Zukunftsmusik seit Jahrzehnten, in den letzten Jahren und Monaten konstant präsenter geworden und nun kurz vor dem großen Durchbruch? Nächstes Jahr soll es jedenfalls soweit sein, und erste Hersteller wie Oculus und Sony möchten ihre Virtual-Reality-Plattformen auf den Markt bringen. Oculus Rift und Project Morpheus, pardon, PlayStation VR waren zudem auf der gamescom 2015 schon prominent vertreten und konnten von vielen Besuchern ausprobiert werden. Auch die Redaktion von PS-Now konnte sich dadurch, in den meisten Fällen zum ersten Mal überhaupt, einen eigenen Eindruck von Virtual Reality aus erster Hand machen. In diesem Artikel möchten wir euch nun von unseren Meinungen zur futuristischen Technik berichten.

Alex – Angespielt: „The Assembly“ auf PlayStation VR

Für mich war es das erste Mal, dass ich eine VR-Brille ausprobieren konnte. Ich beobachte die Entwicklung der verschiedenen VR-Modelle zwar mit Spannung, hatte aber nie die Möglichkeit, die Technik selbst auszuprobieren. Meine größte Befürchtung war daher, dass mein Körper mir einen Streich spielt und mit Übelkeit reagiert. Glücklicherweise war es nicht so. Meine ersten VR-Momente waren natürlich etwas unbeholfen. Da die erste Szene ausschließlich auf Schienen stattfand, versuchte mein Körper bei der ersten ruckartigen Bewegung diese auszugleichen. Das war der Moment, an dem mir tatsächlich kurzzeitig etwas übel wurde. Sobald ich aber mich selbst mit dem Controller durch den virtuellen Raum bewegen durfte, hatte ich keinerlei Probleme mehr. Die Entwickler von „The Assembly“ haben viel Zeit damit verbracht, eine funktionierende Steuerung zu entwerfen, die zu keiner Motion Sickness führt – mit Erfolg. So konnte ich mich an den Eindrücken ergötzen. Es fühlte sich schon sehr aufregend an, als ich vor einem riesigen Tor stand, das in einen gefühlt 100 Meter hohen Berg eingelassen wurde. Ich denke, genau solche Momente und Aussichten werden die tatsächliche Stärke von VR sein.

Allerdings gibt es von meiner Seite noch einige Punkte, von denen ich noch nicht ganz überzeugt bin. Wie gut lassen sich die verschiedenen Spiele-Genres im virtuellen Raum umsetzen? Was ist, wenn man aus der Ego-Perspektive in die dritte Person wechselt? Außerdem hoffe ich, dass die Auflösung der finalen VR-Modelle noch einmal aufgestockt wird. Durch viele Experimente habe man festgestellt, dass der Detailgrad mit am wichtigsten für eine gute Immersion sei, wie mir die Entwickler verrieten. So oder so: Wir stehen womöglich vor einer der wichtigsten Technologie-Entwicklungen seit dem Wechsel von der 16 Bit-Ära zu den 3D-Konsolen. Ob VR sich tatsächlich durchsetzt, wird davon abhängen, was die Entwickler aus den Möglichkeiten herausholen. An kreativen Ideen sollte es allerdings nicht mangeln.

Burak – Angespielt: „War Thunder“ auf PlayStation VR

In „War Thunder“ steuert man einen Kampfjet durch eine Berglandschaft, in der man auf weitere feindliche Kampfjets trifft und diese abschießen muss. Die meiste Zeit bin ich jedoch durch die Gegend geflogen und habe mich hauptsächlich mit der Steuerung und der Virtual Reality vertraut gemacht. Wesentlich ist dabei, dass die VR-Brille bestens angebracht sein muss, da bereits bei kleineren Lücken das Bild verschwimmt und das Erlebnis beeinträchtigt wird. Sobald man jedoch seine Einstellungen bis in jede Kleinigkeit beachtet hat, ist die Virtual Reality sehr überzeugend. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, in einem Kampfjet zu sitzen, und konnte aus der Höhe sehr gut die Berglandschaft erkunden.

Allerdings ermüdet die Erfahrung viel schneller als gewöhnliche Videospiele, sodass ich nach kürzester Zeit doch genug von dem Erlebnis hatte. Zudem missfällt es mir bislang, dass man beim Spielen vollkommen von der Umgebung abgetrennt wird. Das einmalige Gefühl, in einem Kampfjet zu sitzen und durch die Lüfte zu fliegen, ist aber durchaus nett gewesen.

Citronat – Angespielt: „P.O.L.L.E.N.” auf Oculus Rift DK2

Wie so einige primär auf Virtual Reality ausgelegte Spiele, setzt „P.O.L.L.E.N.” voll auf Immersion. Der Titel soll im nächsten Jahr für den PC sowie die PS4 erscheinen und unter anderem Oculus Rift, HTC Vive und auch PlayStation VR unterstützen. In der Rolle eines nicht näher benannten Protagonisten findet man sich in einer verlassenen Raumstation wieder und muss herausfinden, was dort geschehen ist. Dabei war es den Entwicklern schon sehr wichtig, dass jedes Element auf der Station realistisch verwendbar ist. Sieht man etwas, das irgendwie greifbar aussieht, kann es auch hoch gehoben werden. Wirkliche Rätsel konnte ich noch nicht lösen, da das Spiel doch auch noch mit einigen Bugs zu kämpfen hatte, aber trotzdem hat man erst einmal versucht, mit allem herum zu experimentieren. Da wird auch mal auf einer verlassenen Raumstation alles Mögliche in eine Mikrowelle gepackt, nur um ein paar Funken zu sehen. Wie nützlich diese Art der Immersion dann beim Fortschritt des Spiels an sich sein wird, konnte sich in der kurzen Session noch nicht herauskristallisieren. Aber für den kurzen Moment war man wirklich in der Spielwelt gefangen und ist trotz der bedrohlichen Stimmung wie ein kleines Kind im Süßigkeitenladen herum gelaufen, um zu schauen, was passiert, wenn man bestimmte Dinge miteinander kombiniert oder welche kleine Spielerei im nächsten Raum auf einen wartet.

Ich bin es mittlerweile gewohnt, immer mal wieder ein Virtual-Reality-Headset auf dem Kopf zu haben, aber trotzdem ist es immer wieder die Erfahrung wert. Vor allem bei „P.O.L.L.E.N.” haben die Entwickler bewiesen, dass sie sich den neuen Raum, den ein Headset erzeugt, zu Nutze machen und damit eine fesselnde Welt basteln können. Bis auf Spielereien, die für eine Messe-Demo genau richtig waren, gab es zwar noch nicht viel zu sehen, aber mit einem VR-Headset wirkte das Gezeigte zumindest bei der Atmosphäre und natürlich der Immersion schon sehr überzeugend. Ob das finnische Team von Mindfield Games aber spielerisch mehr Abwechslung bieten kann als zum Beispiel „Gone Home”, muss sich noch zeigen. Letzteres haben die anwesenden Entwickler im Übrigen immer wieder als Beispiel angegeben, wenn es darum geht, was „P.O.L.L.E.N.” alles besser macht. Aber eins ist jetzt schon sicher: Durch Virtual Reality werden Walking Simulator um ein Vielfaches besser und werden trotz ihrer Schwäche im Gameplay zu einer beeindruckenden Erfahrung. Ich persönlich bin mir sicher, dass selbst wenn VR im nächsten Jahr erscheint und floppt, es eine der wichtigsten Neuheiten für Videospiele der letzten Jahre ist.

Tobias – Angespielt: „Blind“ auf Oculus Rift DK2

Virtual Reality, die vollständige Immersion in eine virtuelle Spielwelt, funktioniert an sich ja recht gut. Als ich nach unten geschaut habe und dort meine virtuellen Hände erblickt habe, die genauso wie mein Sichtfeld meine realen Bewegungen imitierten – das war eine interessante Erfahrung, und die dahinterstehende Technik beeindruckt mich. Trotzdem halte ich persönlich gar nichts von VR: Völlig von der Außenwelt abgetrennt zu sein, behagt mir überhaupt nicht, zudem ist mir besonders beim Kameraschwenk per Kopfdrehen übel geworden. Motion Sickness ist zwar generell ein großes Problem für mich, doch wenn die Wahrnehmung von Auge und Ohr nicht mit dem übereinstimmt, was man fühlt, dann schlägt der Körper von Natur aus Alarm. Manche mögen sich daran gewöhnen oder das gar nicht erst so intensiv empfinden, doch bei mir hat die Übelkeit die Demo-Sitzung quasi ungenießbar gemacht. Hinzu kommt, dass man in einem großen freien Bereich spielen muss und am besten noch von einer außenstehenden Person Hilfe bekommt, immerhin sieht man seine richtige Umgebung ja nicht mehr. Das von mir angetestete Spiel eines kleinen italienischen Entwicklers bietet zwar ein interessantes Konzept, wegen vieler noch enthaltener Bugs und meinem besagten Problem mit Motion Sickness habe ich davon aber nur wenig mitbekommen.

VR mag sicher geniale neue Ideen ermöglichen, aber für mich handelt es sich ganz einfach um nicht mehr als eine Spielerei, die nichts ermöglicht, was sich nicht auch auf einer Konsole umsetzen ließe. Zumindest was die nahe Zukunft betrifft, glaube ich nicht an einen großen Durchbruch der Technik. Die wirklich Technik-Begeisterten – und Übelkeitstoleranten – werden sicher viel Spaß mit der Virtuellen Realität haben, doch für mich persönlich ist das absolut nichts.