets ebenfalls die Frage aufkommen, wofür man seinen Sparstrumpf leeren soll. Die Entscheidung fällt natürlich in erster Linie nach der Plattform – wer am liebsten auf seiner PS4 zockt, braucht kein Oculus Rift. Doch wer zusätzlich noch am PC spielt oder hauptsächlich auf diesem, der muss tiefer in die Tasche greifen.

Inkompatibel

Das Problem: die VR-Headsets sind nicht einfach austauschbar wie ein Monitor am PC oder ein Fernseher an der Spielekonsole. Sie bringen unterschiedliche Technik mit, zum Beispiel bei der Erkennung der Bewegungen des Kopfes. Valves Vive hat sogar eigene Controller im Gepäck, die Bewegungen erkennen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass für die unterschiedlichen Headsets nicht nur angepasste Fassungen von Spielen kommen werden, sondern zum Teil sogar Exklusiv-Titel. Wer hier die Nase vorn hat und die meisten exklusiven Spiele bekommen wird, muss sich erst noch zeigen. Valve hat dank Steam schonmal eine gute Basis unzähliger Spiele. Hier werden sich wahrscheinlich die Indie-Entwickler direkt überschlagen, um zu den ersten zu gehören, die Spiele für das Gerät rausbringen. Oculus hat dagegen den zeitlichen Vorteil, denn schon seit zwei Jahren sind einige Entwicklerkits im Umlauf. Darüber hinaus gehört das Unternehmen Facebook, und es wurde uns doch sehr wundern, wenn Mark Zuckerberg da nicht ein paar Milliönchen springen lässt, wenn das Gerät softwareseitig ein wenig mehr Dampf benötigt. Razer dürfte die Rolle des Außenseiters einnehmen. Doch auch wenn Sony auf der PlayStation 4 keine Konkurrenz hat, haben sie sich offensichtlich ein wenig unter Druck gesetzt gefühlt. Project Morpheus hat ein Upgrade erfahren, und bietet nun technisch einen deutlichen Sprung nach oben im Vergleich zu den Daten vom letzten Jahr.

Valves Hive, hergestellt von HTC

Startschuss

Valve hat bereits angekündigt, dass Ende des Jahres Vive in die Läden kommen soll, Project Morpheus soll in der ersten Jahreshälfte 2016 folgen. Bei der restlichen Konkurrenz gibt es dazu noch keine Aussagen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass keiner den anderen davon ziehen lassen will. Für den Kunden hat der Konkurrenzkampf dann hoffentlich den Vorteil, dass man sich an erster Stelle mit dem Preis attraktiver machen möchte. Doch wie bereits oben erwähnt, die Entscheidung, welches der VR-Headsets man sich zulegen sollte, hat noch weitere Faktoren: Unterschiedliche Technik gepaart mit der Software. Ob hier also ein früher Kauf sinnvoll ist, darf bezweifelt werden. Man erinnere sich nur an den Kampf BluRay gegen HD-DVD vor knapp 10 Jahren. Obwohl beide technisch auf Augenhöhe waren, ist eines der beiden Medien sehr schnell in der Versenkung verschwunden.

Ein Blick in die Kristallkugel

Fangen wir mit dem Nischenprodukt ab: nur die Wenigsten dürften sich ihr Smartphone vor eine VR-Brille klemmen wollen, selbst wenn hier der Preis für das Headset an sich am geringsten ausfallen wird – die Technik steckt ja bereits im Handy. Sonys Project Morpheus dagegen dürfte die Massen begeistern, wenn auch hoffentlich die Unterstützung weitaus mehr interessante Spiele vorbringt als vergangene Hardware-Experimente wie EyeToy oder Move geboten haben. Im PC-Bereich wird es ein harter Kampf zwischen Valve und Oculus. Doch wie gesagt: wer am ersten Tag zugreift, darf sich am Ende nicht ärgern, wenn es die falsche Wahl war! ________________________________________

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